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In Lenzburg wird ein Verein gegründet, der die Einführung von Tagesschulen als Regelschule zum Ziel hat.
Neuer Schub für Tagesschulen: In Aarau wird derzeit der Bedarf für eine öffentliche Tagesschule abgeklärt. Als Vorbild für die Kreisschule Aarau-Buchs dient beispielsweise die Schule Ländli in Baden, wo vor mehr als 20 Jahren die erste öffentliche Tagesschule im Kanton entstand. Nun regt sich auch in Lenzburg der Wunsch nach einer Tagesschule.
Der Lenzburger Wolfgang Pfund hat jahrzehntelang als Personalleiter gearbeitet, zuletzt bei der Suva als Leiter HR und Logistik. «Bei meiner Arbeit habe ich gemerkt, dass in Firmen, in denen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gefördert wird, die Kinderbetreuung für berufstätige Erziehungsberechtigte eine grosse Belastung sein kann», sagt Pfund.
Besonders beim Krisenmanagement – wenn eine Betreuungsperson ausfällt – seien es oft die Mütter, die einspringen müssen. «Wir haben in der Schweiz ein strukturelles Problem», sagt Pfund. «Tagesstrukturen reichen nicht.» Menschen mit Familie müssen sich darauf verlassen können, dass die Betreuung ihrer Kinder funktioniert, anstatt einem Betreuungsflickwerk ausgeliefert zu sein. Zudem gebe es immer mehr Familien, die auf zwei Einkommen angewiesen sind. «Eine staatliche Tagesschule würde dieses Problem lösen», sagt Wolfgang Pfund.
Der HR-Spezialist hat sich entschieden, einen Verein zu gründen, um das Thema Tagesschule in Lenzburg anzupacken. Der politische Weg schien ihm nicht zielführend. «Da dreht sich die Debatte schnell nur noch um parteipolitische Themen», sagt Pfund. Zudem findet er, dass Kinderbetreuung auch ein Thema der Zivilgesellschaft sei, die Verantwortung übernehmen müsse. «Man kann nicht alles an die Politik delegieren», sagt Pfund.
Am 25. Februar findet die Vereinsgründung statt, Informationen zum Verein und Gründungsanlass gibt es auf tagesschule-lenzburg.ch. Der Verein soll politisch unabhängig sein und aus verschiedenen Arbeitsgruppen bestehen. Für das Projekt Tagesschule Lenzburg sollen Interessengruppen wie lokale Elternvereine, bestehende Betreuungsinstitutionen, lokale Parteien sowie die Personen aus Politik und Verwaltung hinzugezogen werden. Wolfgang Pfund hat in diesen Bereichen schon Sondierungsgespräche geführt und verschiedene Modelle diskutiert. Alle Rückmeldungen seien positiv gewesen.
«Der Verein soll nun das richtige Modell für Lenzburg finden», sagt Pfund. Mit Corinne Horisberger-Buri hat er eine Mitinitiantin für den Verein gefunden. «Das Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf beschäftigt mich schon länger, seit ich selber Kinder habe, betrifft es mich auch», sagt die zweifache Mutter, die Teilzeit als Wirtschaftsprüferin arbeitet. «Beruf, Familie, freiwillige Arbeit und Freizeit unter einen Hut zu bringen, ist eine Herausforderung.» Tagesschulen wären auch eine Entlastung für alleinerziehende Mütter oder Familien, in denen beide Eltern arbeiten müssen.
Wolfgang Pfund und Corinne Horisberger-Buri sind mit ihrem Wunsch nicht allein. Ein von Einwohnerrätinnen und Einwohnerräten der FDP, CVP, EVP und BDP unterzeichnete Motion «Schulraumplanung mit Tagesschulen in Lenzburg», beauftragt den Stadtrat, per Schuljahr 2025/26 Tagesschulen als Regelschulen einzuführen. Falls sie an der nächsten Einwohnerratssitzung an den Stadtrat überwiesen wird, könnte sich Wolfgang Pfund vorstellen, dass der Verein ein solches Konzept ausarbeiten könnte.
Für Pfund ist wichtig, dass die Tagesschule in Lenzburg eine Erweiterung der staatlichen Schule ist. Familien aller Schichten sollen von diesem Modell profitieren können. «Die Tagesschule muss über die öffentliche Hand finanziert werden. Das ist eine Aufgabe der Gesellschaft.»