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Immer weniger Kinder sind mit dem Wald vertraut, dem wollen die Forstdienste Lenzia entgegenwirken. Auf ihrem Erlebnisparcours durch den Wald fällt schon mal ein Baum um.
In Reih und Glied stehen sie neben dem Fuss des Esterliturms, die Beine fest im Kies verankert. Vier neue Lenzburger Tische. Sie sind die ersten, die im Wald aufgestellt wurden, zurück zu den Wurzeln sozusagen.
Die Tische sind Teil des neugestalteten Rastplatzes Esterliturm, der am Donnerstagabend von den Forstdiensten Lenzia offiziell vorgestellt wurde. Der alte Rastplatz war mit Steintischen versehen, «doch nach 15 Jahren war es Zeit, in etwas Neues zu investieren», erklärt Stadtoberförster Frank Haemmerli. Die dreiteilige Feuerstelle hat sich bewährt, sie durfte bleiben. Der Schnitzelboden, der die Feuchtigkeit speicherte, wurde durch Kies ersetzt. Seit jeher ist der Esterliturm ein beliebtes Ausflugsziel für Schulklassen, doch der Rastplatz steht allen offen, auch Familien und Vereine sollen hier bräteln. «Lieber einen schönen, zentralen Grillplatz, als überall Feuerstellen», sagt Haemmerli. Sein Dank geht an die Ortsbürger von Lenzburg, die für die Kosten der Neugestaltung aufgekommen sind.
Zukunftsbäume haben Priorität
Nach diesen Worten ist es vorbei mit dem Rumstehen. Förster Thomas Waltenspühl führt die Besucher an zum Erlebnisparcours. Dieser gehört zum Projekts «Walderlebnis Lütisbuech», mit dem die Forstdienste den Schülern neben dem Waldtag noch eine Gelegenheit zu bieten, den Wald besser kennenzulernen. Zur Realisierung des Projekts haben die Ortsbürger sowie die Schule Lenzburg einen Beitrag ausgesprochen. Klassen aller Lenzia- Gemeinden können das Angebot nutzen. Schon beim ersten Posten verlässt Waltenspühl, der sich in Waldpädagogik hat ausbilden lassen, den Weg und geht über Stock und Stein in den Wald hinein. Sandalen sind für den Parcours übrigens ein höchst ungeeignetes Schuhwerk.
15 Jahre ist es her, seit der Orkan Lothar über das Land gefegt ist, das Waldstück beim ersten Posten hat einen Totalschaden erlitten. Heute haben die neu gesetzten Lärchen bereits wieder eine ansehnliche Höhe erreicht. Bei den Führungen mit Kindern muss Waltenspühl jeweils etwas ausholen. «Die Kinder kennen Lothar nicht. Die waren damals noch gar nicht geboren», erklärt er.
Blau markierte Bäume sind Zukunftsbäume, es wird dafür gesorgt, dass sie möglichst viel Licht bekommen. Am nächsten Posten dürfen deshalb mit einer kleinen Säge ein paar störende Bäume gefällt werden. Das macht Spass und kommt auch bei den Kindern gut an. Die Freude über die Arbeit im Wald und mit den Kindern ist im Gespräch mit Waltenspühl deutlich spürbar. «Viele Eltern gehen mit ihren Kindern nie in den Wald. Im Gegensatz zu früher, wo der Wald ein Spielplatz war, ist er heute etwas Gefährliches», sagt er. Mit dem Erlebnisparcours können aus spielerische Weise Ängste abgebaut und eine natürliche Beziehung zum Wald und seinen Bewohnern geschaffen werden.«Vielleicht lassen sich so auch neue Berufsleute finden», hofft Waltenspühl.
An einem anderen Posten müssen die Teilnehmer einander mit verbundenen Augen an Bäume heranführen. Mit offenen Augen muss anschliessend bestimmt werden, welcher Baum ertastet wurde. Das klappt gut. Gute Führer achten auch auf Hindernisse am Boden. «Die Kinder haben einander durch die Brennnesseln geführt», sagt Waltenspühl. Abschluss des Erlebnisparcours ist das Bräteln in der Blockhütte Lütisbuech. Dabei fehlt auch das Schlangenbrot, eine teigige Erinnerung an frühere Waldausflüge, nicht.