Hunzenschwil
Noch nie gab es bei der Recycling-Lehrabschlussprüfung eine glatte Sechs - das gelingt dem Lehrling von Karin Bertschi

Matthias von Ins aus Fahrwangen hat seine Lehrabschlussprüfung als Recyclist mit der Bestnote abgeschlossen. Das ist vor ihm noch niemandem gelungen.

Urs Helbling
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«Grandios»: Karin Bertschi über die LAP-Note von Matthias von Ins.

«Grandios»: Karin Bertschi über die LAP-Note von Matthias von Ins.

Fabio Barancini

Leute, die an der Lehrabschlussprüfung (LAP) die Note 6 schaffen, sind vielen etwas unheimlich, werden aber von allen bewundert. Im Fall von Matthias von Ins ist eine Frau besonders beeindruckt. «Wir sind riesig stolz auf seine Bestleistung», erklärt Karin Bertschi, die zusammen mit ihren Geschwistern Olivia, Daniel und Sabine vier Recycling-Paradiese mit rund 30 Mitarbeitern betreibt. Noch nie hat ein Recyclist EFZ seine Ausbildung mit einer glatten 6 abgeschlossen. Die Berufslehre gibt es schon seit 20 Jahren.

Bei der ersten Bewerbung war er «überqualifiziert»

Die Leistung von Matthias von Ins ist umso bemerkenswerter, da es coronabedingt wohl eine praktische, aber keine theoretische Prüfung gab. Es wurden die Erfahrungsnoten gewertet – Matthias von Ins war während der ganzen Lehrzeit nie unter einer 6.

Der in Fahrwangen wohnhafte von Ins ist ein Spätberufener. Als er sich als Sammelstellenbetreuer bewarb, wurde er zuerst abgelehnt. «Ich war von seinem Lebenslauf begeistert, musste ihm aber mitteilen, dass er für die ausgeschriebene Stelle schlichtweg überqualifiziert sei», erinnert sich Karin Bertschi. Matthias von Ins ist heute 33 Jahre alt. Er startete seine berufliche Karriere mit einer Hochbauzeichnerlehre, hatte dann aber den Wunsch nach mehr Bewegung und mehr Kontakt zu Menschen.

Er begann im Recycling- Paradies Hunzenschwil als einfacher Arbeiter, wurde dann motiviert, die Lehre zu machen. «Wir finden es wichtig, dass sich Leute weiterbilden», erklärt Karin Bertschi. Weil es seine Zweitlehre war, musste von Ins nur zwei statt drei Jahre machen – und er bekam einen normalen Angestelltenlohn. Heute ist er bereits Standortleiter.

Recyclisten sind gefragte Berufsleute, weil sie wegen ihres praktischen Wissens von Grossfirmen bei der Einführung von Recycling-Konzepten den Theoretikern vorgezogen werden.

Recyclist kann 70 Metalle auseinanderhalten

In der praktischen LAP musste von Ins Verladen (mit Bagger, Pneulader und Stapler), Waren annehmen (Kunden unterstützen) und die sekundäre Triage (sortieren) vornehmen. Bei letzterem sind sehr hohe Materialkenntnisse notwendig. So hat von Ins gelernt, 70 Metalle auseinanderzuhalten. Von Ins gefällt es bei den Geschwistern Bertschi: «Wenn es irgendwie geht, bleibe ich.» Das wird er können. Schliesslich profitiert das Unternehmen auch von seiner ersten Lehre. Er ist so etwas wie die Bauabteilung, hat etwa die Pläne für den Neubau in Spreitenbach gezeichnet.