Sieben Männer und Frauen wollen (wieder) in den Lenzburger Stadtrat. Die AZ stellt sie anhand eines standardisierten Fragebogens vor. Heute: Stadtrats- und Vizeammann-Kandidat Andreas Schmid (FDP) über Steuern, sein Handy und die Ortsbürger-Finanzen.
Was stört Sie an Lenzburg?
Andreas Schmid: Solange sich die Menschen in Lenzburg mit so viel Herzblut für ihre Heimat engagieren, werden wir den Charme, den Lenzburg ausmacht, noch lange erhalten können. Unser Jugendfest ist der beste Beweis dafür. Gleichzeitig ist auch klar, dass Lenzburg, das in den letzten 15 Jahren um die Hälfte gewachsen ist, grosse Herausforderungen zu meistern hat. Hierfür brauchen wir einen gesamtheitlichen Ansatz, welcher uns künftig ermöglicht, vermehrt zu agieren, anstatt zu reagieren.
Wie lange halten Sie es ohne Handy aus?
Mein Smartphone ist wahrscheinlich zu meinem wichtigsten Arbeitsgerät geworden. Umso wichtiger ist es, bewusst abschalten zu können. Beim Spielen mit meinen Töchtern kann ich Zeit und Handy beispielsweise wunderbar vergessen.
Andreas Schmid ist 32 Jahre alt, verheiratet mit Romi und Vater zweier Töchter. Seit 2006 ist Schmid in der FDP, für die er seit 2018 im Lenzburger Stadtrat sitzt. Neben seinem politischen Amt arbeitet er als Mandats- und Projektleiter bei einer Beratungsfirma.
Schmid kandidiert für den Sitz als Vizeammann, den die nicht wieder antretende Franziska Möhl freigibt. Er ist bisher der einzige Kandidat für das Amt.
Warum sind Sie Politiker geworden?
Die Politik begeistert mich bereits seit meiner Kindheit. Das Aushandeln von Lösungen für gesellschaftliche und wirtschaftliche Fragestellungen, in dem man mit Argumenten überzeugt oder sich überzeugen lässt, finde ich wahnsinnig spannend. Mit der Wahl in den Stadtrat 2017 konnte ich Hobby und Beruf verbinden. In dieser Arbeit habe ich schliesslich meine Berufung gefunden. Als Stadtrat kann ich im politischen Diskurs Visionen entwickeln, Herausforderungen anpacken, Massnahmen umsetzen und etwas bewegen.
Warum ist Andreas Glarner ein guter Politiker?
Was ist schon ein guter Politiker? Mir ist wichtig, auch in der Politik ehrlich und transparent zu sein. Das eigene Handeln soll auf Fakten basieren und nicht auf Behauptungen, Annahmen oder politischen Parolen. Ich habe den Anspruch, dass meine Politik fundiert, nachvollziehbar und wirkungsvoll ist.
Wofür werden zu viele Steuergelder ausgegeben?
Steuergelder werden überall dort zu viel ausgegeben, wo sie keinen Mehrwert schaffen. Beispielsweise dort, wo sich der Staat mit sich selbst beschäftigt. In meinem Ressort stelle ich das leider immer wieder fest. Für mich ein typisches Beispiel: Wenn Verwaltung oder Behörden gegeneinander vor Gericht ziehen, um sich über Zuständigkeitsfragen zu streiten.
Wenn Sie einfach so könnten: Wofür würden Sie 10 Millionen Steuer-Franken ausgeben?
Ich möchte mir nicht anmassen, nach eigenem Gutdünken 10 Millionen Steuer-Franken auszugeben. Das Ausgeben von Steuergeldern muss zwingend politisch ausgehandelt und von einer Mehrheit beschlossen werden. Die 10 Millionen Steuer-Franken müssten also in einem ersten Schritt über eine Steuersenkung zurück an die Bevölkerung.
Finden Sie, die bauliche Entwicklung wird durch das Bundesinventar für schützenswerte Ortsbilder (ISOS) zu stark eingeschränkt?
Für die Lenzburger Altstadt ist ISOS ein sinnvolles Instrument, um den Charakter und die Identität zu erhalten. ISOS ist nicht per se Blockierer, sondern stellt Ansprüche, die von den Planern und Bauherren für eine gut eingepasste Entwicklung zu berücksichtigen sind.
Haben Sie Verständnis dafür, dass sich viele Ortsbürger gegen eine Kanti auf dem Zeughausareal wehren?
Ja, natürlich. Bei der Entwicklung des Zeughausareales geht es für die Ortsbürgergemeinde um viel Geld. Auch die Frage, wie sich die Ortsbürgergemeinde nach der Ausschöpfung der Kiesreserven finanzieren will, muss in diesem Zusammenhang geklärt sein. Der Stadtrat konnte mit einem realistischen Szenario aufzeigen, dass die Ortsbürger-Finanzen auch mit der Vergabe des Zeughausareals im Baurecht langfristig gesichert sind. Ich bin davon überzeugt, dass eine Mittelschule für die Lenzburgerinnen und Lenzburger einen grösseren Mehrwert bietet als eine weitere Arealüberbauung mit Wohnungen.
Warum könnten Sie sich vorstellen, im Quartier «Im Lenz» zu wohnen?
Das Quartier «Im Lenz» hat sich in den letzten Jahren gemacht. Es überzeugt mit der Nähe zum Bahnhof, moderaten Mietzinsen und dem 2000-Watt-Konzept. So bringt es Leute nach Lenzburg, die sich sonst Lenzburg nicht als Wohnort ausgesucht hätten. Das ist auch eine Chance! Was mich besonders freut, ist, dass sich «Im Lenz» ein Quartierverein gefunden hat, der das gesellschaftliche Zusammenleben im Quartier aktiv fördern will.
Was finden Sie attraktiv an sich?
Ich engagiere mich mit grosser Begeisterung für unser Städtchen. In der aktuellen Legislatur konnte ich aus meiner Sicht beweisen, dass ich genau hinschaue, Herausforderungen anpacke und schliesslich ausgewogene sowie mehrheitsfähige Lösungen präsentiere, die Lenzburg weiterbringen. Ich setze auf einen offenen und ehrlichen Dialog und stelle mich auch unangenehmen Fragen. Die Gestaltungsmöglichkeiten, der politische Diskurs und die zahlreichen Begegnungen mit Menschen motivieren mich jeden Tag aufs Neue.