Lenzburg
Schulraum wird knapp — Muss die Oberstufe künftig am Mittwochnachmittag ins Turnen?

Der Stadtrat prüft verschiedene Entlastungsmassnahmen für den knapp gewordenen Schulraum in Lenzburg. Eine Arbeitsgruppe sei daran, seit dem vergangenem Frühling verschiedene Lösungsansätze zu erarbeiten.

Ruth Steiner
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Die Schulanlage Angelrain mit den Schulhäusern «Bleicherain», «Angelrain» und «Mühlematt» (v.r.). Letzteres soll mittelfristig ausgebaut werden.

Die Schulanlage Angelrain mit den Schulhäusern «Bleicherain», «Angelrain» und «Mühlematt» (v.r.). Letzteres soll mittelfristig ausgebaut werden.

Michael Küng

Der Stadtrat hat es schon früher nicht verhehlt: Er hatte nicht damit gerechnet, dass es bereits wenige Jahre nach den Investitionen von über 25 Millionen Franken ins Primarstufenzentrum Angelrain und in den Oberstufencampus Lenzhard wieder knapp werden würde in den Lenzburger Schulzimmern. Und trotzdem sagte Stadtammann und Bildungsminister Daniel Mosimann an der Sitzung des Einwohnerrats vorgestern Donnerstag leicht enerviert: «Lenzburg muss nicht auf Teufel komm raus neuen Schulraum schaffen.»

In seiner schriftlichen Antwort auf einer Anfrage der Grünliberale Partei (GLP) zur «Schulraumplanung in Lenzburg» bestätigt der Stadtrat jedoch bereits früher gemachte Aussagen, wonach bei den Kindergärten und in der Primarschule «dringender Handlungsbedarf besteht». In den mündlichen Erläuterungen zur Anfrage sagte der Stadtammann, dass seit vergangenem Frühling eine Arbeitsgruppe Schulraum daran sei, verschiedene Lösungsansätze zu erarbeiten.

So sieht die kurzfristige Planung aus: Mit der Auslagerung der Tagesstrukturen und des Mittagstisches in die «Bleiche»sollen im Schulhaus Angelrain 2,5 Schulzimmer für den Schulbetrieb frei werden.

Bisher schulfreier Mittwochnachmittag wird diskutiert

Damit die Bezirksschule nicht fünffach geführt werden muss, werde angestrebt, dass Möriken-Wildegg auf das Schuljahr 2020/2021 Bezirksschüler aus Rupperswil übernehme. Lenzburg und Möriken-Wildegg unterstützen sich bereits seit Jahren, damit beide Bezirksschulstandorte aufrechterhalten werden können.

Die Überlegungen der Schulraumplaner gehen sogar soweit, dass der bisher schulfreie Mittwochnachmittag zur Debatte gebracht werden soll. Zumindest für die Oberstufe. «Die Kapazitäten der sechs Turnhallen reichen aktuell knapp. Eine Belegung der Turnhallen am Mittwochnachmittag durch Oberstufenklassen würde die Situation entspannen», ist der Stadtrat überzeugt. Die betroffenen Schulklassen würden gegebenenfalls an einem anderen Wochentag frei bekommen.

Projekt Tagesschule kommt auf die Agenda

Mittelfristig soll jedoch die zweite Etappe des Schulhauses Mühlematt in Angriff genommen werden. Im Finanzplan sind in den Jahren 2021 bis 2023 dafür 5,3 Millionen Franken eingestellt. Nebst Klassenzimmern, Gruppenräumen und Kindergarten sollen im Zusammenhang mit dem «Mühlematt»-Neubau «vertiefte Überlegungen zur Realisierung einer Tagesschule Lenzburg gemacht werden», schreibt der Stadtrat.

Die Bevölkerung in Lenzburg und damit die Zahl der Schülerinnen und Schüler sowie die Inanspruchnahme der schulergänzenden Kinderbetreuung nehme zu, hält der Stadtrat weiter fest. «Aus diesen Gründen sind die stetige Beobachtung und Neubeurteilung des Raumbedarfs für Schule und Betreuung eine Notwendigkeit.»

Martin Geissmann, der die GLP-Anfrage eingereicht hatte, kommentierte die Antwort des Stadtrat so: «Ich bin überrascht, dass der Stadtrat überrascht ist angesichts der Bautätigkeit in den der vergangenen Jahren in Lenzburg.» Wieder würden total 8,5 Millionen Franken für Schulbauten ausgelöst. «In einer derart kurzen Zeit ist das planerisch unschön.»