Möriken-Wildegg
Kinderstube mit Schlossblick: Für den Glögglifrosch soll ein neuer Weiher entstehen

Am Fusse des Schlosses Wildegg soll ein neues Habitat für die gefährdete Geburtshelferkröte ausgehoben werde. Um den kleinen Weiher kümmern wird sich ein Nationalrat.

Eva Wanner
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In Möriken-Wildegg liegt ein Baugesuch für einen Weiher beim Schloss Wildegg auf. Das Gewässer soll der gefährdeten Amphibienart Geburtshelferkröte alias Glögglifrosch als Habitat dienen.

In Möriken-Wildegg liegt ein Baugesuch für einen Weiher beim Schloss Wildegg auf. Das Gewässer soll der gefährdeten Amphibienart Geburtshelferkröte alias Glögglifrosch als Habitat dienen.

Marianne Rutishauser

Geburtshelferkröte heisst sie. Viel charmanter aber der Name, den man dem Tier hierzulande gibt (auch wenn er teilweise als Beleidigung benutzt wird): Glögglifrosch. Der Name rührt vom Ton, den das Männchen von sich gibt. Der Ruf erinnert tatsächlich an sehr hellen Glockenklang.

Etwas anderes aber macht die Kröte, die in der Schweiz stark gefährdet ist, einzigartig. Nicht das Weibchen, sondern das Männchen kümmert sich um den Nachwuchs. «Das Männchen wickelt sich die Eischnüre um den Hinterleib und sorgt dafür, dass sich die Kaulquappen in einer feuchtwarmen Umgebung in einem Versteck entwickeln können. Wenn sie schlupfreif sind, bringt er sie zum Weiher», erklärt Marianne Rutishauser, Projektleiterin bei Pro Natura.

Ein Gewässer am Waldrand

Ein kleines Gewässer, in dem das Glögglifrosch-Männchen seiner Pflicht nachkommen kann, soll in Wildegg entstehen. Am Fusse des Schlosses, am Waldrand, möchte Pro Natura einen Weiher ausheben. Das ist einem Baugesuch zu entnehmen, das noch bis am 28. Juni auf der Gemeinde aufliegt beziehungsweise online auf der Gemeindewebsite eingesehen werden kann.

Den Standort hat die Naturschutzorganisation gewählt, weil in der ehemaligen Kiesgrube wenige hundert Meter Luftlinie entfernt Geburtshelferkröten nachgewiesen wurden. «Mit dem neuen Weiher bieten wir dieser relativ wanderfreudigen Art einen weiteren guten Trittstein, um sich wieder auszubreiten», sagt Rutishauser. Da das neue Krötenhabitat an einem schönen, sonnigen Standort gebaut werden soll, seien die Chancen gut, dass die Tiere es annehmen. Auch andere Amphibienarten wie der Grasfrosch oder der Bergmolch könnten sich ansiedeln. Der Ort ist so gewählt, dass die Kröten ihre Ruhe haben.

Der mit Folie abgedichtete Weiher soll 15 mal 10 Meter gross und zwischen 30 und maximal 80 Zentimeter tief werden und 20'000 Franken kosten. Gelegen am Fuss der Böschung, fliesst Meteorwasser aus dem Wald in den das Gewässer. Einige Stein- und eventuell Asthaufen am Rand sollen weiteren Kleintieren Unterschlupf und Schutz gewähren. Den Unterhalt von Weiher und Drumherum wird der Pächter des Biobetriebs auf dem Gelände, Nationalrat Alois Huber, übernehmen.

Werden alle Genehmigungshürden genommen, wird schon im Spätsommer gebaut. Ab dann «glöggelt» es am Fusse des Schlosses. «Für mich hat es etwas Magisches», sagt Rutishauser über den besonderen Ton, den die nicht minder besondere Kröte von sich gibt.