Ständeratswahl
Maya Bally gibt sich kämpferisch: «Ich überzeuge lieber durch Leistung als mit grossem Auftritt»

Im Rennen um ein Ticket in den Ständerat ist die Hendschiker BDP-Grossrätin Maya Bally die grosse Aussenseiterin. Warum sie dennoch antritt.

Ruth Steiner
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Maya Bally
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Bally an der Nominationsversammlung der BDP in der «Linde» in Staufen.
2016 kandidierte Bally für die Aargauer Regierung. Hier gratuliert sie Franziska Roth, der sie unterlag.

Maya Bally

Chris Iseli

Zwar bringt Maya Bally dem landesweiten Frauenstreik am Freitag, 14. Juni, durchaus Sympathie entgegen. Sie wird jedoch nicht streiken, sondern an diesem Tag eine Weiterbildung besuchen. Unabhängig des Datums will sich die BDP-Grossrätin jedoch starkmachen: für Lohngleichheit zum Beispiel. Und für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. «Für Frauen ebenso wie für Männer», sagt sie mit Nachdruck. Beide Geschlechter würden heute noch in ihren Karrierechancen eingeschränkt, sobald sie das berufliche Engagement zeitlich zugunsten der Familie reduzieren möchten.

Diese Unvereinbarkeit zwischen Karriere und Familie war mitbestimmend, dass die Mutter eines damals 7-jährigen Sohnes mit 44 Jahren die Weichen in ihrem Leben neu stellte. Bis dahin hatte der Beruf grösstenteils ihren Alltag bestimmt. Als Verantwortliche für internationale Informatikprojekte im Banken- und Versicherungsbereich war sie für bis zu 180 Mitarbeitende verantwortlich.

Jetzt steht wieder eine Weichenstellung an: Die 57-jährige Hendschiker Grossrätin will nach Bern ins Stöckli. Gleichzeitig kandidiert sie im kommenden Herbst für den Nationalrat. Könnte Bally auswählen, würde sie sich für das Stöckli entscheiden. «Der Politstil im Ständerat entspricht mir. Stille Sachpolitik anstelle lautem Parteigetöse», sagt Bally. «Ich überzeuge lieber durch Leistung als mit einem grossen Auftritt.» Selbstmarketing habe sie erst lernen müssen. Beispielsweise habe es sie einige Überwindung gekostet, sich im Grossratswahlkampf 2012 von den Kandelabern in der Region lächeln zu sehen. «Mittlerweile habe ich mich an die Öffentlichkeit gewöhnt. Ich weiss, dass die Menschen Bilder sehen wollen.» Bally nutzt dazu die sozialen Medien: Sie zeigen die Grossrätin in der Natur, beim Skifahren in den Bergen. Und sie nimmt Teil am politischen Diskurs, twittert mit.

«Wir müssen die BDP zeigen»

Politisch ist Maya Bally eine Spätzünderin. Als Präsidentin der Hendschiker Schulpflege hatte sie die Einführung der Schulleitung und Umsetzung weiterer Reformprojekte zu verantworten. Der Schritt aufs politische Parkett basiert auf ihrem Engagement im Bildungsbereich. Die Parteifrage überliess Maya Bally nicht dem Zufall, sondern studierte die Parteiprofile genau. «Infrage gekommen sind für mich CVP, GLP oder BDP.» Bally hat sich für die BDP entschieden. Hat sie diese Wahl nie bereut? Immerhin hätten ihr – aus der heutigen Warte beurteilt – die beiden andern Parteien wohl bessere Chancen auf eine politische Karriere auf der nationalen Ebene ermöglichen können. Bally lacht und schüttelt den Kopf. «Wenn ich das Gefühl hätte, dass meine Parteilwahl ein Fehlentscheid war, würde ich diesen korrigieren.»

Maya Bally weiss, dass bei einer Wahl unter den gegebenen Voraussetzungen nur Aussenseiterchancen bestehen. Dass sie trotzdem antritt, hat auch mit Loyalitätsüberlegungen zu tun. «Wir müssen die BDP zeigen.» Was den Ständerat anbelangt, so ist sie dezidiert der Meinung, dass «der Aargau unbedingt eine Frau und einen Mann ins Stöckli schicken sollte».

Ohne versteckte Agenda politisieren

Bally sitzt seit Frühling 2013 für die BDP im Grossen Rat und war vier Jahre lang Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Bei den Regierungsratswahlen 2016 landete sie im zweiten Wahlgang hinter Franziska Roth (SVP) und Yvonne Feri (SP) auf Platz 3 und verpasste damit die Wahl. Die Wiederwahl in den Grossen Rat schaffte sie, weil die BDP aber Sitze verlor, bildet sie im Kantonsparlament keine eigene Fraktion mehr.

Bei den anstehenden Nationalratswahlen geht es für die BDP vor allem darum, den Sitz von Bernhard Guhl zu retten. Dazu ist die Partei am vergangenen Freitag mit der EVP eine Listenverbindung für die Nationalratswahlen eingegangen.

Maya Bally bezeichnet sich als «durch und durch eine Frau der Mitte, die für eine vorwärts gerichtete und gemässigte Politik einsteht, ohne dabei bewährte Traditionen zu ignorieren». Als Grossrätin hat sie sich einen Ruf als Bildungspolitikerin gemacht. Sie ist Mitglied der Bildungskommission des Grossen Rats. Maya Bally ist eine Verfechterin der Schulpflege. 2020 soll im Aargau über deren Abschaffung abgestimmt werden. Dagegen will Bally mit allen Mitteln ankämpfen. Sie begründet ihre Haltung so: «In den meisten Fällen ist die Schule die grösste Firma in einer Gemeinde. Diese hat ein Gremium verdient, das sich ausschliesslich um die schulischen Belange kümmert.» Dabei könne der Souverän insofern ein Wörtchen mitreden, als er die Mitglieder der Schulpflege wähle. Eine gemeinderätliche Kommission anstelle der Schulpflege würde hingegen durch den Gemeinderat bestimmt, das schwächt die demokratischen Rechte der Aargauerinnen und Aargauer.

Bally wohnt mit ihrer Familie im Einfamilienhaus in Hendschiken. In ihrer Freizeit geht sie in die Natur, fährt Ski und reitet Dressur. Ihr gefalle das Wesen des Pferdes und seine Schönheit. Dressurreiten setze zudem viel Einfühlungsvermögen voraus, erklärt sie. Fürs Foto stellt Maya Bally sich vor die Öffnung im riesigen Holzstapel im Garten. Es scheint, als wolle sie damit symbolisch ihr politisches Credo zementieren: «Es ist mir ein Anliegen, offen und transparent zu politisieren und zu diskutieren – ohne versteckte Agenda im Hinterkopf. Die Menschen sollen wissen, woran sie sind, worum es mir geht.»