Lenzburg
Neuhof: Ein Tunnel soll oberirdisch Entlastung bringen

Nach der Kerntangente folgt mit dem geplanten Ausbau des Autobahnzubringers zwischen dem Knoten Neuhof und der A1 ein weiteres Mega-Strassenbauprojekt in Lenzburg.

Fritz Thut
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Die Neuhof-Kreuzung in Lenzburg, die oberirdisch durch einen Tunnel vom Direktverkehr vom Bünztal auf die Autobahn entlastet werden soll.

Die Neuhof-Kreuzung in Lenzburg, die oberirdisch durch einen Tunnel vom Direktverkehr vom Bünztal auf die Autobahn entlastet werden soll.

Fritz Thut

Der Bedeutung des 75-Millionen-Franken-Vorhabens angepasst, stellten Baudirektor Peter C. Beyeler und Chefbeamte das Projekt Neuhof zuerst den örtlichen und regionalen Gross-, Gemeinde- und Einwohnerräten und anschliessend der Öffentlichkeit vor.

Wenige hundert Meter von jenen Stellen entfernt, wo sich regelmässig Autofahrer über Wartezeiten bei der Zu- oder Abfahrt von der Autobahn ärgern, in der Aula der Berufsschule Lenzburg, wurde erläutert, wie Kanton und Bund hier den Verkehrsfluss ab 2015 verbessern wollen.

Bessere Anbindung der Täler

Regierungsrat Beyeler stellte das Projekt Neuhof in einen grösseren Kontext. Der Verkehr – im Aargau will man den Individualverkehr (MIV) gleichwertig mit öffentlichen Verkehr (öV) entwickeln – werde weiter zunehmen. «Wir stossen an Grenzen», so Beyeler: «Es besteht Handlungsbedarf aufgrund der langfristigen Entwicklung.» Auch und gerade rund um die Autobahnausfahrt Lenzburg, die Verkehr von Gebieten im Süden aufnehmen muss, die sich überdurchschnittlich entwickeln.

Die «verbesserte Anbindung von Bünz- und Seetal an das Nationalstrassennetz» ist dabei das oberste Ziel des Kantons. Als zweites nannte der Baudirektor die Verbesserung des Verkehrsflusses durch die Stadt. Für MIV und öV sollen «verlässliche Reisezeiten» gesichert werden.

Entflechtung der Verkehrsströme

Um dies zu erreichen hat der Kanton das Sanierungsprojekt Knoten Neuhof ausgearbeitet, das dem Lenzburger Publikum von Werner Kaufmann von der Abteilung Tiefbau des Departementes Bau, Verkehr, Umwelt (BVU) vorgestellt wurde. Seine Kernaussage: Die Leistungssteigerung des A1-Zubringers soll mit einer «Entflechtung der Verkehrsströme» erreicht werden.

Zentrales Element ist dabei ein Tunnel, der die rund 16000 Fahrzeuge, die täglich aus dem Bünztal auf die A1 fahren, ohne Beeinträchtigung durch eine Lichtsignalanlage unter der Neuhof-Kreuzung durchführen wird. Damit wird oberirdisch eine massive Entlastung erreicht, denn aktuell werden auf dem Zubringer täglich rund 27000 Fahrzeuge gezählt.

Zweites wichtiges Neuelement ist der Kreisel Horner, der – einige hundert Meter vor der Neuhof-Kreuzung – die Abzweigung auf die ebenfalls neue Spange Hornerfeld ermöglicht. Dabei handelt es sich um eine Parallelstrasse zum Autobahnzubringer, der ebenfalls einen Teil des Verkehrs abschöpft und zudem ermöglicht, dass der Knoten Lindfeld (Zufahrt von der Badenerstrasse aus Richtung Othmarsingen) auf den Zubringer ohne Linksabbiegespuren angelegt werden kann. Dies hat den Vorteil, dass diese Strecke weniger als Ausweichroute bei Staus auf der Autobahn benützt wird, denn um von der Autobahn nach Othmarsingen zu kommen, muss ein Umweg via Knoten Neuhof, Kreisel Horner, Spange Hornerfeld und Kreisel Gexi in Kauf genommen werden.

Pförtnerung an der Peripherie

Ein Projektziel ist die Drosselung der Verkehrsmenge Richtung Stadt während den Hauptverkehrszeiten. Dies soll durch Pförtnerungs-Massnahmen an der Peripherie geschehen; entsprechende Stauräume sind im Projekt vorgesehen.

Unabhängig von den Plänen des Kantons plant das Bundesamt für Strassen unmittelbar bei der A1 eine Direktauffahrt Richtung Zürich, um weiteren Linksabbieger-Verkehr zu eliminieren.

In der Diskussion wurden auch wieder Ängste geäussert wegen der Lenzburger Ostumfahrung, wofür der Kreisel Horner ja ein idealer Endpunkt wäre. Regierungsrat Beyeler beruhigte: «Kommt aus heutiger Sicht überhaupt nicht infrage.» Doch grundsätzlich müsse man «alle Optionen offen halten». Etlichen Lokalpolitikern stiess auch der Landverschleiss durch die Spange Hornerfeld sauer auf.

Stadtammann Hans Huber sprach von einem «zukunftsorientierten Projekt, um unseren Verkehr in den Griff zu bekommen». Abschliessend wurde Peter C. Beyeler wieder grundsätzlich und nahm Bezug auf das permanent überlastete Verkehrsnetz: «Wir versuchen hier die letzten Prozente aus unserem System herauszuholen.»