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Der Kanton will die Seengerstrasse nicht für die Anwohner, sondern den Verkehr optimieren. Dagegen wehrt sich die Gemeinde.
Die Gemeinde Boniswil legt sich mit dem Kanton an. Grund sind diametral verschiedene Vorstellungen davon, wie die Seengerstrasse, die von der Verzweigung Seetalstrasse bis zum Eichhof durch den Dorfkern verläuft, in Zukunft aussehen soll.
Während sich der Gemeinderat eine siedlungsorientierte Lösung vorstellt, will der Kanton voll auf die Optimierung vom Verkehrsfluss setzen.
Angefangen hat alles schon vor gut zehn Jahren. Denn ursprünglich hätte die dringend sanierungsbedürftige Strasse schon 2008/2009 erneuert werden sollen.
Die Gelegenheit wurde genutzt, um ein neues Betriebs- und Gestaltungskonzept auszuarbeiten. Doch dann kamen die aufwendige Verlegung der Seetalbahn und die Sanierung der Seetalstrasse dazwischen und das Projekt Seengerstrasse geriet auf die lange Bank.
Ziel des neuen Betriebs- und Gestaltungskonzepts war eine Aufwertung des Strassenraums. Dazu hat der Kanton der Metron Verkehrsplanung AG die Ausarbeitung einer passenden Lösung in Auftrag gegeben.
Dabei sollten die Fussgänger- und Radverkehrsverbindungen sicherer und attraktiver und die Aufenthaltsqualität für Anwohner und Gewerbe verbessert werden.
Die geschwungene Seengerstrasse mit ihren quer zu ihr stehenden Liegenschaften und den sich dadurch ergebenden dreieckigen Vorplätzen weist eine ganz spezielle Dorfstruktur auf. Dieses charakteristische Dorfbild sollte aufgewertet werden.
Für Boniswil könnte die Aufschiebung dieses Projekts nun weitreichende Folgen haben. Denn im Frühling 2015 ist der Kanton plötzlich umgeschwenkt. Seit da soll die Seengerstrasse nicht mehr siedlungsorientiert, sondern verkehrsorientiert saniert werden.
So soll das spezielle Dorfbild mit seinen kleinen Vorplätzen nicht mehr gestärkt, sondern geschwächt werden: Mithilfe von Landerwerben will der Kanton die Kurven strecken und den Verkehr flüssiger gestalten. Und auf Verbesserungsmassnahmen für Velofahrer will der Kanton nun gänzlich verzichten, Radwege oder -streifen sind nicht mehr vorgesehen.
Auch die Fussgänger werden benachteiligt: Nach einer Zählung des Fussgänger- und Veloverkehrs mithilfe von Videokameras kam der Kanton zum Schluss, dass die beiden Fussgängerstreifen bei der Einmündung Mättlistrasse und beim Dorfeingang unnötig sind und deshalb aufgehoben werden sollen, berichtet die Gemeinde.
Dagegen wehrt sich der Gemeinderat nun. «Mit dieser neuen kantonalen Zielsetzung und deren Auswirkungen will sich der Gemeinderat auf keinen Fall abgeben», schreibt er.
Dem Kanton hat er deshalb den Antrag gestellt, das bestehende Betriebs- und Gestaltungskonzept durch die Raumplaner von Metron aufarbeiten zu lassen, bevor mit der Projektierung begonnen wird. Dabei wünscht der Gemeinderat, dass auch die Beratungsstelle für Unfallverhütung und die Abteilung Ortsbildpflege miteinbezogen werden.