Othmarsingen
Erste Petition im Dorf: 356 Othmarsinger kämpfen für ihren Schulweg

Der Othmarsinger Blumenweg soll ausgebaut werden, gegen den Willen der Anwohnerinnen und Anwohner. Nun haben diese dem Gemeinderat die erste Petition im Dorf seit Menschengedenken überreicht. Die soll das Projekt stoppen.

Florian Wicki
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Blumenrain-Anwohner Ake Strinning (links) übergibt Gemeindeammann Hans Rätzer und Gemeindeschreiberin Nicole Wernli die Petition.

Blumenrain-Anwohner Ake Strinning (links) übergibt Gemeindeammann Hans Rätzer und Gemeindeschreiberin Nicole Wernli die Petition.

Florian Wicki

Inzwischen ist sie abgelaufen, die Auflagefrist des Baugesuchs zur Erschliessung des Othmarsinger Blumenrains und zum Ausbau dieser Strasse inklusive einer Tiefgaragenein- und Ausfahrt.

Zur Erinnerung: In Othmarsingen kämpft mit den Blumenrain-Anwohnern ein ganzes Quartier gegen dieses Bauprojekt. Sie befürchten, mit der breiteren Strasse werde die Sicherheit der Kinder auf derselben – immerhin einer der Hauptschulwege des Dorfes – gefährdet. Dies, da der Schleichverkehr laut Anwohnern und trotz teilweisem Fahrverbot bereits jetzt zunehme und sich die ganze Situation zusätzlich verschlimmere, wenn die Strasse zusätzlich verbreitert werde.

Enge Strasse schützt den Schulweg

Die schmale – und für ungeübte Automobilisten nur schwer und unangenehm befahrbare – Beschaffenheit des Blumenrains sei der einzige Umstand, der zwischen den Schulkindern und dem zusätzlichen Verkehrsaufkommen stehe. Aus Sicht der Anwohner kommt die Bedrohung ihrer Kinder aber nicht nur von aussen, sondern auch von innen: Fahre man im Auto aus einer Tiefgarage, habe man im schlimmsten Falle keine Chance, vorbeirennende Kinder früh genug zu bemerken. Darum sei so eine Ausfahrt mit einem Schulweg schlichtweg nicht vereinbar.

Angestossen hat das Bauprojekt ein Unternehmen, das in diesem Quartier mehrere Häuser errichten will und mit der Erschliessung der Parzellen nicht einverstanden war. Daraus entstand ein Erschliessungsplan und ebenjenes Baugesuch. Gegen Letzteres konnten fristgerecht bis am 19. Juli Einwendungen bei der Gemeindeverwaltung eingereicht werden. Doch das reicht den Anwohnern nicht, sie haben eine Unterschriftensammlung gestartet, eine Petition.

Fast zwölf Prozent der Gemeinde hat unterschrieben

Darin fordern sie, dass die Strasse nicht wie geplant von 3 auf 4,5 Meter verbreitert wird. Ausserdem solle sich die Gemeinde eine andere Möglichkeit ausdenken, um die zu überbauenden Parzellen zu erschliessen, eine die den Blumenrain nicht miteinbezieht. Und schliesslich solle man davon absehen, die Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage in den Blumenrain zu richten.

Diese Petition haben die Anwohner nun am Freitag mit 356 Unterschriften von Bewohnerinnen und Bewohnern von Othmarsingen – rund 12 Prozent oder mehr als ein Zehntel der Gesamtbevölkerung der Gemeinde – dem Gemeindeammann Hans Rätzer und der Gemeindeschreiberin Nicole Wernli übergeben. Rätzer nahm die Petition im Namen des Gemeinderats entgegen, der sich das Anliegen zur Kenntnis nehmen, prüfen und zu gegebener Zeit beantworten wird.

Erschliessungsplan könnte das Projekt zementieren

Konsultiert man den oben erwähnten Erschliessungsplan Blumenrain, kommt man nicht umhin, schwarz für die Petition und für das Anliegen der Blumenrain-Anwohner zu sehen. Dieser wurde bereits Anfang 2018 öffentlich aufgelegt, im Mai desselben Jahres vom Gemeinderat beschlossen und schliesslich Anfang 2020 vom Kanton bewilligt.

Deshalb stellt sich die Frage, inwieweit der Gemeinderat der Petitionsforderung überhaupt folgen könnte. Somit scheint es nicht abwendbar, dass im nächsten Frühjahr die Bauarbeiten am Blumenrain beginnen. Für die neuzubauenden vier Einfamilienhäuser und zwei Doppeleinfamilienhäuser, die am Blumenrain in absehbarer Zeit entstehen und nun besser erschlossen werden sollen, finden sich in Immobilien-Portalen bereits Inserate – zwei Parkplätze in der Tiefgarage pro Haus inklusive.