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Die Schifffahrtsgesellschaft auf dem Hallwilersee feiert in diesem Jahr mit verschiedenen Aktionen ihr 125-Jahr-Jubiläum. Weshalb die Gesellschaft gegründet wurde, vergisst man laut SGH-Geschäftsführer heute gerne.
Der Anfang war nicht einfach. Und der Tourismus spielte noch keine dominierende Rolle. Die Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee (SGH), die heuer ihr 125-jähriges Bestehen feiert, wurde gegründet, um pendelnde Angestellte über den See an ihren Arbeitsplatz zu führen.
«125 Jahre sind eine lange Zeit, selbst für eine Firma.» Ueli Haller, der aktuelle Geschäftsführer der SGH, ist sich bewusst, dass sein Arbeitgeber in diesem Jahr ein nicht alltägliches Jubiläum feiern kann.
Mit verschiedenen Aktionen für Passagiere, Personal und weitere Interessierte will man an die Gründung im Jahr 1888 erinnern.
Dampfboot Otto. Baujahr 1888; bei SGH in Betrieb von 1888 bis 1897.
Dampfschiff Hallwyl I. Baujahr 1889; bei SGH in Betrieb von 1889 bis 1911.
Dampfschiff Seethal I. Baujahr 1893; bei SGH in Betrieb von 1893 bis 1917.
Motorboot Hallwyl II. Baujahr 1909; bei SGH in Betrieb von 1911 bis 1960.
Motorboot Seethal II/Hallwyl III. Baujahr 1909; bei SGH in Betrieb von 1918 bis 1977.
Motorschiff Seetal III. Baujahr 1952; bei SGH in Betrieb von 1960 bis 2009.
Motorboot Möve. Baujahr 1960/1962; bei SGH in Betrieb von 1962 bis 1998.
Motorschiff Fortuna. Baujahr 1962/1963; bei SGH in Betrieb von ab 1969.
Motorschiff Hallwil IV. Baujahr 1977; bei SGH in Betrieb ab 1977.
Motorschiff Ursula. Baujahr 1956/1957; bei SGH in Betrieb von 1983 bis 1989.
Motorschiff Brestenberg. Baujahr 1990; bei SGH in Betrieb ab 1990.
Motorschiff Seerose. Baujahr 1998; bei SGH in Betrieb ab 1998. Motorschiff Seetal IV. Baujahr 2010; bei SGH in Betrieb ab 2010.
Zuerst die Bahn, dann Schiffe
«Man vergisst oft, aus welchem Grund die Gesellschaft gegründet wurde», so Haller. Nicht wegen Ausflüglern, sondern wegen Berufspendlern wurde der fahrplanmässige Verkehr auf dem Hallwilersee lanciert.
Noch nach dem Zweiten Weltkrieg, in den 50er- und 60er-Jahren waren letztmals Pendler mit den SGH-Schiffen unterwegs.
Auslöser für den kommerziellen Betrieb von angetriebenen Schiffen war allerdings die Erschliessung des Seetals für auswärtige Besucher durch die 1883 in Betrieb genommene Seetalbahn.
Diese damals private Bahn hat, so steht es in einem Protokoll des «Gründungskomitees», «nicht nur Leben und Verkehr in die Thalschaft gebracht, sie hat auch diese liebliche Gegend einem entfernteren Publikum zugänglich gemacht».
Die «wachsende Frequenz dieser Bahn» beweise, «dass man sich mehr und mehr um dieses reizende Thal interessiert». Das erwachende Interesse wollte man ausnützen und zudem das von der Seetalbahnlinie verschmähte rechte Seeufer an die Verkehrsachse anschliessen.
Fabrikant als Motor
Theodor Lutz, der erste Betriebschef der Seetalbahn, war auch einer der Initianten der Hallwilersee-Schifffahrt. Zusammen mit dem Seenger Notar Rudolf Läubli lud er im Oktober 1887 zu einer Versammlung in den Meisterschwander «Löwen». Das Interesse war gross; 80 Mann folgten der Einladung und beschlossen, die finanziellen Aussichten einer Gesellschaft abzuklären.
Im folgenden Jahr fanden vier Sitzungen von Aktionären statt. Im April wurden 145 Aktien mit einem Nennwert von 100 Franken gezeichnet. Als Gründungsdatum der Gesellschaft gilt jedoch der 27. Mai 1888, denn an diesem Tag wurden die Statuten beschlossen und der Verwaltungsrat bestellt.
Präsident wurde der Meisterschwander Fabrikant Jakob Fischer-Gloor, der in der Folge umtriebiger Motor der neuen Gesellschaft war. Während die Aktionäre die Bestellung eines Dampfschiffs für 80 bis 100 Personen beschlossen, hatte Fischer ein Dampfboot mit 25 Plätzen angekauft.
«Unter grosser Anteilnahme», wie der Chronist schreibt, wurde das vom Zürichsee hertransportierte Boot im Sommer 1888 bei der «Seerose» eingewassert. Zu Ehren eines früh verstorbenen Sohnes von Fischer-Gloor hiess dieses Boot «Otto».
Anzeige beim Bezirksamt
Die Aargauer Regierung erteilte der neuen Gesellschaft die Konzession am 13. Juli. Weil «Otto» schon vorher erste Fahrten absolviert hatte und die Auflage, sich mit den Schiffleuten der alten Fähren zu einigen, verletzt wurde, gab es Anzeigen beim Bezirksamt.
Die Schifffahrtsverantwortlichen liessen sich jedoch nicht beirren und beschlossen, bei der Firma Escher-Wyss & Cie. für 26 500 Franken den Bau eines eigenen Schiffes in Auftrag zu geben. Mit der Bahn in Teilen nach Mosen geliefert und daselbst zusammengesetzt, fand die «festliche Jungfernfahrt» am 23. Juni 1889 statt.
Vorgängig gab es noch Diskussionen um den Namen des ersten eigenen Schiffs. «Seethal» oder «Hallwyl» stand zur Debatte.
«Hallwyl» habe selbst ausserhalb der Schweiz «einen guten Klang»: «Es gibt nur ein Schloss Hallwyl, während es eine ungeheure Zahl Seethals gibt», wurde als Begründung festgehalten.
Inzwischen gab es mehrere Schiffe mit beiden Namen und bei der aktuellen stolze Flotte, die fünf Schiffe umfasst, besitzen sowohl die «Hallwil» wie auch die 2010 in Betrieb genommene «Seetal» den Ordnungszusatz «IV».