Othmarsingen
Der Kreisel, der seinen Namen trägt: Erinnerung an den Velohändler Jacob

Der Name des neuen Kreisels geht auf Ernst Jacob zurück. Er betrieb da eine Velowerkstatt mit Tankstelle. Ob ein Velo dereinst den neuen «Jakob-Kreisel» schmücken wird, ist erst (noch) Dorfgeflüster.

Barbara Vogt
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Der Jakob-Kreisel in Othmarsingen hat seinen Namen von einem berühmten Dorfbewohner.
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Vor rund 60 Jahren: die neue Werkstatt von Ernst Jacob. Zusammen mit seiner Familie lebte er eine Zeit lang in diesem Haus. zvg
Ernst Jacob, lachend, mit einer Arbeitsschürze bekleidet. Er gehörte zu den Ersten im Dorf, die ein Auto besassen. zvg

Der Jakob-Kreisel in Othmarsingen hat seinen Namen von einem berühmten Dorfbewohner.

Vor 60 Jahren stand Ernst Jacob jeweils vor seiner Werkstatt. Lachend, die Hände schwarz vom Veloflicken. So kannte die Othmarsinger Bevölkerung den Velohändler und Tankstellenbesitzer.

Seit 10 Jahren ist Ernst Jacob tot, sein Name jedoch geriet nie in Vergessenheit: Der neue Kreisel an der Verbindungsstrasse Mägenwil–Dottikon trägt im Volksmund seinen Nachnamen Jacob, auch wenn er fälschlicherweise mit K und nicht mit C geschrieben wird.

Voher Jacob-Kreuzung

Weil Ernst Jacob in seinem Chalet, in dem sich heute ein Thai-Shop befindet und das beim Kreisel liegt, jahrzehntelang eine Velowerkstatt und eine Tankstelle betrieb, wird der Verkehrsknoten so genannt. Später baute Ernst Jacob auf der gegenüberliegenden Strassenseite Richtung Dottikon eine weitere Tankstelle.

Noch bevor der Kreisel gebaut wurde, hiess die Kreuzung «Jacob-Kreuzung». «Sie trägt den Namen, seit ich mich erinnern kann», sagt alt Gemeindeammann Walter Urech aus Othmarsingen. Er kannte Jacob Ernst, brachte ihm hin und wieder ein Fahrrad zum Flicken. Beliebt sei der Velohändler gewesen im Dorf. Ein gewiefter Geschäftsmann, der als einer der Ersten in der Region eine Tankstelle betrieben hatte.

«Chlöpfte» es an der Jacob-Kreuzung – und dies tat es wegen der unübersichtlichen Lage oft – sagte man im Dorf: «Bem Jacob hets wieder chlöpft. Ernst Jacob sei dann an der Unfallstelle gestanden, mit den Worten: «De Löli het weder ned gluegt.»

Die Tochter von Ernst Jacob, Marianne Wild, lebt heute noch in Othmarsingen, ganz in der Nähe des Jakob-Kreisels. Darauf angesprochen erzählt sie, dass ihr Vater nach einem Unfall Besen und Schaufel gepackt und die Trümmerteile zusammengewischt habe.

Arbeitsam sei ihr Vater gewesen, erinnert sie sich, während sie alte Fotos von ihm und seinem Betrieb an der Jacob-Kreuzung betrachtet. «Mit 80 Jahren war Vater noch im Betrieb. Werkstatt und Tankstelle waren sein Leben.»

Damals war die Tankstelle während sieben Tagen bedient. Marianne Wild half ihrem Vater, «dadurch verdiente ich etwas Sackgeld». Ernst Jacob besass als einer der wenigen im Dorf ein Auto. Stolz sei er darauf gewesen, sagt Marianne Wild. «Damit machten wir auch kleinere Taxifahrten.»

Velo als Kreiselschmuck?

Weil der Name des Jakob-Kreisels kein offizieller ist, macht sich die Gemeinde Gedanken darüber, ob er auch künftig so oder eben anders heissen soll. Ebenso unklar ist, welchen Schmuck der neue Kreisel tragen soll. Ideen liegen viele vor, über 60, denn der Gemeinderat bat die Bevölkerung, Vorschläge für die Gestaltung einzubringen.

Das Auswahlverfahren läuft laut Gemeindeschreiberin Nicole Wernli noch. Mehrere Vorschläge seien in der engeren Auswahl. Zusammen mit dem Kanton entscheide man sich, wie der Kreisel künftig geschmückt wird. Vielleicht mit einem Velo, als Erinnerung an Ernst Jacob?

Ein Kreiselbenützer aus Lenzburg jedenfalls reichte ein solches Konzept ein. Er schlug dem Gemeinderat vor, die Einweihung des Kreisels auf den 27. April 2014 zu legen. An diesem Tag würde Ernst Jacob seinen 100. Geburtstag feiern.