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Exodus im Beinwiler Gemeinderat: Gleich drei Mitglieder treten im Herbst nicht zu Wiederwahl an, darunter der Gemeindeammann und sein Vize. Wie kommt es dazu, dass über die Hälfte der Ratssitze neu besetzt werden muss?
«Nach zwölf Jahren wird es Zeit, dass ich mich zurückziehe», sagt Johannes Eichenberger, Gemeindeammann. Sein Abgang habe «absolut nichts» mit dem emotionalen Abstimmungskampf um den «Löwen» zu tun, welcher die Beinwiler Gemüter im letzten Herbst erhitzte, betont Eichenberger. Vielmehr wolle er Platz machen für junge Nachfolger – und «endlich wieder öfter meinem Hobby, dem Töfffahren frönen».
Er habe viel erreichen können, so der Gemeindeammann. Unter dem Strich ziehe er deshalb eine positive Bilanz: «Die Arbeit im Gemeinderat ist zwar sehr zeitintensiv und wird auch immer anspruchsvoller – ich kann sie aber trotzdem jedem empfehlen.» Ein Nachfolger sei noch nicht in Sicht, obwohl er von Gemeindemitgliedern ab und zu danach gefragt werde. «Die Nachfolgersuche ist nicht meine Aufgabe, sondern die der Parteien.» Das Interesse an seinem Posten sei sicher vorhanden, meint der gemäss eigenen Angaben parteiunabhängige Gemeindeammann: «Wir haben gute Leute im Dorf – man muss halt nach ihnen Ausschau halten.»
Ausschau hält derzeit auch die SVP, deren Gemeinderat Christian Merz ebenfalls nicht zur Wiederwahl antritt. «Der Parteivorstand sieht sich nach einem Nachfolger um», sagt Vizeammann Merz. Er war – wie Eichenberger – zwölf Jahre im Gemeinderat und erlebte dort «viele gute Momente». Jetzt habe er aber andere Ziele: «Ich möchte mich vermehrt meiner eigenen Firma widmen. Ausserdem habe ich vor zwei Jahren mit dem Tauchen angefangen – auch dafür hätte ich gerne mehr Zeit.»
Mehr Zeit für berufliche Weiterbildungen wünscht sich die ebenfalls abtretende FDP-Gemeinderätin Claudia Holliger. «Vier Jahre Schulpflege und acht Jahre Gemeinderat sind genug», findet die Buchhalterin. «In den nächsten Jahren stehen in Beinwil grosse Projekte an – zum Beispiel die Bauarbeiten für neue Schulanlagen, das Feuerwehrlokal und die Gemeindeverwaltung. Dafür braucht es junge Leute mit viel Power im Gemeinderat.»
Konkrete Nachfolger kann die Holliger noch nicht benennen, ihre Partei sei aber auf der Suche. «Interessenten dürfen sich gerne bei mir melden», sagt sie. Auch Holliger tritt nicht aus Groll über die Löwen-Abstimmung nicht mehr zur Wahl an: «Das war zwar sehr anstrengend, aber trotzdem finde ich es richtig, dass das Volk sich gewehrt hat – das ist gelebte Demokratie.»