Wahlsonntag
Eine Verliererin als grosse Siegerin – die Wahlergebnisse Bezirk Lenzburg

Die SVP gewann trotz einem kleinen Verlust an Wähleranteil zwei zusätzliche Mandate. Hier finden Sie alle Wahl- und Abstimmungsergebnisse aus dem Bezirk Lenzburg.

Urs Helbling
Drucken
Wahlen Bezirk Lenzburg

Wahlen Bezirk Lenzburg

Raphael Hünerfauth/Keystone/Montage:kob

Im Bezirk Lenzburg, in dem ein Mandat mehr zu vergeben war (erstmals 13), machten sich viele Parteien Hoffnungen: Etwa die Grünliberalen, die dank des Trends und ihrem omnipräsenten Kandidaten Matthias Betsche einen zweiten Sitz als erklärtes Wahlziel hatten. Oder die CVP, die dank der Einwechslung der bisherigen BDP-Grossrätin Maya Bally vorankommen wollte. Und die SP hat sicher nicht damit gerechnet, als grosse Wahlverliererin vom Platz zu müssen. Auf der Gegenseite wagten auch die grössten Optimisten unter den SVP-Exponenten nicht zu hoffen, dass die Partei zwei Sitze dazugewinnen würde und neu fünf Grossräte nach Aarau schicken kann – darunter drei Frauen! Der Sieg der SVP ist allerdings nur bedingt verdient: Die Partei hat nämlich erneut an Wähleranteil verloren – wenn auch nicht so viel wie vor vier Jahren (damals waren es 1,7 Prozent, jetzt 0,3 Prozent). Während sie 2016 ein Mandat an die FDP einbüsste, gewann sie jetzt Sitze dazu. Weniger Stimmen, mehr Sitze – das geht nur dank dem Wahlsystem Pukelsheim.

GLP hätte statt Pukelsheim-Pech Pukelsheim-Glück benötigt

Bei den Grünliberalen hat erwartungsgemäss die Bisherige Barbara Portmann mit 2885 Stimmen sehr gut abgeschnitten. Matthias Betsche, der Geschäftsführer von Pro Natura Aargau, kam mit 1909 Stimmen auf den zweiten Platz. Er hat trotzdem noch Chancen, mittelfristig in den Grossen Rat einziehen zu können: Denn Barbara Portmann hat bereits im letzten Winter angekündigt, sie werde nicht die ganze Legislatur zu Ende machen. Weshalb hat es mit dem Sitzgewinn für die Grünliberalen nicht geklappt? «Ich vermute, der Pukelsheim hat gegen uns gespielt», erklärt Lukas Baumann, Präsident der GLP Bezirk Lenzburg. Er betont, seine Partei habe sich punkto Stimmenanteil um über 50 Prozent verbessern können: Doch die 10,4 Prozent waren für zwei Mandate halt zu wenig. Statt Pukelsheim-Pech hätte es Pukelsheim-Glück gebraucht.

Das sind die Gewählten im Bezirk Lenzburg:

Pascal Furer, Staufen, SVP (mit 5769 Stimmen gewählt), bisher
13 Bilder
Rolf Jäggi, Egliswil, SVP (mit 5466 Stimmen gewählt), bisher
Jacqueline Felder, Boniswil, SVP (mit 5125 Stimmen gewählt), bisher
Renate Häusermann-Meyer, Seengen, SVP (mit 4505 Stimmen gewählt), neu
Brigitte Vogel, Lenzburg, SVP (mit 4453 Stimmen gewählt), neu
Daniel Mosimann, Lenzburg, SP (mit 3707 Stimmen gewählt), bisher
Gabi Lauper Richner, Niederlenz, SP (mit 3104 Stimmen gewählt), bisher
Jeanine Glarner, Möriken-Wildegg, FDP (mit 4157 Stimmen gewählt), bisher
Gérald Strub, Boniswil, FDP (mit 3259 Stimmen gewählt), bisher
Maya Bally, Hendschiken, CVP (mit 2605 Stimmen gewählt), bisher
Maurus Kaufmann, Seon, Grüne (mit 2259 Stimmen gewählt), bisher
Barbara Portmann-Müller, Lenzburg, GLP (mit 2885 Stimmen gewählt), bisher
Christian Minder, Lenzburg, EVP (mit 1401 Stimmen gewählt), bisher

Pascal Furer, Staufen, SVP (mit 5769 Stimmen gewählt), bisher

Zur Verfügung gestellt

Es dauert noch etwas, bis bei der CVP «die Tage kommen»

Sehr bitter ist das Ergebnis für die bisherige CVP-Grossrätin Sabine-Sutter-Suter. Sie hat die Wiederwahl deutlich verfehlt. Die von der BDP auf die CVP-Liste gekommene Maya Bally erzielte 409 Stimmen mehr. Chancenlos war die faktisch zugezogene Grossrätin Cécile Kohler. Alles hätte für die bisherigen CVP-Politikerinnen möglicherweise anders ausgesehen, wenn ihre Partei die Stimmen der ehemaligen BDP-Wähler bekommen hätten. Doch die CVP konnte nur 2,9 Wählerprozente zulegen (die BDP hatte vor vier Jahren 5,5 Prozent gemacht). Eine grosse Enttäuschung dürfte die das Wahlresultat auch für Christina «Bald kommen meine Tage» Bachmann sein. Sie belegte zwar Platz vier, verfehlte aber die Wahl nicht nur deutlich, sondern sehr deutlich. Faktisch hätte sie doppelt so viele Stimmen gebraucht.

Bei allen anderen Parteien gab es keine Überraschungen. Die Bisherigen schafften die Wiederwahl komfortabel. Daniel Mosimann ist jetzt klarer Leader auf der Liste der SP. Allerdings hat er nur 28 Stimmen mehr gemacht als vor vier Jahren. Das dürfte mehr mit dem allgemein schlechten Abschneiden der Genossen (minus 4,3% auf das Niveau von 2012) zu tun haben, als mit seiner aktuellen Formschwäche als Chef der Lenzburger Stadtregierung («Vertrauenskrise»). Das Durchschnittsalter der SP-Kandidaten hatte 58,9 Jahre betragen.