Dank der «Astra Bridge» können Baustellen künftig überfahren werden. Gestern wurde das erste Element nach Rothrist gebracht. Die Konstruktion kostet 20,5 Millionen Franken.
Was der Bund da in Auftrag gegeben hat, ist in dieser Art eine Weltneuheit. Mit einer grossen Aargauer Beteiligung. Das Projekt «Astra Bridge» wird von der Astra-Filiale Zofingen aus gesteuert. Und die Firma Senn aus Oftringen kann Stahlgerüste im Wert von 14 Millionen Franken liefern (als Teil einer Arge mit Marti, Moosseedorf BE). Eingesetzt wird die neue Wunderwaffe gegen Baustellen-Staus erstmals im Kanton Solothurn: Ab April/Mai 2022 auf dem Abschnitt Luterbach-Recherswil. Diese während der Belagssanierung, die zwei Jahre dauern wird. Gestern wurde das erste Element (Portal genannt) der Baustellenbrücke nach Rothrist gebracht, wo in der Autobahnschlaufe Wiggertal eine Teststrecke und der Lagerplatz für die «Astra Bridge» entstehen. Die gesamte Anlage wird 20,5 Millionen Franken kosten – inklusive der Kompensation der Fruchtfolgefläche Wiggertal in Schmiedrued.
Die «Astra Bridge» soll künftig primär auf der A1 und der A2 eingesetzt werden. Insofern war der Lagerplatz in der Wiggertal-Schlaufe naheliegend. Wegen des schlechte Wetters ist sein Bau etwa um sechs Wochen verspätet – die Brückenteile werden noch provisorisch gelagert. Ebenfalls wegen des vielen Niederschlags konnte mit dem Bau der Fruchtfolgeflächen noch gar nicht begonnen werden.
Die «Astra Bridge» wird laut Projektleiter Jürg Merian 236 Meter lang sein. Sie besteht aus 18 Portalen (mit je acht Pneurädern), Zwischenstücken sowie zwei Rampen aus 8 Teilen. Die Steigung der Rampen beträgt 6,1 Prozent. Das ist zwar nicht sehr steil, wird aber gemäss Astra-Direktor Jürg Röthlisberger als mögliches Risiko angesehen. Dies, weil die Verkehrsteilnehmer wegen der ungewohnten Situation massenhaft stark abbremsen und so einen Stau auslösen könnten.
Die «Astra Bridge» ist oben zweispurig (Tempo 60), unten wird auf einer Spur (4 Meter breit) gearbeitet. Unter der Brücke hat es in der Höhe 3,1 Meter Platz. Das reicht zwar für Teermaschinen (ohne Dach), aber nicht für Lastwagen. Deshalb ist seitlich (neben der Brücke) eine Logistikspur nötig. Diese kann notfalls, etwa bei einem Unfall auf der Brücke, als Umfahrungsspur eingesetzt werden.
Die Brücke wird jeweils nachts ab 1 Uhr um 100 Meter verschoben. Im Fall der Solothurner Belagserneuerung wird das häufig im sogar Ein-Tages-Rhythmus der Fall sein. Die «Astra Bridge» fährt autonom, ist GPS-gesteuert. Während der Verschiebung müssen die Rampen hydraulisch leicht angehoben werden. Der Verkehr wird dann auf die Gegenfahrbahn umgeleitet.
Es sei ein «harter Kampf» gewesen, den Auftrag zu erhalten, erklärt Jörg Senn von der Firma Senn AG in Oftringen. Während Senn die Stahlkonstruktionen liefert, kommen vom Arge-Partner Marti die hydraulischen Teile und die Motoren. Im Stahlbau eines Portals stecken bis 800 Mannstunden. Die Stahlgerüste werden für die Endmontage nach Moosseedorf gefahren und von dort auf den Lagerplatz an der A1 in Rothrist zurück gebracht. Im Herbst soll dort die ganze Brücke erstmals in voller Länge stehen und sich testweise leicht bewegen.
Der Bau der «Astra Bridge» ist zwar eine erfreuliche Nachricht für die Automobilisten. Aber allzu viel wird er nicht zu ihrem Wohbefinden beitragen. Denn, so Jürg Röthlisberger, nur 0,3 Prozent aller Staustunden werden durch Baustellen verursacht. Aber: «Mit Nachtarbeit kommen wir immer weniger durch. Wir brauchen neue Ideen.»