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Der Gemeinderat möchte das Beinwiler Restaurant/Hotel Löwen für 4,9 Millionen Franken zur Gemeindeverwaltung umbauen. Für die Gegner eine Steuerverschwendung. Vor der Abstimmung konnte sich die Bevölkerung ein Bild vom Zustand des «Löwen» machen.
Die Bildergalerie zum Innenleben des Hotel/Restaurant Löwen folgt aus technischen Gründen gegen Mittag.
Der Gemeinderat möchte die Verwaltung neu im «Löwen» unterbringen, weil die heutigen Räumlichkeiten im Alten Schulhaus zu klein geworden sind und die Schule den Platz brauchen kann. Zudem hat der «Löwen» nie rentiert und die Gemeinde musste ständig Geld einschiessen.
Bereits zwei Mal abgelehnt
Der Widerstand gegen den Umzug der Gemeindeverwaltung ist jedoch gross: Zwei Mal wurde ein Planungskredit von der Gemeindeversammlung abgelehnt, erstmals Ende 2010. Stattdessen fasste der Gemeinderat damals den Auftrag, ein Gesamtkonzept zur künftigen Nutzung aller eigenen Liegenschaften zu erstellen.
Aufgrund dieser Analyse kamen Gemeinderat und die eingesetzte Planungskommission zum gleichen Schluss: Die Gemeindeverwaltung im «Löwen» ist die günstigste Lösung. Die Stimmbürger jedoch sagten im vergangenen Juni erneut Nein zum Planungskredit. Weil gegen den Entscheid der Gemeindeversammlung genügend Unterschriften gesammelt wurden, stimmt nun Beinwil am See am 21. Oktober an der Urne über den Kredit von 650000 Franken ab.
Gemeinderat geht in Offensive
Vor dieser Abstimmung werben die Gegner mit Inseraten und Leserbriefen schlagkräftig für ein Nein. Der Gemeinderat hat deshalb am Dienstag die Bevölkerung zu einem Augenschein in den «Löwen» eingeladen. «Die Beinwiler sollen sehen, wie es um die Liegenschaft steht», sagte Gemeindeammann Johannes Eichenberger vor dem Rundgang.
Wie auch immer die Referendumsabstimmung über den Planungskredit für den «Löwen»-Umbau im Oktober ausgeht: An der nächsten Gemeindeversammlung ist ein Überweisungsantrag der Sommergmeind traktandiert, der eine Planung über die gesamte «Löwen»-Liegenschaft verlangt, dies mit mindestens zwei Varianten. Sagt das Volk an der Urne Ja zum Planungskredit und stimmt an der Gmeind auch dem Überweisungsantrag zu, muss der Gemeinderat parallel die Planung der gewünschten zwei weiteren Varianten gemäss Antrag ausarbeiten. «Dies würde keinen Sinn machen, weshalb wir dann den Überweisungsantrag zur Ablehnung empfehlen werden», sagt Gemeindeammann Johannes Eichenberger. Ein anderes Problem entsteht, wenn der Kredit an der Urne abgelehnt und der Überweisungsantrag angenommen wird: Dadurch würde die Sanierung des Bühnenhauses blockiert und die Theatergesellschaft könnte aus Sicherheitsgründen ihre Jubiläumsspielsaison 2014 nicht durchführen. (pi)
Während der Führung zeigte sich klar: Die Restaurant-und Hotelräume sind alt und wie die Wohnungen teils in schlechtem Zustand. Ein grosses Problem ist die Dachwohnung, wo der Dachbalken durchhängt und es wegen schlechter Isolation im Sommer brütend heiss und im Winter bitterkalt ist. «Der ‹Löwen› kann so nicht mehr vermietet werden», stellte Johannes Eichenberger klar.
Kritik, aber auch Zustimmung
Dass der «Löwen» saniert werden muss, schien die meisten der rund 60 Personen, die an der Führung teilnahmen, zu überzeugen. Dass die Liegenschaft aber in eine Gemeindeverwaltung umgebaut werden soll, sorgte wie erwartet für kritische Fragen. «Man kann doch nicht die ganze Gastronomie-Infrastruktur vernichten», sagte etwa Felicitas Wiederkehr. Zudem sei der 4,9-Millionen-Umbau eine «Luxus-Lösung» für die wenigen Arbeitsplätze.
Wiederkehr kritisierte auch, dass der Löwensaal nicht ins Projekt einbezogen wurde. «Es besteht die Gefahr, dass beim Umbau des ‹Löwen› wertvolle Infrastruktur verschwindet, die bei einer späteren Sanierung des Saales gebraucht werden könnte.» Wiederkehr sprach sich deshalb für ein Gesamtkonzept aus. Ein solcher Antrag war an der Gmeind vom 8. Juni überwiesen worden (siehe Box rechts).
«Das ist eine kostengünstige Lösung»
Anders sieht dies Gemeindeammann Johannes Eichenberger: «Im Verpflichtungskredit von 650000 Franken ist die Planung der ganzen Haustechnik enthalten, auch jene von Löwensaal und Foyer. Stimmt die Bevölkerung am 21. Oktober dem Kredit zu, werden wir auch Synergien zwischen der neuen Gemeindeverwaltung und dem Saal prüfen.»
Zur Kritik, die Umnutzung des «Löwens» sei mit 4,9 Millionen Franken teuer, hielt Eichenberger fest: «Der Löwen muss so oder so für rund 3,4 Millionen Franken instand gestellt werden.» Für einen Mehrbetrag von 1,5 Millionen Franken könne dieser als Gemeindeverwaltung umgenutzt werden. «Das ist eine kostengünstige Lösung.» Ein Neubau würde 3,1 Millionen Franken kosten – «und der Löwen muss trotzdem saniert werden.»
An der Führung gab es nebst kritischen Fragen auch Zustimmung für die Pläne des Gemeinderates. Einige Besucher schwelgte zudem in alten Zeiten. «Wo sind die Bilder hingekommen», fragte eine Frau, die einst im «Löwen arbeitete. Es folgten Anekdoten über die bewegte Vergangenheit der Liegenschaft. Die Führung hat damit auch eines gezeigt: Die Zukunft des «Löwen» ist finanzpolitisch so brisant wie emotional.