Seon
Nach 16 Jahren im Amt: Gesundheitspolitiker Dössegger wandert weiter

SVP-Grossrat Hans Dössegger tritt nach 16 Jahren zurück. Der Gesundheitspolitiker will jetzt noch mehr wandern: mindestens 2000 Kilometer pro Jahr.

Pascal Meier
Drucken
Hans Dössegger: «Für mich ist es wichtig, im Grossen Rat jüngeren Kräften Platz zu machen.»Pascal Meier

Hans Dössegger: «Für mich ist es wichtig, im Grossen Rat jüngeren Kräften Platz zu machen.»Pascal Meier

Pascal Meier

Aargauer Gesundheitspolitiker sind gute Vorbilder. Über 1000 Kilometer will die zurückgetretene Gesundheitsdirektorin Susanne Hochuli (Grüne) an die Ostsee wandern. Auch Hans Dössegger (65), einer der führenden Gesundheitspolitiker im Kanton, marschiert in solchen Dimensionen: Der SVP-Grossrat aus Seon legt pro Jahr rund 2000 Kilometer zu Fuss zurück. Dafür steht er fast jeden Tag in aller Früh auf und wandert im Durchschnitt zehn Kilometer. Ohne Gepäck und grössere Steigung schafft Dössegger bis 5,5 Kilometer pro Stunde.

Für solche Wanderungen hat Hans Dössegger jetzt noch mehr Zeit. Am Dienstag hatte er seine letzte Sitzung als Grossrat. Nach 16 Jahren. Grossratspräsident Marco Hardmeier würdigte Dössegger als versierten Gesundheitspolitiker, der in seinen Dossiers sattelfest ist. Kein Wunder: Hans Dössegger beschäftigt sich seit drei Jahrzehnten mit Gesundheits- und Sozialfragen.

Er leitete rund zwanzig Jahre die aarReha Schinznach. 2001 schaffte er den Sprung in den Grossen Rat. Er wurde Mitglied der Gesundheitskommission, wo er 16 Jahre lang politisierte. Die Parlamentsreform, die 2005 den Grossen Rat auf 140 Mitglieder verkleinerte, war für Dössegger ein Glücksfall: Zuvor durften Grossräte nur acht Jahre in der gleichen Kommission sitzen.

Mit der Reform wurde der Zähler auf null gestellt. «Ein Riesenglück für mich», sagt Hans Dössegger heute. «In der Gesundheitskommission konnte ich mich am besten einbringen.» 2013 wurde er Kommissionspräsident. Die Krönung einer langen politischen Karriere.

Keine persönlichen Angriffe

Eine Karriere, die jetzt zu Ende geht. Den Entscheid, nach 16 Jahren zurückzutreten, hat Hans Dössegger keine Sekunde bereut – trotz Wehmut am letzten Sitzungstag. «Für mich ist es wichtig, jüngeren Kräften Platz zu machen.»

Was Dössegger am Dienstag besonders freute: Viele Grossratskollegen verabschiedeten ihn herzlich, darunter zahlreiche Mitglieder anderer Fraktionen. Denn Hans Dössegger war im Grossen Rat ein Brückenbauer. In politischen Fragen konsequent, auf der persönlichen Ebene korrekt. «Das Zwischenmenschliche darf auch in harten Diskussionen nicht leiden», sagt Dössegger. «Das war und ist mir wichtig.»

Das bestätigt Andre Rotzetter, CVP-Grossrat aus Buchs und ebenfalls Mitglied der Kommission Gesundheit und Sozialwesen. «Hans Dössegger hat ein Klima geschaffen, wo die unterschiedlichsten politischen Köpfe gemeinsam an einer Lösung arbeiten konnten.»

Rotzetter und Dössegger verbindet noch mehr. Beide sind im Vorstand der Vaka, dem Verband der Aargauer Spitäler, Kliniken und Pflegeinstitutionen. Dössegger ist Präsident des Zentralvorstandes.

Das ist ein zeitaufwendiges Amt: Vaka-Präsidium und Grossratsmandat fielen über das Jahr gerechnet mit einem Pensum von 50 bis 60 Prozent ins Gewicht. Hans Dössegger konnte sich voll auf diese beiden Ämter konzentrieren: Schon mehrere Jahre vor seinem 65. Geburtstag im April 2016 hatte er die Leitung der Rehaklinik in Schinznach abgegeben – auch, um die Führung rechtzeitig in jüngere Hände zu legen.

Im nächsten Jahr will Hans Dössegger auch das Präsidium der Vaka abgeben. Es brauche einen aktiven Politiker als Präsident, erklärt Dössegger, der sich ganz aus der Politik zurückziehen möchte. «Ich bin jetzt ein Auslaufmodell», sagt er – und lacht.

Und noch mehr Wanderungen

Was kommt nach der Politik? Dössegger: «Mir wird es sicher nicht langweilig.» Er wolle mehr im Haus Hand anlegen. «Mein erster Beruf war Elektromechaniker, ich arbeite noch immer gerne handwerklich.»

Und: Der abtretende SVP-Politiker will weiterhin wandern. Noch mehr als die 2000 Kilometer, die er jedes Jahr zurücklegt. Konkrete Pläne für grössere Wanderungen hat er noch nicht. Doch: «Was Susanne Hochuli mit ihrem Marsch an die Ostsee macht, ist phänomenal. Da beneide ich sie schon etwas.»