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Aargau
Lenzburg
Wenn das Baubewilligungsverfahren und der Bau so reibungslos ablaufen werden, wie die Gemeindeversammlung am Donnerstag den Kredit genehmigte, wird im Aargau im Frühling 2022 erstmals aufbereitetes Seewasser getrunken. Mit 95 Ja (bei 98 Anwesenden) genehmigten die Meisterschwander den Bau eines Seewasserwerks. So etwas gibt es noch nicht im Aargau und wird es wohl auch nie mehr geben. Es gab an der Versammlung eine einzige Wortmeldung – und erst noch eine positive. Der Votant gratulierte dem Gemeinderat, dass er das Projekt selber durchzieht und nicht den Weg über einen regionalen Gemeindeverband gesucht hat.
Sonnschein pur, Temperaturen von gegen 35 Grad – viel Durst. Der Tag für die Abstimmung über das Generationenprojekt hätte nicht optimaler gewählt sein können. «Es macht keinen Sinn, neue Quellen zu suchen. Wir haben im See Millionen von Kubikmetern Wasser», erklärte Gemeinderat Fritz Früh. Die bestehenden Quellen haben neben dem Nitrat- auch ein Ergiebigkeitsproblem: Wenn das Wetter so heiss bleibt, kann aus ihnen bald kein Wasser mehr gefördert werden.
Ganz anders ist die Situation beim See. Gemäss einer Expertise wird das Seewasserwerk keinen messbaren Einfluss auf den Wasserhaushalt des Hallwilersees haben. «Wir trinken den See nicht leer», erklärte der Seewasserwerk-Experte Markus Haller an der Gemeindeversammlung.
Das Seewasserwerk ist ein visionäres Projekt für Generationen.
(Quelle: Fritz Früh, Gemeinderat)
Das Wasser wird in etwa auf der Höhe des Schiffsstation Seerose gefasst – 300 Meter vom Ufer entfernt. Auf der südlichen Seite des Strandbads Seerose kommt die unterirdische Pumpstation zu stehen (Pumpen im 3. UG). Das Wasser wird dann zum Fussballplatz hinaufgepumpt, wo die Aufbereitungsanlage stehen wird. In einer ersten Phase mit zwei Linien, eine dritte kann später installiert werden.
Neben der Leitung hinauf zur Aufbereitungsanlage wird auch eine Leitung hinunter zum See gebaut. Durch sie soll das Trinkwasser fliessen, dass anschliessend über Seeleitungen an Nachbargemeinden verkauft werden soll. «Wir möchten diese als Kunden gewinnen», erklärte Früh. Fahrwangen und Seengen haben bereits konkretes Interesse geäussert, Boniswil ist noch am Prüfen. Laut Gemeindepräsident Ueli Haller wird ein Kubikmeter Seewasser maximal 85 Rappen kosten. Zu diesem Preis wird das Wasser den Nachbargemeinden angeboten. Damit das Wasser wegen des Seewasserwerks für die Meisterschwander nur 30 Rappen (pro Kubikmeter) teuerer wird, plant der Gemeinderat als Kompensation die Senkung des Abwasserpreises.
Für Fritz Früh ist klar: «Das Seewasserwerk ist ein visionäres Projekt für Generationen.» Obwohl der Entscheid noch dem fakultativen Referendum untersteht, dürfte dem Bau nichts mehr im Wege stehen. Schon im August will man das Bewilligungsverfahren einleiten. Ein gewichtiges Wort mitzureden hat der grundsätzlich positiv eingestellte Kanton (ihm gehört der See).
Die Gemeindeversammlung hat am Donnerstag neben dem Seewasserwerk (es wird über den Eigenwirtschaftbetrieb Wasser finanziert) auch noch 1,75 Millionen Franken (Steuergelder) für die gleichzeitige Werkleitungssanierung in der Oberen Seefeldstrassse und der Seerosenstrasses genehmigt.