Dorers nächster Halt
Der Älteste und der Neuste

Der az-Wahlkampfbus ist zum bekanntesten Bus im Aargau geworden. Aber auch der neuste Linienbus der Regionalbus Lenzburg AG hat es auf sich. Buschauffeur und Chefredaktor Christian Dorer vergleicht den ältesten mit dem neusten Bus.

Christian Dorer*
Christian Dorer*
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Der älteste Bus des Regionalbus Lenzburg ist der az-Wahlkampfbus (links). Er begegnet am Bahnhof Lenzburg seinem nigelnagelneuen Nachfolger.

Der älteste Bus des Regionalbus Lenzburg ist der az-Wahlkampfbus (links). Er begegnet am Bahnhof Lenzburg seinem nigelnagelneuen Nachfolger.

Christian Dorer

Der az-Wahlkampfbus ist zum bekanntesten Bus im Aargau geworden – kein Wunder, erscheint doch kein anderer derart prominent in den Medien. Wenn er irgendwo auftaucht, erntet er vielsagende Blicke.

So auch am vergangenen Samstag auf dem Eichberg ob Seengen. Dort führte die Chefredaktion mit der Abteilung Zeitungsproduktion einen Weiterbildungstag durch. Natürlich fuhren wir mit dem Wahlkampfbus hin ...

«Das ist doch der Wahlkampfbus!», riefen Ausflügler und warfen einen Blick in das Innere des Busses. Wenn er in seinem leuchtenden blau-weiss-schwarzen Kleid in der Sonne steht, sieht er nicht aus wie ein 15-jähriger, ausrangierter Linienbus. «Was, der sieht doch aus wie neu!», lautet ein häufig gehörter Kommentar, gefolgt von einem Kopfschütteln, dass der Bus nach dem Wahlkampf wohl nach Osteuropa verkauft wird.

Am Samstagmorgen holte ich meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Bahnhof Lenzburg ab. Der Zufall wollte es, dass sich dort der Wahlkampfbus und sein Nachfolger beim Regionalbus Lenzburg begegneten.

Deshalb hier ein Vergleich zwischen dem Ältesten und dem Neusten:

  • Inbetriebnahme: der Alte gemäss Fahrzeugausweise am 3. April 2000, der Neue am 15. Juli 2015.
  • Kilometerstand: Der Alte hat 1 017 721 auf dem Tacho (das entspricht rund 25-mal um Welt), der Neue 8600.
  • Motor und Verbrauch: Der Alte hat einen Euro-2-Motor, der Neue einen Euro 6, also den neusten und saubersten. Der Alte braucht 43 Liter Diesel auf 100 Kilometer, der neue 32 Liter.
  • Power: Der Alte hat kaum Beschleunigung und fährt mit 30 km/h von Fahrwangen nach Bettwil hinauf, der Neue bringt es auf mindestens 50 km/h.
  • Lüftung: Der Alte hat ein Dach- und kippbare Seitenfenster, die für Durchzug sorgen, der Neue verfügt über eine vollautomatische Klimaanlage, die die Temperatur konstant auf 23 Grad hält.
  • Sitze: Der Alte hat harte Schalensitze, der Neue gut gepolsterte – man könnte sagen: Fauteuils mit Sicherheitsgurten.
  • Zubehör für die Fahrgäste: Der Neue hat ein Kneeling (damit lässt sich der Bus rechts senken, damit die Passagiere ebenerdig einsteigen können), ein Fahrgastinformationssystem, an den Aussenwänden Knöpfe für die Türen.
  • Zubehör für den Chauffeur: Der Neue hat Sitzheizung und ein Kühlfach für Getränke.

Trotz all diesen Fortschritten: Neu bedeutet nicht immer besser. Als Wahlkampfbus ist der Alte unschlagbar. Erstens wegen seines Äusseren – er wurde im Jahr 2000, vielleicht in weiser Vorahnung, als Einzelstück in den Farben des Aargauer Wappens beschafft. Zweitens ist die vordere Hälfte des Fahrzeugs eben, während die Sitze des Neuen auf Podesten stehen – was ihn für eine Wanderausstellung ungeeignet machen würde.

Doch Emotionen zählen mehr als Komfort, Motorenleistung und Klimaanlage. Und deshalb ist der Wahlkampfbus mein neues Lieblingsfahrzeug. Mit keinem anderen kann ich hinfahren, wohin ich will – und kein anderer sorgt unterwegs für so viele erfreute Gesichter.

* Christian Dorer ist Chefredaktor der Aargauer Zeitung. Er hat den Car-Ausweis und fährt in seiner Freizeit einmal pro Monat beim Regionalbus Lenzburg.