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Wirtin Luzia Falk (57) hat ihren Pachtvertrag im geschichtsträchtigen Rupperswiler Gasthaus in einem äusserst schwierigen Jahr verlängert. Seit 2015 weibelt die Vollblutgastronomin nun schon im «Bären».
Vor dem Eingang zum Hotel stehen seit Juni rot-weisse Absperrlatten. Doch bald dürfte die Steingasse fertig saniert sein. Als der Rupperswiler «Bären» gebaut wurde, war sie – wenn überhaupt – gepflastert. Denn die Geschichte des Gasthauses reicht weit zurück. Erstmals in Quellen erwähnt wurde es laut Pächterin Luzia Falk vor über 500 Jahren. Seitdem ist im denkmalgeschützten Gebäude einiges passiert.
Zum Beispiel während des zweiten Weltkrieges: 200 Soldaten waren ab der Mobilmachung am 2. September 1939 in der Gaststätte einquartiert. Der erste urkundliche Beleg des «Bären» ist noch einiges älter. Er stammt aus dem Jahre 1696 und hatte keinen freudigen Anlass: Das ortsbildprägende Gebäude war abgebrannt. Damals entschied der Rat von Bern, das Wirtshaus an derselben Lage wieder errichten zu lassen.
In jüngerer Zeit mauserte sich das Gebäude zum Restaurant mit Hotel. Über vier Generationen war es im Besitz der Familie Burger, die auch drei Generationen lang wirtete. 2009 ging Kurt Burger nach 37 Jahren in Pension. Der «Bären» wurde verkauft.
Darauf folgte ein fünfjähriger Winterschlaf, aus dem der «Bären» 2015 in neuer Schönheit erwachte. Vollblutgastronomin Luzia Falk und ihr Mann Michael übernahmen die Pacht. Seitdem werden die gutbürgerlichen Gerichte auch im aufwendig restaurierten Gewölbekeller serviert. «Er ist dank der freigelegten Steinmauer unser Highlight», sagt Luzia Falk.
Für die 57-jährige Wirtin war 2020 ein schwieriges Jahr – nicht nur wegen Corona. Vergangenes Jahr verstarb Michael Falk im Alter von 56 Jahren. Die Gastronomin dachte ans Aufhören. Auch weil ihr Pachtvertrag Ende dieses Jahr ausläuft. Doch sie ist eine Kämpferin, entschied sich trotz Schicksalsschlag, Pandemie und der mehrmonatigen Baustelle, die fast alle Parkplätze der Gaststätte versperrt, weiterzumachen. «Ich habe den Pachtvertrag verlängert», sagt die gebürtige Innerschweizerin.
Das gepflegte Restaurant führt sie mit demselben Konzept weiter: Am Mittag gibt es vier Menüs, abends können die Gäste ab Karte bestellen. «Wir bieten eine marktfrische Küche mit wechselnden Spezialitäten. Nebst Klassikern wie Cordon bleu, Kalbsleberli und Bärenröschti kreieren wir auch Vegimenüs und Fleischgerichte mit Schweizer Fleisch», erklärt die 57 jährige.
Im Dorf ist der «Bären» nicht das einzige Restaurant. Rupperswil hat eine hohe Dichte an Gaststätten. «Man muss seine Nische finden», sagt Luzia Falk. Als einziger Betrieb ist der «Bären» sonntags offen, sowie auch an allen anderen Wochentagen und über die anstehenden Festtage. In einem pandemiefreien Jahr fände zum Neujahr zudem eine Party statt. «Wir veranstalteten in früheren Jahren auch Spanferkelessen oder Sommernachtspartys», so Luzia Falk.
Die Gastgeberin ist zuversichtlich, dass sie die Feste bald nachholen kann. «Ich schaue optimistisch in die Zukunft», sagt sie. Auch das Hotel mit 16 Zimmern führt sie weiter. Zu dieser Entscheidung hätten sie nicht zuletzt die zahlreichen, treuen Stammgäste motiviert, sagt die Wirtin, die in Niederlenz wohnt. Denn: «Wir stellen nicht nur die Teller hin und räumen wieder ab, sondern unterhalten uns mit unseren Gästen. Erkundigen uns etwa über das Wanderwochenende oder fragen, wie es geht. Zufriedene Gäste sind das Allerschönste an meinem Beruf.»