Schafisheim/Rupperswil
"Die Ferrum ist ein Wahrzeichen"

In 100 bewegten Jahren aus Rupperswil nach Schafisheim und in die ganze Welt: Die Erfolgsgeschichte der Ferrum AG.

Janine Gloor
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100 Jahre Ferrum: Seltene Einblicke in die Produktion der Weltmarktführerin aus der Region
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Die Giesserei zog 1965 von Rupperswil nach Schafisheim in eine neue Halle.
Für das 100-Jahre-Jubiläum designte die Ferrum eine spezielle Dose.
Ein Arbeiter in der Giesserei der Ferrum in Schafisheim.
Schlechte Zeiten: 1925 stand die Ferrum zum Verkauf.
Heute wird die Schmelztemperatur via Wlan an den Computer geschickt und dort überprüft.
Zum Jubiläum gewährt die Ferrum seltene Einblicke in ihre Produktion.
Die Gäste aus dem Ausland staunen über das Tempo der Dosenverschliessmaschine.
Ferrum-CEO Ernst Werthmüller (r.) bedankt sich bei Landammann Stephan Attiger für das Geschenk. Die Ferrum feiert ihr 100-Jahr-Jubiläum und gewährt einen seltenen Einblick in die Giesserei.
Ein Gast aus China verschliesst eine Dose mit Energie aus dem Velo.

100 Jahre Ferrum: Seltene Einblicke in die Produktion der Weltmarktführerin aus der Region

Mario Heller

Freudig betrachtet der Chinese die blaue Getränkedose, die er soeben mit einer alten Maschine von Hand verschlossen hat. «How much?» – Wie viel? – fragt er lachend und zeigt auf die Maschine. Sie ist jedoch nicht verkäuflich.
Zum 100-Jahre-Jubiläum gewährt die Ferrum seltene Einblicke in ihre Produktion, heute öffnet sie die Tore für die Bevölkerung. Zum Auftakt der Feierlichkeiten hat Ferrum-CEO Ernst Werthmüller Gäste aus aller Welt zum Rundgang eingeladen. Der Herr an der manuellen Verschliessmaschine reiste aus Schanghai nach Schafisheim.

Gestern waren es auf den Tag genau hundert Jahre her, seit die Ferrum gegründet wurde. Sie entstand als Zusammenschluss der Giesserei Fröhli und der Maschinenfabrik von Johann Friedrich Roth, dessen Vater für den zweiten Teil im Firmennamen Hero verantwortlich war. 1925 stand die Firma bereits vor dem Ruin.
Doch die Firma wurde aus den eigenen Reihen gerettet: Der kaufmännische Leiter Rudolf Werder kaufte die Ferrum. Dem ersten Patron gelang es, die Büchse der Pandora wieder zu verschliessen. Werder stand am Anfang einer Dynastie, die von nun an eisern mit dem Unternehmen verbunden sein wird.
1933 übernimmt die Ferrum die Bereiche Waschtechnik und Industriezentrifugen der zürcherischen Kienast & Lange. Durch eine spätere Hochzeit zwischen den Familien Werder und Kienast verbindet die Clans bald mehr als Waschmaschinen. Nach dem überraschenden Tod von Rudolf Werder führt ab 1946 sein Sohn Hans-Rudolf Werder die Firma.
1965 zieht die Giesserei in den neu erbauten Standort in Schafisheim. 1975 verstirbt auch Hans-Rudolf Werder unerwartet, sein Bruder Heiner übernimmt als letzter Patron. 1991 gibt die Familie die operative Führung ab.
Wenn in wirtschaftlich schlechten Zeiten die Glut im Ofen wieder einmal auszugehen droht, werden neue Wege eingeschlagen. Der Ausflug ins Zentrifugengeschäft hat sich gelohnt, die Pharmabranche riss sich um die Maschinen aus Rupperswil.
Diese Diversifizierung bezeichnet Ernst Werthmüller in seiner Rede als Grund für den Erfolg. Weiter bekennt sich gleichzeitig zum Standort Schweiz: «Die Ferrum flieht nicht in Tieflohnländer.» Auch Landammann Stefan Attiger kam nach Schafisheim und gratulierte. «100 Jahre sind eine Seltenheit», sagt er. «Innovation und Pioniergeist wollen alle, die Ferrum tut es.» Als Geschenk hatte er ein Schild im Stil der Tourismus-Tafeln an der Autobahn dabei. «Die Ferrum ist ein Wahrzeichen, das muss man beschildern.»
Dosen und Konserven ziehen sich als Leitmotiv durch die Firmengeschichte. Die Ferrum verfolgte die Technik der Verschliessautomaten weiter, auch nachdem die Zentrifugen bereits rund um den Globus Absatz fanden. Heute beschäftigt die Firma weltweit 500 Angestellte, 416 davon in der Schweiz. Mit Maschinen, die in der Minute 2500 Dosen verschliessen können, wurde sie zur Weltmarktführerin.