Der Einwohnerrat fand viel lobende und einige mahnende Worte zur Rechnung. Der gute Abschluss hat drei Ursachen: Mehr Steuereinnahmen, weniger Investittionen als geplant und drittens hat die Stadt id Ausgaben im Griff.
Mit «grosser Freude und Wohlwollen« nahmen die Lenzburger Einwohnerräte an ihrer Sitzung vom Donnerstag Kenntnis von Rechenschaftsbericht und Jahresrechnung 2011. Remo Keller (SP) als Präsident der Geschäftsprüfungs- und Finanzkommission (GPFK) sprach von einem «sehr erfreulichen Abschluss».
Die Kernzahlen des Abschlusses sind in der Tat eindrücklich: Fast 10 Millionen Franken konnten abgeschrieben werden. Dies sind 4,3 Mio. mehr als im Budget vorgesehen waren. Damit sinkt die Nettoschuld der gesamten Einwohnergemeinde um mehr als die Hälfte auf 7,2 Mio.
Freundlich und zuvorkommend
In seinem Eintretensreferat führte Keller diese erfreulichen Zahlen auf «drei starke Säulen» zurück: Erstens die über Erwarten hohen Steuererträge; zweitens den Nettoaufwand, den man in nahezu allen Verwaltungseinheiten im Griff hat und drittens die Investitionsrechnung, deren Nettoinvestitionssumme eine Million Franken unter dem Budget lag und bei denen man einen «unglaublich guten Selbstfinanzierungsgrad von 363 Prozent» erreichte.
Keller würdigte jedoch nicht nur die nackten Zahlen, sondern auch weiche Faktoren: «Die Verwaltung trug wesentlich zum guten Abschluss bei. Hier wird aber auch ein guter Service für die Bürger geboten.» Auch die GPFK-Mitglieder seien bei ihren Nachfragen stets «freundlich und zuvorkommend empfangen» worden. Man habe alle geforderten Auskünfte erhalten, auch wenn sicher verschiedene Beamte wegen der neuen Zusammensetzung der GPFK Details zum wiederholten Male erklären mussten.
Schuldenabbau weiter prioritär
Unter die lobenden Worte reihten sich bei den Voten der Parteivertreter auch einige kritische Untertöne. Edith Zeller (SVP) mahnte, man dürfe «jetzt nicht übermütig werden»: «Es warten noch grosse Aufgaben auf uns.» Der Schuldenabbau müsse weiter Priorität geniessen.
Den gleichen Bereich tangierte Tobias Ammann (FDP): «An den Verlauf der Kurve bei der Schuldenentwicklung könnte man sich gewöhnen. Doch: Geht das so weiter?» Stadträtin Franziska Möhl (CVP) gab da eine klare Antwort. Die Kurve geht nicht mehr steil nach unten; allein die rund 30 Millionen Franken, die Lenzburg in den nächsten Jahren in die Schule investiert, werden Gegensteuer geben.
«Stadt nicht totsparen»
Sabine Sutter (CVP) wertete den Abschluss als «höchst erfreulich», gerade in einer Zeit, in der man rundum von wirtschaftlichen Hiobsbotschaften höre: «Lenzburg ist anders.» Vielleicht, so regte sie an, könnte man die Gunst der Stunde nutzen, «der Werterhaltung der städtischen Liegenschaften ein vermehrtes Augenmerk zu schenken».
Marcel Spörri (EVP) konstatierte, dass «die Pessimisten einmal mehr nicht Recht bekommen haben». Er hatte sich die Mühe gemacht, aktuelle Kernzahlen nicht nur mit dem Vorjahr, sondern mit Werten von 2005 zu vergleichen. In dieser Phase sank die Nettoschuld pro Einwohner um fast drei Viertel auf 839 Franken. Die Steuereinnahmen stiegen von 2484 auf 2867 Franken pro Einwohner, was laut dem Bankangestellten Spörri zeige, dass auch gute Steuerzahler nach Lenzburg gezogen seien: «Der Steuerfuss, das zeigt meine tägliche Arbeit, ist kein Kriterium für die Wahl des Wohnsitzes.» Aus diesem Grund dürfe man «die Stadt nicht totsparen». Anzustreben sei «ein Wachstum mit Augenmass».
Nach kurzer Detailberatung wurde die Rechnung ohne Gegenstimme gutgeheissen.