Lenzburg
Die Stadt als Alleinaktionärin verlangt von der SWL Energie AG mehr Geld

Die SWL Energie AG gibt sich zuversichtlich für das Kommende. Man ist gewappnet. Die im vergangenen Jahr vom Verwaltungsrat beschlossene Strategie, noch vermehrt zu diversifizieren, wird weiter umgesetzt.

Ruth Steiner
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Stadtrat Martin Steinmann, SWL-VR-Präsident, mit Geschäftsleiter Markus Blättler und Finanzchef René Trost (v.l.).

Stadtrat Martin Steinmann, SWL-VR-Präsident, mit Geschäftsleiter Markus Blättler und Finanzchef René Trost (v.l.).

FAB

«Für uns gibt es schönes Wetter und gutes Wetter.» Das sagte Geschäftsführer Markus Blättler an der gestrigen Medienkonferenz zum vergangenen Geschäftsjahr der SWL Energie AG. Und mit Blick auf das hochsommerliche Wetter draussen folgte die Erklärung zu dieser Aussage umgehend: «Heute ist es schön». Das sind weniger optimale Verhältnisse für den Energielieferanten. Die meteorologische Kälte begünstigt dessen Geschäft. Das nennt er gutes Wetter.

Zusätzliche sogenannte Heiztage führten im letzten Jahr tatsächlich zu einem leicht gesteigerten Gasabsatz. Es ist jedoch nicht einfach das «Hudelwetter», welches die Verbraucher dazu verleitete, die Radiatoren in ihren Wohnungen aufzudrehen, und das 2016 laut Blätter «zum besten Jahresergebnis seit je» geführt hat. Mit 52,41 Millionen Franken ist der Umsatz nämlich gegenüber dem Vorjahr sozusagen unverändert geblieben.

Die Erklärung für den um satte 48,8 Prozent auf 4,21 Millionen Franken (Vorjahr 2,83 Millionen Franken) gestiegene Unternehmensgewinn ist noch woanders zu suchen. Die SWL-Geschäftsleitung führt dafür verschiedene Gründe an: Die gesamte Energiebeschaffung konnte weiter optimiert werden. Dank der aktuellen aktiven Bautätigkeit in Lenzburg wurden verschiedene Anschlüsse realisiert. Zum guten Ergebnis beigetragen habe zudem ein optimales Wirtschaften in allen Geschäftsbereichen. Tieferen Einblick in die Zahlen der einzelnen Tätigkeitsgebiete gibt die SWL Energie AG nicht.

Schwieriges Stromgeschäft

Im ersten Moment mag der glänzende Abschluss über die grossen Probleme hinwegtäuschen, welchen der Energiemarkt tatsächlich ausgesetzt ist. Die Preise sind im Keller, die lukrativen Zeiten gehören längst der Vergangenheit an. Markus Blättler nimmt denn auch kein Blatt vor den Mund. «Das Stromgeschäft ist derzeit nichts weiter als das Betteln versäumt.» Und mit einem Blick in die Zukunft, wo unter anderem die vollständige Liberalisierung des Strommarktes und die Energiestrategie 2050 die Energielieferanten vor zusätzliche Herausforderungen stellt, meint Blättler: «Das Stromgeschäft muss sich neu erfinden.» Die SWL Energie AG gibt sich zuversichtlich für das Kommende. Man ist gewappnet. Die im vergangenen Jahr vom Verwaltungsrat beschlossene Strategie, noch vermehrt zu diversifizieren, wird weiter umgesetzt.

Ökologische Energie fördern

Verschiedene innovative Lösungen sind bereits realisiert, andere in Planung oder in Diskussion. Im Gasgeschäft warten in Zukunft höhere Abgaben, deshalb soll der Absatz von Biogas noch stärker gefördert werden. Dazu wird in der ARA Langmatt in Möriken-Wildegg in eine Biogasaufbereitungsanlage installiert. Zudem wurde die vor fünf Jahren in der Widmi in Betrieb genommene Holzschnitzelzentralheizung ausgebaut und die Leistung auf über 1000 Kilowatt verdreifacht. Drei weitere Bauetappen konnten für das ökologische Heizsystem gewonnen und an die Zentrale angeschlossen werden. Deren Kapazitäten sind noch nicht ausgeschöpft damit. «Die Heizkapazität reicht für sämtliche Neubauten in der Widmi und der unteren Widmi», erklärt Markus Blättler.

Mit regionalen und nationalen Partnerschaften will die sich SWL Energie AG den kommenden Herausforderungen des Energiemarktes stellen.

Eine halbe Million zusätzlich

Nicht zuletzt wegen der grossen Umwälzungen, welche auf die Energiebranche warten, wollte man bei der SWL Energie mit einem Extrabeitrag zusätzliche Rückstellungen schaffen und sah eine unveränderte Ausschüttung von 1,2 Millionen Franken (je 600 000 Franken als Dividende und Kapitalrückzahlung) an die Aktionärin vor. Doch die Stadt Lenzburg als alleinige Besitzerin der SWL Energie AG machte dieser einen Strich durch die Rechnung. Lenzburg will vom glänzenden Ergebnis profitieren und verlangt eine halbe Millionen Franken mehr. Lenzburgs Stadtkassen können den Zustupf gut gebrauchen. Konkrete Gründe, weshalb die Stadt auf eine höhere Zahlung als ursprünglich vorgesehen pocht, sind dem SWL-Verwaltungsratspräsidenten Stadtrat Martin Steinmann nicht zu entlocken. Einzig: «Sie ist im guten Ergebnis begründet.»

Wenn die SWL-Leitung sagt, sie habe keine Luftsprünge gemacht ob diesem Entscheid, so ist das mit Blick auf die äusserst schwierigen Verhältnisse im Energiegeschäft irgendwie verständlich.