Seit fünf Jahren ist der Biber wieder zurück am Hallwilersee. Wilke Scheitlin-Brandt, Chef der Hallwilersee-Ranger, über die Vorteile, die der pelzige Holzfäller mit sich bringt und wie Mensch und Biber gut am See zusammenleben können.
Biber sind für Menschen eher selten zu sehen. Die Tiere, die inklusive ihrer schuppigen Schwänze bis zu 120 Zentimeter gross werden können, sind in der Regel nachtaktiv. Ihre nächtlichen Aktivitäten fallen den Menschen bei Tageslicht aber sehr wohl auf. Angenagte Bäume, die von den natürlichen Landschaftsarchitekten teilweise sogar gefällt werden, zeigen, dass sich ein Biber oder eine ganze Biberfamilie in einem Revier ein Zuhause gefunden hat.
Dies ist auch am Hallwilersee der Fall, wie Ranger-Chef Wilke Scheitlin-Brandt berichtet: «Wir haben hier seit ungefähr fünf Jahren wieder Biber.» Derzeit gehe man von zwei Familien aus. Eine Biberbaute befindet am nördlichen Teil des Hallwilersees. Gut versteckt im Schutzgebiet, wo sie von Menschen nicht gestört werden können. Ein zweiter Biberbau ist auf der Westseite angesiedelt. Ob dieser aber noch bewohnt sei, ist unklar.
Das Hochwasser im vergangenen Jahr sei für die Biber von Vorteil gewesen, erklärt Scheitlin-Brandt. «Man kann behaupten, dass es die Population noch angeregt hat», erklärt er. «Das überschwemmte Land vergrösserte ihren natürlichen Lebensraum erheblich.» Die plötzlich vom Wasser umspülten Bäume waren für die Tiere eine zusätzliche Nahrungsquelle.
Doch am liebesten fresse der Biber diverse Kräuter. «Das Mädesüss steht beispielsweise im Sommer auf der Speisekarte ganz oben», so der Ranger. Baumrinden würden eher in den Wintermonaten gefressen. «In kälteren Regionen legen Biber für die Frostperiode zum Überleben sogar Unterwasservorräte von dünnen Zweigen an.»
Die Biber bezeichnet der Ranger-Chef als Geschenk für die Natur rund um den See. Sie kurbeln den Renaturierungsprozess an. «Dort, wo sie wirken, wachsen Pflanzen, die vorher nicht mehr vorhanden waren.» Für die flauschigen Nager sei das Gebiet zudem optimal, da es ihnen alles bietet, was sie zum Leben benötigen. Doch auch den Rangerinnen und Rangern erschwert der Biber teilweise ihre Arbeit, wenn er selbst wieder zu fleissig ist.
«Biber sind sehr aktive Landschaftsarchitekten», sagt Scheitlin-Brandt. So müssen am See besonders in der Nähe von Bauten immer wieder Bäume mit einem Drahtnetz geschützt werden.
«Ich kenne auch Fälle, von anderen Orten, an denen sie 20-jährige Eichen gefällt haben. Die dort eigentlich noch länger stehen sollten.»
Zudem habe man Wege auch bereits mit Röhren unterlegen müssen, damit sie nicht einbrechen und die Tiere trotzdem einen Durchgang hatten. «Die Biber sind nicht ohne», fasst der Ranger-Chef zusammen.
Er erwarte derweil nicht, dass sich die Population am Hallwilersee vergrössere. Biber haben sehr weiträumige Gebiete. «Wenn mehr Tiere kommen und es keinen Platz hat, wandern sie weiter.» Meist sei dies flussaufwärts der Fall, also Richtung Baldeggersee. Wichtig sei, dass Besuchende am See die Tiere nicht stören und auch nicht in die Nähe allfälliger Biberbauten gehen. «Das gilt für jegliche tierischen Bewohner am Hallwilersee», erklärt der Ranger.
In diesem Frühjahr gab es jedoch einen Fall, bei dem der Ranger-Chef froh war, dass Menschen den Biber gesichtet haben. «Ein Tier hat sich in einer von einem Fischer ausgelegten Reuse verfangen», erklärt der Ranger.
Die sogenannten Reussen sind Körbe, welche Berufsfischer häufig verwenden. Sie sind für Biber eigentlich ungefährlich, mit Ausnahmen von tollpatschigen Zeitgenossen. «Der Biber konnte sich leider nicht mehr selbst daraus befreien. Besucher haben ihn gesehen und die Polizei verständigt. Das Tier konnte dann glücklicherweise gerettet werden und wurde wieder in die Natur entlassen.»