Seon
Die Untere Mühle soll aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen

Die im 15. Jahrhundert erstmals erwähnte Untere Mühle ist eines der stattlichsten spätgotischen Baudenkmäler im Seetal. In den letzten Jahrzehnten stand der Bau leer. Der neue Besitzer will ihn «in neuem Glanz erstrahlen lassen».

Fritz Thut
Drucken
Besitzer André Zemp auf der Aabach-Rückseite der Unteren Mühle mit dem Mühlerad, das wie das ganze Ensemble wieder hergestellt werden soll.Fritz Thut

Besitzer André Zemp auf der Aabach-Rückseite der Unteren Mühle mit dem Mühlerad, das wie das ganze Ensemble wieder hergestellt werden soll.Fritz Thut

Die Untere Mühle im Seoner Unterdorf war die letzten Jahrzehnte so etwas wie ein Dornröschenschloss. Doch nun soll das historisch wertvolle Gebäude wachgeküsst werden. Als edler Ritter tritt der neue Besitzer André Zemp auf: «Die Mühle soll bald in neuem Glanz erstrahlen», blickt er voraus.

Das Baugesuch für die umfassende Renovation wurde eben eingereicht. Aus diesem Anlass fand eine Objektbesichtigung mit den Mitgliedern des Gemeinderats, mit den involvierten Architekten vom Aarauer Büro Buser und Partner AG, sowie Jonas Kallenbach von der kantonalen Denkmalpflege statt.

«Froh, dass etwas geht»

Der ursprünglich bis ins 15. Jahrhundert zurückgehende Komplex ist seit gut 40 Jahren unbewohnt. Ein Zustand, den moderne Denkmalpfleger «nicht gerne sehen»: «Ein solch stattlicher Bau, wie man ihn im Seetal nur noch selten findet, sollte nicht leer stehen», sagte Denkmalpfleger Kallenbach.

Nicht nur für ihn und seine Zunft ist erfreulich, dass der neue Besitzer neues Leben in die alte Mauern bringen will. «Wir sind froh, dass hier etwas geht», stellte Gemeindeammann Heinz Bürki während der Begehung des klirrend kalten Gemäuers fest.

Aus der Geschichte

Die Untere Mühle Seon wurde 1420 erstmals urkundlich erwähnt. Die Besitzer gehörten zur bäuerlichen Oberschicht und liessen das Handwerk durch sogenannte Lehnmüller erledigen. Das Gewerbe war lukrativ und so wurde das Gebäude immer wieder um- und ausgebaut.

Das heutige Hauptgebäude stammt etwa aus dem Jahr 1600. Im 18. Jahrhundert liess Franz Schlatter im 3. Stockwerk einen Festsaal einbauen und das Dach aufstocken. Ebenfalls in etwa in diese Epoche gehört der Ostanbau an den Schneckenturm und etwas später der Bau der Scheune. (tf)

Damit die Untere Mühle wieder bewohn- und belebbar gemacht werden kann, braucht es einen beträchtlichen Aufwand. «40 Jahre wurde hier nichts gemacht; jetzt hat man halt Nachholbedarf», so Kallenbach. Kein Wunder, liess sich beim Rundgang auch der Vertreter der Bank auf den neuesten Stand der Planung bringen.

Mühle- wird zum Eventraum

Diese Planung sieht vor, dass der ebenerdige frühere Mühleraum künftig für öffentliche Anlässe hergerichtet wird. Zemp kam dabei aus finanziellen Gründen vom ursprünglichen Vorhaben ab, hier ein Restaurant vorzusehen. Die zusätzlichen Investitionen nur in die spezielle Ausrüstung hätten sich nie gerechnet.

So ist nun ein flexibel verwendbarer Eventraum vorgesehen, der für Ausstellungen, Konzerte und weitere Anlässe gemietet werden kann. Auf der Grundfläche von rund 13 mal 13 Metern soll laut Zemp zudem der frühere Verwendungszweck «wieder spürbar gemacht werden».

Zum Restaurierungsvorhaben gehört auch die Reaktivierung des grossen Aussen-Mühlerades, das von der ebenfalls wieder herzurichtenden Aabach-Insel aus bestens zu sehen sein wird.

Während Bauzeit wird reagiert

In den oberen Stockwerken und in einem zeitgenössischen Anbau der als «Scharnier» zur ebenfalls denkmalgeschützten Mühlescheune dient, sind Wohnungen vorgesehen. Dabei sollen historische Elemente, wie die erst kürzlich entdeckte «barocke Täferausstattung von hoher Qualität» aus dem frühen 18. Jahrhundert integriert werden. Die Untere Mühle wurde stets erweitert und angebaut – zuletzt in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts.

Während der Bauphase wird im engen Dialog zwischen Bauherr, Architekten und Denkmalpflege auf allenfalls neu auftauchende wertvolle Funde reagiert. «Ein solcher Bau ist halt immer ein wenig eine Wundertüte», weiss Denkmalpfleger Kallenbach.

Bislang wird die Kooperation als sehr gut bezeichnet. Dies wohl auch, weil die Denkmalpflege sich bewusst ist, dass sich die ganze Restaurierung schliesslich rechnen muss. «Wir wollen hier ja kein Museum machen», dämpft Jonas Kallenbach allfällige Befürchtungen.