Ihr Stand steht abseits vom Herbstmarkt, aber die Düfte locken viele Besucher zur Bäckerei Konditorei Hächler: Apfel-, Marmelade- und Vanilleberliner sind beliebt. Die Frittiermaschine brutzelt ununterbrochen vor sich hin.
Dampf steigt aus der grossen Pfanne, ein süsslicher Duft liegt in der Luft. Mit einem Rührbesen mischt der Marktfahrer die beige Masse. «Rahmtäfeli» steht auf dem Schildchen geschrieben. Ich bleibe kurz stehen und schlängle mich dann weiter: durch die Stände des Seenger Herbstmarkts. Vorbei an Spielwaren, Bücher, Tortellini, Edelsteinen, Waffeln und Schmuck. Auf dem «Original Seetaler Carousel» drehen Kinder ihre Runden.
Wo die Reihe der Marktstände entlang der Schulstrasse durch die Poststrasse unterbrochen wird, biege ich ab: Mein Ziel ist die Bäckerei Konditorei Hächler, rund 50 Meter vom Rummel entfernt. Wie erlebt das traditionelle Geschäft, dessen Stand allein abseits und direkt vor dem Laden steht, den Herbstmarkt?
Hefeteigkugeln schwimmen auf dem Pflanzenfett. Es brutzelt. Hinter dem überdachten Holzstand dreht Bäckermeister Max Hächler mit zwei Plastikstäbchen die Kugeln. Er begrüsst mich herzlich. «Noch ist nicht viel los», sagt der Geschäftsführer. Ich blicke auf die Bleche, die neben der Frittiermaschine liegen. Sie sind gut gefüllt: Apfel-, Marmelade und Vanilleberliner, Zigerkrapfen, Schenkeli, Laugenbrezel, Grittibänzen, Marktbrot und Lebkuchen. Auf einer Wärmeplatte drehen sich die Wurstweggen im Kreis. Ein Gaumenschmaus, was vor mir liegt.
Max Hächler fischt die frittierten Hefeteigkugeln aus dem Fett, steckt sie an die Berlinerfüllmaschine und wendet sie in der Zucker-Zimt-Mischung. Fertig sind die Aprikosenberliner. Aprikosen? «Bei uns ist das so üblich», sagt Verkäuferin Bea Steiner und fügt mit einem Lachen an: «Weil der Chef die mit Aprikosen lieber mag.» Ich blicke zu Hächler, er nickt und sagt: «Nur wenn Markt ist, gibt es bei uns auch Berliner mit Himbeeren.»
Berliner ist die Spezialität, die von den Standbesuchern am meisten gefragt ist. Über 1000, erklärt der Geschäftsführer, werden verkauft. Zum Vergleich: An einem normalen Arbeitstag gehen in der Bäckerei Konditorei rund zehn Mal weniger Berliner über die Geschäftstheke. Bis zu zehn Stück verpacken Bea Steiner und ihre Kollegin Christine Gloor aufs Mal. Kein Wunder brutzelt es in der Frittiermaschine neben mir ununterbrochen.
Vom Rummel an der Schulstrasse ist wenig zu spüren. Nur die bunten Luftballons der Kinder und die regelmässigen Menschengrüppchen, die aus dem Bus steigen, erinnern mich: Es ist Herbstmarkt! Die Zeit vergeht. Die Bleche – nicht nur die der Berliner – leeren sich. Mütter mit ihren Kindern, ältere Menschen, Jugendliche, Mittvierziger, Arbeiter, Freunde. Sie alle stehen Schlange, halten einen Schwatz mit dem Bäckermeister oder den beiden Verkäuferinnen.
Auf einem kleinen Serviertablett offeriere ich den Wartenden «Probiererli» von Zigerkrapfen. «Damit die Besucher auf den Geschmack kommen», sagt Max Hächler lachend zu mir. Eine ältere Besucherin nimmt einen Bissen: «Mmm ... das ist aber lecker. Geben Sie mir auch zwei davon», sagt sie zu Verkäuferin Christine Gloor. Kurz vor Mittag wird es hektisch: Verschiedene Gebäcke sind aus, nur der Zucker schimmert von den Blechen. Der Bäckermeister rennt vom Stand in die Backstube und zurück. Acht Mitarbeiter sind beschäftigt, für Nachschub zu sorgen. Es wird geknetet, gemischt, gefüllt und in den Ofen geschoben. «Rund zwei Stunden dauert es, bis die Hefeteigkugeln schliesslich frittiert werden können», sagt der Sohn des Bäckermeisters, Daniel Hächler. Jetzt bereits fertig sind die Vanilleberliner: Ein weiteres volles Blech erreicht den Stand.