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Die Personalien von über 50 mutmasslichen Schuldnern hat das Inkassobüro Luciani aus Lenzburg auf seiner Website veröffentlicht. Die Betroffenen wussten von nichts. Jetzt ist der Schuldenpranger verschwunden.
Unter dem Titel «Wir brauchen Sie» waren auf der Website des Inkassobüros Luciani aus Lenzburg die Namen von über 50 Personen aufgelistet – samt der letzten bekannten Wohnadresse sowie dem Geburtsdatum. Das Büro bat mit dieser Aktion «die Internetgemeinschaft um Mithilfe». Gefragt waren die «aktuellen Personalien» der mutmasslichen Schuldner.
Völlig ahnungslos
Viele der Betroffenen seien völlig ahnungslos gewesen, schreibt «20 Minuten». Sie könnten sich mit einer Zivilklage wehren, sagt Eliane Schmid, Sprecherin des Eidgenössischen Datenschutzbeauftragten. Denn der Schuldenpranger verstosse gegen das Datenschutzgesetz und die Persönlichkeitsrechte.
Inkassounternehmer Lino Luciani zeigte sich gegenüber «20 Minuten» offenbar unbeeindruckt, als er mit dieser Aussage konfrontiert wurde. Trotzdem sind die Namen inzwischen von der Website verschwunden.
Rücklaufquote gleich Null
Die Liste sei entfernt worden, weil die rechtliche Situation derzeit abgeklärt werde, hält Luciani fest. Übrigens: Laut dem Inkassounternehmer sind kaum Hinweise zu den aufgeführten Personen eingegangen. Die Rücklaufquote an Informationen sei gleich Null gewesen.
Die Frage, ob er schon in der Vergangenheit einen Schuldenpranger aufgeschaltet habe, verneint Luciani.
«Wie im Mittelalter»
Wenig Freude an der Praxis hat der Verband Schweizerischer Inkassotreuhandinstitute. «So geht es nicht. Das sind Methoden wie im Mittelalter», sagt Geschäftsführer Robert Simmen, Zürich, gegenüber «20 Minuten».
Allerdings: Das Lenzburger Inkassobüro sei kein Mitglied des Verbands. Und gegen Nicht-Mitglieder könne der Verband nichts unternehmen – auch wenn ihm das nicht passe. (mhu)