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Nach dem Aabach will der Kanton die Bünz von ihrem Korsett befreien und revitalisieren. Während der Auflagefrist sind keine Einwendungen eingegangen.
Frei fliessen und sprudeln dürfen – das wünscht sich die Bünz ab der Brücke Bruggerstrasse bis kurz vor dem Zusammenfluss mit dem Aabach. Dieser Wunsch wird dem Bach erfüllt: Die kantonale Abteilung Landschaft und Gewässer plant die Bünz auf mehreren hundert Metern zu revitalisieren. Die Auflagefrist ist erfolgt; bis gestern lag das Projekt bei der Gemeinde Möriken-Wildegg auf. Dagegen gingen mehrere Einwendungen ein, wie die Gemeindeverwaltung bestätigte. Da es sich um ein laufendes Verfahren handelt, gab sie aber keine Details bekannt.
Bis jetzt war das Gewässer auf diesem Abschnitt kanalisiert und monoton. Laut Projektleiterin Nanina Blank fehlen natürliche Strukturen für Wasserlebewesen. Auch wird der Fischaufstieg durch mehrere Steinschwellen behindert. «Durch den harten Verbau besteht keine Vernetzung zwischen dem Gewässer und den Ufern», sagt sie.
Mit der Revitalisierung will der Kanton in erster Linie den Gewässerraum ökologisch aufwerten. Doch soll auch der Hochwasserschutz sichergestellt werden. Gemäss Gefahrenkarte sei dieser ungenügend, sagt Nanina Blank. Bei einem Jahrhunderthochwasser könne das Siedlungsgebiet überschwemmt werden. Um dies zu verhindern, wird beim Alterszentrum Chestenberg eine Hochwasserschutzmauer errichtet. Der Bach wird um zehn auf zwanzig Meter erweitert: Bei höheren Abflüssen wird Geschiebe ab- und umgelagert, wodurch kleine Bänke entstehen können. Gleichzeitig werden Betonplatten im Sohlen- und Uferbereich rückgebaut.
Die jetzige steile Uferverbauung ist weder besonders schön noch ökologisch sinnvoll. Deshalb wird die linksseitige Uferpartie abgeflacht und mit Grobschotter aufgeschüttet. Zwar wird das Ufer mit Weidenstecklingen, Wurzelstöcken und Bäume stabilisiert und die Strömung mit Steinblöcken gelenkt, ansonsten überlässt man die Gestaltung aber der Natur, umschreibt Nanina Blank das Projekt. Um den Fischen den Aufstieg zu erleichtern, werden vereinzelt Steinblöcke im Bach entfernt, neu oder tiefer gelegt. Blank hofft, dass sich durch die Bachrevitalisierung vermehrt Nasen ansiedeln. Diese Fischart sei bedroht. «Auch andere Fische und Lebewesen können von der Neugestaltung profitieren.»
Im nächsten Sommer sollen die Arbeiten an der Bünz über die Bühne gehen. Über 700 000 Franken kostet das Projekt. Bereits auf der anderen Seite der Brücke der Bruggerstrasse wurde die Bünz neu gestaltet: Weil die Jowa AG in Wildegg auf ihre Konzession für die Wasserkraftnutzung verzichtete, musste sie die Wehranlage am Bach abbrechen. Anstelle des Wehrs wurde eine fischgängige Rampe erstellt. Zudem verbesserte man den Hochwasserschutz, indem die Bünzsohle abgesenkt und die Ufermauern neu gesichert wurden.
In Möriken-Wildegg vereinigen sich Bünz und Aabach und fliessen dann in die Aare. Der Aabach erfuhr im letzten Herbst eine Neugestaltung, das heisst er wurde aus seiner tristen Betonschale befreit. Durch die naturnahe Gestaltung können die Fische jetzt wieder besser wandern: Wenn sie mögen bis hinauf zum Hallwilersee: Zwischen Aabach und See schuf der Kanton verschiedene Stellen, durch die sich die Fische jetzt problemlos vorwärtsbewegen können.