Sieben Männer und Frauen wollen (wieder) in den Lenzburger Stadtrat. Die AZ stellt sie anhand eines standardisierten Fragebogens vor. Heute: Stadtammann Daniel Mosimann (SP) über das Klima, die Kanti und den Verkehr in der Stadt.
Was stört Sie an Lenzburg?
Daniel Mosimann: Lenzburg ist eine schöne, vielfältige und lebenswerte Kleinstadt und hat ihren Charme trotz des Wachstumsschubs behalten können. Die gute Lage von Lenzburg zeigt sich auch an der guten Verkehrsanbindung, aber dieser Vorteil ist zugleich auch eines der grössten Probleme der Stadt: das enorme Verkehrsaufkommen.
Akzentuiert zeigt sich dies am Knoten Seetalplatz, der die wichtige Bahnhofstrasse durchtrennt. Insbesondere ist diese Kreuzung eine schlechte Lösung für den Langsamverkehr, für den es keinen direkten Weg zum Bahnhof gibt.
Wie lange halten Sie es ohne Handy aus?
Ich habe es schon lange nicht mehr ausprobiert, bin aber überzeugt, dass ich Ferien ohne Handy gut überstehen würde. Als Stadtammann bin ich aber auch in den Ferien erreichbar und das bedingt den Gebrauch des Handys.
Warum sind Sie Politiker geworden?
Dies war sicher nicht mein ursprünglicher Berufswunsch. Eine Politikerlaufbahn lässt sich nur bedingt planen. Aber ich gestalte meinen Lebensraum gerne mit und übernehme auch gerne Verantwortung. Nach der Wahl in die Verkehrskommission und danach in den Einwohnerrat haben sich für mich neue Wege ergeben.
Daniel Mosimann (63) ist mit Franziska Walti verheiratet und Vater von vier erwachsenen Kindern. Mosimann, ausgebildeter Pädagoge, ist seit 1996 Mitglied der SP und seit 2008 im Lenzburger Stadtrat. 2009 schaffte er den Aufstieg, weshalb die SP nach 31 Jahren wieder den Ammann stellen konnte. Seit 2017 sitzt er ausserdem im Grossen Rat.
Warum ist Andreas Glarner ein guter Politiker?
Kein Kommentar, nur soviel: Ein guter Politiker sollte Brückenbauer sein und nicht Brückenabreisser, er sollte die Fähigkeit haben, Gräben zu schliessen und nicht immer wieder neue aufzureissen.
Wofür werden zu viele Steuergelder ausgegeben?
Global gesehen werden für Rüstungsgüter und kriegerische Auseinandersetzungen zu viele Steuergelder ausgegeben. Die Stadt Lenzburg geht mit Steuergeldern sorgfältig und verantwortungsbewusst um.
Wenn Sie einfach so könnten: Wofür würden Sie 10-Millionen-Steuer-Franken ausgeben?
Die Klimafrage ist zurzeit sicher das vordringlichste Problem. Gemeinden und Städte können entscheidend mithelfen, die Ziele der Energiestrategie 2050 zu erreichen. Lenzburg soll eine Smart City werden, d. h. Massnahmen und Initiativen im Bereich Mobilität, Energie und Umwelt, der Wirtschaft, des Wohnens und der Gesellschaft sollen angestossen werden, sodass Anreize geschaffen werden für erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Ressourcenschonung.
Das Ziel muss sein, trotz minimalen Ressourcenverbrauchs der Bevölkerung eine hohe Lebensqualität zu erhalten, das kann unter anderem dank einer Verknüpfung von Informations- und Kommunikationssystemen in Gebäuden, Arealen und Städten gelingen. Die Investition von Steuergeldern in diesen Themenbereich lohnt sich und wird sich auch auszahlen.
Finden Sie, die bauliche Entwicklung wird durch das Bundesinventar für schützenswerte Ortsbilder (ISOS) zu stark eingeschränkt?
Im ISOS ist Lenzburg als Ortsbild von nationaler Bedeutung eingestuft. Es bezeichnet für das Ortsbild von Lenzburg mehrere Gebiete und Gebäudegruppen mit verschiedenen Erhaltungszielen. Das revidierte Raumplanungsgesetz verlangt, dass die Verdichtung nach innen vorangetrieben wird, d. h. der Druck für eine optimale Ausnutzung wird insbesondere in der Ringzone rund um die Altstadt grösser.
Vor diesem Hintergrund ist es sicher richtig, dass das ISOS eine entsprechende Bedeutung bekommt. Sanierungen und Erneuerungen von Altstadthäusern für ein zeitgemässes Wohnen sollen in meinen Augen nach wie vor möglich sein.
Haben Sie Verständnis dafür, dass sich viele Ortsbürger gegen eine Kanti auf dem Zeughausareal wehren?
Veränderungen führen immer zu Unsicherheiten und wer unsicher ist, stellt sich eher gegen ein neues Vorhaben. So gesehen habe ich Verständnis. Es wird sich an der ausserordentlichen Ortsbürgergemeindeversammlung zeigen, wie viele Ortsbürgerinnen und Ortsbürger sich tatsächlich gegen das Vorhaben stellen. Eine Kantonsschule in Lenzburg auf dem Zeughausareal wäre für die Stadt Lenzburg ein wichtiger Standortvorteil.
Warum könnten Sie sich vorstellen, im Quartier «Im Lenz» zu wohnen?
Als Zeitgenosse ohne eigenes Auto und regelmässiger Nutzer des ÖV könnte ich mir durchaus vorstellen, im urbanen Quartier «Im Lenz» zu wohnen. Dieses bietet neben der Bahnhofsnähe auch Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten in Gehdistanz. Die Erwartungen an den neuen Stadtteil waren und sind hoch. Die Transformation vom ehemaligen Industrieareal zu einem Stadtteil mit Wohn-, Dienstleistungs- und Gewerbenutzung ist insgesamt gelungen, obwohl noch nicht alles perfekt ist.
Das Quartier funktioniert jetzt seit gut drei Jahren. Meine Zwischenbilanz fällt positiv aus, haben wir doch im Lenz ein 2000-Watt-Areal in der Betriebsphase, eines von acht Arealen schweizweit. Das Quartier wird sich noch weiter entwickeln und wandeln, aber wir müssen dafür auch die nötige Zeit einräumen und ein wenig Geduld haben.
Was finden Sie attraktiv an sich?
Das fragen Sie am besten meine Frau.