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Der Kanton hat im Seetaler Bezirksschulstreit entschieden, dass der Standort Fahrwangen wegfällt. Doch der ehemalige Grossratspräsident Hans Ulrich Fischer (FDP) kämpft für dessen Erhaltung.
Der Regierungsrat hat entschieden, die Bezirksschule Fahrwangen spätestens im Sommer 2022 zu schliessen und die Bezirksschulen Seengen und Seon weiterzuführen. Im Einzugsgebiet der Bez Fahrwangen ist das Unverständnis gross. Es werden Unterschriften für eine Petition zur Rettung der Bez gesammelt.
Und jetzt meldet sich auch der ehemalige Grossratspräsident Hans Ulrich Fischer (77) zu Wort. Der freisinnige Unternehmer aus Meisterschwanden war Präsident der Schulplanungskommission «Oberes Seetal» und Präsident der Schulpflege Meisterschwanden (1965 bis 1981). Er schreibt unter dem Titel «Bezirksschulstandorte – miteinander statt gegeneinander»:
«Der Leserbrief von Vladimir Vanek gibt mir den Anlass, mich auch noch zum Standortentscheid der Bezirksschulen im Seetal öffentlich zu äussern.
Bereits Ende der 60er-Jahre wurde die Existenzberechtigung der Bezirksschule Fahrwangen infrage gestellt. Damals haben sich die Gemeinden des oberen Seetals zusammengerauft mit dem Ziel, die Bezirksschule zu erhalten und die anderen beiden Oberstufenzüge Sek und Real qualitativ aufzuwerten. In diesem Zusammenhang hatte ich als Schulpfleger eine Vision. Ein Oberstufenzentrum mit Bezirksschule, Sekundarschule und Realschule unter einem Dach gemeinsam mit den Gemeinden des oberen Seetals und Seengen im Gebiet südlich des Rügel im Grenzgebiet Seengen-Tennwil (Tennwilermoos) zu planen.
Ich habe meine Vision dem damaligen Präsidenten der Schulpflege Seengen, Herrn Prof. Matthias, mitgeteilt und um ein Gespräch darüber gebeten. Das Gespräch hat unter vier Augen in Seengen stattgefunden, wobei sich Herr Matthias skeptisch geäussert hat, aber sich doch bereit erklärte den Gedanken zu prüfen. Wochen später erhielt ich dann eine Absage mit der Begründung, dass Seengen mit den westlich und nördlich gelegenen Gemeinden über ein genügend grosses Einzugsgebiet verfüge, sodass Seengen die Bezirksschule auf weite Sicht eigenständig führen kann. Für die Sekundar- und Realschule bestünde zurzeit in Seengen auch kein Handlungsbedarf. Damit war die Vision 1 erledigt.
Danach haben wir uns im oberen Seetal auf unsere vier Gemeinden konzentriert. Es entstand die Vision 2: Ein gemeinsames Oberstufenzentrum mit Bezirks-, Sekundar- und Realschule unter einem Dach mit Schulräumen, Turnhalle und Sportplatz im Gebiet «Fluren». Ein eigenes Schulmodell mit den 3 Zügen und eine Schulorganisation wurden entworfen und das renommierte Architekturbüro Burkard, Meyer, Steiger aus Baden hat eine Projektstudie mit Kostenschätzung (ca. 10 Mio.) präsentiert.
Dieses Vorgehenskonzept wurde den Gemeindeversammlungen aller vier Gemeinden von der Schulplanungskommission mit der Empfehlung der Zustimmung vorgelegt, die Planung gemäss Plan weiterzuführen. An vier gleichzeitig durchgeführten Gemeindeversammlungen wurde über den überall gleichlautenden Antrag entschieden, die Gemeinden Bettwil, Fahrwangen und Meisterschwanden haben zugestimmt, Sarmenstorf hat abgelehnt. Die Vision 2 war damit auch abgeräumt. Immerhin haben die Behörden nicht aufgegeben, sondern durch enge Zusammenarbeit mittels Austausschulen bei Sek und Real qualitative Verbesserungen realisiert. Die Zusammenarbeit im Kreisschulverband funktioniert bis heute offenbar erfolgreich.
Die Anregung von Vladimir Vanek kommt mir vor wie eine Vision 3. Nicht die Aufhebung der Bezirksschule Fahrwangen, sondern eine Fusion der beiden Bezirksschulen als optimale Lösung, mit einer Schulbehörde und einer Schulleitung. Tatsächlich kann dies eine Win-win-Situation für alle Beteiligten (Eltern, Schüler, Lehrer und Gemeinden) bedeuten! Das heisst, vorübergehend einmal eine Schule mit zwei Standorten. So könnten die bestehenden Infrastrukturen weiter genutzt werden und in einem späteren Zeitpunkt bei erwartetem Wachstum der Region an einem Standort ausgebaut werden. Eine sicher kostengünstige Möglichkeit, welche auch organisatorisch problemlos zu schaffen ist.
Die Realisierung erfordert einiges an innovativer Willenskraft. Die logische, konsequente Folge wäre allenfalls, die gesamte Oberstufe der 5 Gemeinden als eine Kreisschule zu organisieren. Wer als Behördenmitglied verantwortungsbewusst und zukunftsgerichtet handeln will, sollte diese Möglichkeit ernsthaft prüfen und in Erwägung ziehen. Ob allerdings unsere Gemeinden auch nur gedanklich über den eigenen Schatten (Gemeindegrenzen) springen können, ist fraglich. Vielleicht kommt die Vision 3 auch wieder 50 Jahre zu früh!» (az)