Der Landkauf vom Stapferhaus beim Bahnhof hätte zu Folgekosten von rund 13 Millionen geführt. Dieses Volumen wäre für die Ortsbürgergemeinde im jetzigen Zeitpunkt grundsätzlich zu stemmen, doch «haben die Ortsbürger aktuell andere Pläne.»
Der Kauf der Landparzelle «Bahnhof Süd» vom Stapferhaus kommt definitiv nicht auf die Traktandenliste der Wintergmeind der Ortsbürger. Noch im Juni hatte man beschlossen, den Erwerb des 4500 Quadratmeter grossen Grundstücks für 5,7 Millionen Franken zu prüfen und dem Stapferhaus gut die Hälfte davon im Baurecht für den Bau des «Haus der Gegenwart» wieder abzutreten.
Mit der Restparzelle, so hiess es damals, würde «Lenzburg seine Entwicklung an strategisch wichtiger Lage direkt beeinflussen können». Immerhin grenzt das Grundstück im Südosten an die Villa Langenbach, deren Besitzerin die Einwohnergemeinde ist.
Doch dazu kommt es nicht. Die Immobilienkommission der Ortsbürger hat sich eingehend mit dem Geschäft befasst und jetzt von einer Kaufempfehlung abgesehen. Damit wurde der Weg frei für die Stiftung CoOpera, die ebenfalls Interesse am Grundstück bekundet hatte.
Als wichtigen Grund für den Verzicht nennt der für das Ressort Ortsbürger zuständige Stadtrat Martin Stücheli die Frage nach der Verwendung der verbleibenden gut 2000 Quadratmeter grossen Restfläche.
Man habe festgestellt, dass viel mehr finanzielle Mittel erforderlich gewesen wären, als ursprünglich angenommen. Konkret heisst das laut Stücheli Folgendes: «Man war sich in der Immobilienkommission einig, dass die Nutzung im Zusammenhang mit der Entwicklung des gesamten Gebiets hätte betrachtet werden müssen.»
Für eine sinnvolle Bebauung hätte man sich also mit den andern angrenzenden Landeigentümern zusammenschliessen müssen. Hinzugekommen wäre eine Beteiligung am künftigen Parkhaus.
«Es wäre also nicht einfach mit dem Landkauf erledigt gewesen, die Ortsbürger hätten mit einem Investitionsvolumen von rund 13 Millionen Franken rechnen müssen, und damit mit einem Betrag, der mehr als doppelt so hoch ist, wie der reine Landkauf», erklärt Stücheli.
Dieses Volumen wäre für die Ortsbürgergemeinde im jetzigen Zeitpunkt grundsätzlich zu stemmen, doch «haben die Ortsbürger aktuell andere Pläne, die ihr Budget strapazieren werden.»
Am konkretesten fortgeschritten sind die Pläne für das Museum Burghalde. Für dessen Umbau und Sanierung haben die Ortsbürger an der ausserordentlichen Gemeindeversammlung im Juni 4,5 Millionen Franken gesprochen.
Mit Veränderungen sei auch auf dem Seifi-Areal und dem heutigen Parkplatz zu rechnen, sagt Stücheli. Wann etwas passiert, stehe aber noch nicht fest. Ebenso machen sich die Ortsbürger Gedanken über die Zukunft des Zeughaus-Areals.
Dieses wird derzeit unter anderem vom Stapferhaus für seine Ausstellungen benutzt. Voraussichtlich bis 2018 der Neubau bezogen wird.
Aus heutiger Sicht sei es für die Ortsbürger deshalb eine glückliche Fügung, dass mit der Stiftung CoOpera ein weiterer Landinteressent aufgetreten sei, bekennt Stücheli. Wäre dies nicht der Fall gewesen, wären die Diskussionen bei den Ortsbürgern möglicherweise in eine andere Richtung verlaufen.
Dabei verhehlt er nicht, dass die Institution Stapferhaus nicht bei allen Ortsbürgern den gleich hohen Stellenwert geniesst. Etwas sibyllinisch meint er, «dass es wie überall auch unter den Ortsbürgern jene gibt, die Feuer und Flamme sind fürs Stapferhaus und jene, die einfach Feuer sind.»
Aus dieser Aussage kann wohl folgender Schluss gezogen werden: Auch wenn der Landkauf kein direktes Investment ins «Haus der Gegenwart» gewesen wäre, so hätte das Traktandum an der Wintergmeind bei den Lenzburger Ortsbürgern wohl keinen einfachen Stand gehabt.