Hendschiken
Es wird weiter «dräckelet»: Vizeammannkandidat Kuster veröffentlicht anyonymen Brief

Die anonymen Schmutzkampagnen nehmen im Dorf kein Ende: Vizeammannkandidat Peter Kuster veröffentlicht auf Facebook einen an ihn adressierten anonymen Brief, der gegen ihn und Parteipräsident Bruno Steiner schiesst.

Ruth Steiner
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Die neuste Kampagne zielt auf zwei Mitglieder der SVP: Briefempfänger Peter Kuster (links) und Parteipräsident Bruno Steiner.

Die neuste Kampagne zielt auf zwei Mitglieder der SVP: Briefempfänger Peter Kuster (links) und Parteipräsident Bruno Steiner.

AZ

Wer geglaubt hat, die anonymen Schmutzkampagnen in Hendschiken seien nach den Gemeinderatswahlen im vergangenen Herbst zu Ende, sieht sich getäuscht. Tatsache ist: Es wird weiter «dräckelet» in Hendschiken, der drittkleinsten Gemeinde im Bezirk. Aktuell geht es um die Wahlen zum Vizeammann am 4. März.

In diesem Fall sind es jedoch nicht farbige, anonyme Flyer, die in alle Haushaltungen im Dorf flattern und sich gegen alles richten, das nicht unter SVP-Flagge läuft. Die jüngste Kampagne richtet sich an einen neu gewählten Gemeinderat der SVP, und zwar als persönliches Schreiben an die Privatadresse von Peter Kuster und an seinen Arbeitgeber, die Raiffeisenbank.

Stilistisch ist der Brief den Flyern ähnlich. Unzimperlich in der Wortwahl und im Inhalt. Kusters «angebliche Kandidatur als Vizeammann sei zum Kotzen», heisst es da. Und: Er falle «dem Parteipräsidenten (Bruno Steiner, Anm. der Redaktion) bei der ersten Gelegenheit in den Rücken». Das Komitee bezeichnet dieses Vorgehen als «schweinisch, charakterschwach hinterlistig, imageschädigend für die Ortspartei, für Sie und Ihren Arbeitgeber». Kuster wird der Rückzug seiner Bewerbung empfohlen mit einer haargenauen Anleitung zum Vorgehen.

Komitee mit Insiderwissen

Der Absender nennt sich «Komitee vorwärts jetzt mit Hendschiken». Peter Kuster hat den Brief nicht für sich behalten, sondern ihn auf Facebook gepostet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Er begründet den Schritt in einem Facebookeintrag so: «Sie wenden sich in anonymer Person gegen mich und decken mich mit allerlei Falschaussagen und Diffamierungen ein», schreibt er.

«Ich erachte es daher für angebracht, Ihren erneuten unsachgemässen und unanständigen Rundumschlag einem breiten Publikum zugänglich zu machen.» Nimmt Kuster also an, dass der anonyme Brief vom gleichen Absender stammt wie die farbigen Flyer?

Der Sache zusätzliche Brisanz verleiht dies: Zum Zeitpunkt der Briefzustellung hatten weder Peter Kuster noch Bruno Steiner offiziell für das Amt des Vizeammanns kandidiert. Beide waren im Herbst neu in den Gemeinderat gewählt worden, Steiner hatte als Gemeindeammann gegen Sabina Vögtli-Fischer (SP) das Nachsehen gehabt.

Bis zum anonymen Brief an die Adresse von Kuster hatte der SVP-Ortsparteipräsident eine Kandidatur zum Vizeammann auch gar nicht in Betracht gezogen gehabt, erklärt er der AZ auf Anfrage. Die Korrespondenz hat nun das Gegenteil bewirkt.

Am Dienstag, 16. Januar, im Anschluss an die Gemeinderatssitzung, – also nur wenige Tage vor dem anonymen Brief – habe Peter Kuster sich mit ihm besprochen. Dabei hat sich der Präsident vom Parteimitglied zur Zweierkandidatur überzeugen lassen, wie er sagt. Ziel sei es, mit dem Zweierticket zu zeigen, dass sie beide am gleichen Strick ziehen, erklärt Bruno Steiner.

Die Frage nach der Urheberschaft der Schreiben kann auch Steiner nicht beantworten. Fest steht jedoch: Der oder die Briefverfasser verfügen offenbar über Interna aus dem SVP-Vorstand, da zu diesem Zeitpunkt noch keine offiziellen Kandidaturen gemeldet waren.

Ist Steiner Zielscheibe?

Vehement distanziert sich Steiner von der Diffamierung seines Parteikollegen Kuster zu seinen Gunsten. «Ich will kein Amt um den Preis, dass andere schlecht gemacht werden. Dafür gebe ich mich nicht her», erklärt er.

Bruno Steiner geht in seinen Mutmassungen nach einer Begründung dieser jüngsten Schmutzkampagne in eine ganz andere Richtung. Stimmen diese Überlegungen, würden sie die Geschichte vollends zu einer unglaublich bitterbösen Polit-Satire machen. Steiner ist nämlich überzeugt, dass die Anfeindungen letztendlich seiner Person gelten.

Er vermutet, man wolle ihn provozieren und zu Äusserungen hinreissen lassen, mit denen er sich in der Öffentlichkeit verunmögliche. Seine Vermutung erklärt er so: In den langen Jahren als Brunnenmeister und als Präsident der Steuerkommission habe er sich mit seiner Art, die Dinge direkt anzusprechen und wenn nötig auch Tacheles zu reden, nicht nur Freunde gemacht. «Ich sage es halt direkt, wenn es etwas zu sagen gibt.»

Auf Facebook überschlagen sich die Kommentare. Peter Kuster wird zur Anzeige gegen unbekannt geraten. Das hat auch SVP-Ortsparteipräsident Bruno Steiner getan.

Im Moment sind zwei Dinge unklar: Wer steht hinter den Angriffen und wer ist tatsächlich die Zielscheibe der anonymen Urheberschaft? Klar ist jedoch: Das Werweissen rund um diese Fragen ist Gift für das Klima im Dorf.