Othmarsingen
Industrie-Brache im Dorfkern verhindern – was passiert mit dem Marti-Areal?

Mit der Neuausrichtung des Marti-Areals harzt es. Noch ist kein Investor unter Vertrag - die Gemeinde wird langsam nervös.

Ruth Steiner
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Blick auf das ehemalige Marti-Areal, im Vordergrund das Restaurant Pflug.

Blick auf das ehemalige Marti-Areal, im Vordergrund das Restaurant Pflug.

Pascal Meier

Ende Jahr verlässt die Centravo AG das Produktionsgelände in Othmarsingen und bezieht in Oensingen einen Neubau. Bis zu diesem Zeitpunkt sollte auch die Zukunft des 24 000 Quadratmeter grossen Marti-Areals mitten im Dorf gesichert sein. Bereits vor drei Jahren hatte ein Gestaltungsplan den Weg für eine neue Zentrumsüberbauung geebnet.

Viel Zeit ist seither verstrichen. Doch eine Lösung gibt es bisher nicht. Offenbar ist sich die Verkäuferin mit dem Investor noch nicht einig. In der Gemeinde macht sich deswegen Unmut breit. «Wir haben die planerischen Voraussetzungen geschaffen, was eine zügige Umsetzung der künftigen Bebauung des Areals ermöglichen würde», sagt Gemeindeammann Fritz Wirz.

«Ende Jahr, wenn die Centravo zügelt, möchte ich die Zukunft des Areals gesichert sehen.» Fritz Wirz, Gemeindeammann

«Ende Jahr, wenn die Centravo zügelt, möchte ich die Zukunft des Areals gesichert sehen.» Fritz Wirz, Gemeindeammann

Aargauer Zeitung

In Othmarsingen wird befürchtet, dass die Betriebsgebäude auf dem ehemaligen Marti-Areal verwahrlosen und anschliessend eine Industrie-Brache entsteht. Als Folge davon könnten Geruchs-Immissionen aus den leer stehenden Produktionsstätten des Fleischverarbeiters strömen. Und dies mitten im Dorfzentrum. Dass es so weit kommt, will die Gemeinde mit allen Mitteln verhindern. Ammann Wirz betont: «Ende Jahr, wenn die Centravo zügelt, möchte ich die Zukunft des Areals gesichert sehen.»

Zwei Generalunternehmer

Zur Geschichte: Dass das Gastspiel der Centravo AG in Othmarsingen befristet sein wird, war bereits von Anfang klar. Schon 2009, als sie das Produktionsgelände übernahm. Ebenso unbestritten war, dass das Grundstück «In den Matten» anschliessend als Gewerbe- und Wohnfläche genutzt werden sollte. In diese Richtung sei die Planung von Gemeinde, Centravo AG und der Eigentümerin des Landgasthofs Pflug, welcher in den Planungsperimeter fällt, in Zusammenarbeit mit einem Generalplaner gegangen.

Damit fangen auch die Schwierigkeiten an. Zuerst hat Baudienstleisterin Implenia AG die terminierte Kaufrechtsvereinbarung nach einem Jahr einfach platzen lassen. Offenbar ohne zuvor einen Handstrich geleistet zu haben. Auch jetzt ist dem Projekt weiterhin ein steiniger Weg beschieden. So hat der neue Generalunternehmer, die Steiner AG, den Kaufrechtsvertrag bisher nicht eingelöst. Dabei war noch vor wenigen Wochen von unterschriftsreifen Verträgen, die auf dem Tisch liegen, die Rede gewesen. Genaue Gründe, weshalb der Investor den Vertrag bisher nicht unterzeichnete, wurden offiziell nicht genannt.

Leere Produktionsstätte pflegen

Für Othmarsingen ist der Standort mitten im Dorf von strategisch wichtiger Bedeutung. Längst platzt die Gemeindeverwaltung am heutigen Standort aus allen Nähten, das Gebäude hat sicherheitstechnische Mängel und ist sanierungsbedürftig. «Vor drei Jahren wurde an der Sommergemeinde am 14. Juni ein Richtungsentscheid gefällt, die neuen Verwaltungsräumlichkeiten ins neue Dorfzentrum zu verlegen», erklärt Wirz. Nebst der Verwaltung sollen hier ein Ärztehaus und eine Apothekenfiliale entstehen. «Das ist enorm wichtig, um die Grundversorgung unserer 2800 Einwohner zählenden Gemeinde auch in Zukunft sicherzustellen», so Wirz.

In Othmarsingen will man auf keinen Fall, dass mitten im Dorf eine Industrie-Brache entsteht. So rasch wie möglich eine Lösung für das ehemalige Marti-Areal zu finden, liege im Interesse der Gemeinde ebenso wie auch der Grundbesitzerin, sagt der Gemeindeammann. Und weil der Wegzug der Centravo AG immer näher rückt, werden nun auch Gespräche über die zwischenzeitliche Basispflege der bestehenden Infrastruktur geführt. Man will unbedingt vermeiden, dass sich nach der Betriebsverlagerung des Fleischverarbeiters übel riechende Duftwolken über dem Dorfkern ausbreiten.