Niederlenz
Schmiergeld-Vorwürfe gegen Gemeindeammann von Niederlenz

Eine anonyme Gruppe beschuldigt Gemeinderat und Verwaltung von Niederlenz der Vetternwirtschaft und Korruption. Ammann Maurice Humard hat deshalb das Gemeindeinspektorat eingeschaltet. Dieses spricht von gravierenden Anschuldigungen.

Pascal Meier
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Anonymes Schreiben.

Anonymes Schreiben.

Aargauer Zeitung

Die Vorwürfe sind happig: Maurice Humard soll bestechlich sein und habe sich bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen schmieren lassen. Insgesamt mindestens 215 000 Franken soll der Niederlenzer Gemeindeammann in den vergangenen sieben Jahren eingesackt haben.

Dies schreiben fünf Gewerbetreibende aus der Region und ein früherer Gemeinderat einer Nachbargemeinde in einem Brief an Humard. Die Geschäftsleute haben laut eigenen Aussagen jahrelang für die Gemeinde Niederlenz gearbeitet - und selbst Schmiergeld bezahlt.

Schwere Vorwürfe ohne Beweise gegen Gemeindeammann: Maurice Humard fordert die anonyme Gruppe auf, Farbe zu bekennen.

Schwere Vorwürfe ohne Beweise gegen Gemeindeammann: Maurice Humard fordert die anonyme Gruppe auf, Farbe zu bekennen.

AZ

Im Schreiben, das der az Aargauer Zeitung zugespielt wurde, werden auch die Angestellten der Gemeindeverwaltung frontal angegriffen und beschuldigt, mit dem Gemeinderat unter einer Decke zu stecken. Die az zitiert bewusst nicht aus dem Schreiben, da dieses anonym verfasst wurde und die Vorwürfe zum jetzigen Zeitpunkt sehr allgemein und nicht belegt sind.

Humard soll in die Offensive gehen

Zu erkennen geben wollen sich die Kritiker erst, wenn Gemeindeammann Maurice Humard von sich aus in die Offensive geht und die Namen jener Firmen nennt, von denen er Schmiergeld angenommen habe. Die Gewerbetreibenden kündigen an, dann ebenfalls die Verantwortung für die Zahlungen zu übernehmen.

Für Gemeindeammann Maurice Humard ist das Schreiben ein Schlag ins Gesicht. «Wir wissen nicht, wer den Brief geschrieben hat - und weil es keine Beweise für die Vorwürfe gibt, können wir uns nicht verteidigen», sagt Humard und lässt durchblicken, dass ihm der Vorfall nahe geht. Persönlich angegriffen fühlt sich auch Gemeindeschreiber Thomas Steudler: «Das ist ein unschöner Rundumschlag gegen sämtliche Gemeinderäte, die Angestellten der Gemeinde und alle Kommissionsmitglieder.»

Woher das Schreiben stammt, ist nicht bekannt. Weil in diesem auch der umstrittene Verkauf des Gemeindelandes «Oberer Steinler» erwähnt wird, könnte der Verdacht auf die Gegner des Landverkaufs fallen, gegen den das Referendum ergriffen worden war. Das Referendumskomitee distanziert sich jedoch klar vom Schreiben und verurteilt dieses.

Kanton berät den Gemeinderat

Obwohl der Gemeinderat grundsätzlich nicht auf anonym erhobene Vorwürfe reagiert, geht Maurice Humard in die Offensive. Er hat deshalb am Freitag an der Gemeindeversammlung über die Vorwürfe informiert. Und die Urheber öffentlich aufgerufen, Farbe zu bekennen: «Wer den Brief geschrieben hat, soll sich beim Gemeindeinspektorat melden und dort alle Fakten vorlegen», sagt Humard.

Dieses ist bereits in der Sache aktiv geworden. Gestern Abend hat eine weitere Sitzung zwischen Gemeinderat und Vertretern des Inspektorats stattgefunden. «Wir lassen uns beraten, wie wir mit der Situation umgehen sollen», sagt Humard. Erstaunt über den Fall ist man auch beim Kanton. «Ein solches Schreiben ist bei uns noch nie auf den Tisch gekommen», sagt Yvonne Reichlin-Zobrist, Chefin der Gemeindeabteilung. «Die Vorwürfe sind gravierend.»