Rupperswil
Demenzabteilung vom «Länzerthus» überflüssig – 10 Stellen werden abgebaut

Die Demenzabteilung des «Länzerthus» schliesst nach nur einem halben Jahr und baut 10 Jobs. Ein Teil dieser Stellen wurde erst dieses Jahr neu geschaffen.

Urs Helbling
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Das «Länzerthus» am Tag der offenen Tür» Anfang Juli.

Das «Länzerthus» am Tag der offenen Tür» Anfang Juli.

Archiv/Markus Christen

Es ist noch kein Jahr her, seit das für 42 Millionen Franken neu gebaute Alters- und Pflegeheim Länzerthus in Rupperswil eingeweiht worden ist. Seit Regierungsrätin Franziska Roth sagte: «Der Bau hier ist schön und toll.»

Doch nur acht Monate später sieht die Welt anders aus: Der Betrieb läuft nicht so, wie sich das die Bauherren, die vier Trägergemeinden Auenstein, Hunzenschwil, Rupperswil, und Schafisheim, vorgestellt hatten. Nicht so, wie es ihnen im Rahmen der beinahe zehnjährigen Planung von Experten empfohlen worden ist.

Aus wirtschaftlichen Gründen müssen sie die Notbremse ziehen. Noch in diesem Monat wird die Demenz-Station geschlossen. Seit der Inbetriebnahme im Frühling konnten die 15 Betten nie auch nur annähernd besetzt werden. «Wir mussten feststellen, dass es die Demenz-Abteilung schlichtweg nicht braucht», erklärt Roland Huggler, Vizepräsident des Verwaltungsrates der Alters- und Pflegeheim Länzerthus AG und Gemeindeammann von Schafisheim.

Sie hätten maximal zwei bis drei demente Patienten gehabt, die den Rahmen einer geschützten Abteilung benötigten. Die Konsequenz der Schliessung der Demenzabteilung: Es müssen im Länzerthus etwa zehn Mitarbeitende entlassen werden. In Einzelfällen können laut Huggler Kündigungen nicht ausgeschlossen werden. Besonders bitter: Ein Teil dieser Angestellten ist dieses Jahr extra für die neue Station eingestellt worden.

«17 Betten nicht belegt»*

Rückblick: Das damals 35-jährige Alters- und Pflegeheim Länzerthus hatte 103 Betten, als 2009 intensive Abklärungen für eine Sanierung begannen. Heute bietet die Institution 120 Personen Platz. Also 17 mehr – dank dem Neubau und der Sanierung des Hauses «Stockert». Das ehemalige «Länzerthus» wird gegenwärtig abgebrochen. An seiner Stelle entsteht ein Park.

In der Bauphase beherbergte das «Länzerthus» vorübergehend nur etwa 80 Bewohner. Aktuell ist es bei weitem nicht ausgelastet. «In den Abteilungen Länzert 1 bis 3 und im ‹Stockert› sind zurzeit 17 Betten nicht belegt», heisst es in einem Informationsschreiben, das die «Länzerthus»-Verantwortlichen an alle Direktbetroffenen verschickt haben. Darin wird die neue strategische Ausrichtung angekündigt.

Das Problem war, dass auf einer Demenzstation erheblich mehr Personal arbeiten muss wie auf einer normalen Station. Mangels entsprechender Bewohner gab es wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Kosten waren nicht gedeckt. «Wir mussten rasch reagieren, bevor grössere Schäden entstehen», erklärt Huggler.

Abteilung für junge Behinderte?

Ab November wird mit einem integrativen Ansatz gearbeitet: Den Demenzpatienten wird ein Pflegeplatz in der Langzeitpflegeabteilung angeboten. Sie werden dort in die offene Wohnform integriert. Da einzelne dabei von Einzel- in Doppelzimmer verlegt werden müssen, sind Angehörige besorgt. «Ein neues Zimmer mit einer Person zu teilen, ist für sie so ziemlich das Schlimmste, was man ihnen antun kann», schreibt ein Angehöriger.

Das «Länzerthus» schliesst nicht aus, die Demenzabteilung irgendwann wieder zu öffnen. Vorerst sollen die Betten aber mit normalen Patienten belegt werden. Unter anderem wird zudem abgeklärt, ob in der Altersinstitution allenfalls eine Abteilung für junge, behinderte Pflegebedürftige geschaffen werden soll.

Generell zu grosse Kapazitäten

Müssen sich die Verantwortlichen des «Länzerthus» bei der Schaffung der Demenzabteilung Fehlplanung vorwerfen lassen? Fakt ist: Bei der Konzeption des Neubaus war von einer grossen Nachfrage nach Demenzplätzen die Rede. Und Fakt ist auch: Es sind an verschiedenen Orten solche Plätze geschaffen worden. Etwa in Lenzburg («Im Lenz»), in Suhr («Lindenfeld»), in Buchs («Suhrhard») oder in Niederlenz («Am Hungeligraben»). «Da sind Kapazitäten vorhanden, die es so im Länzerthaus offensichtlich nicht braucht», erklärt Huggler.

Für die Institution «Länzerthus» ist er zuversichtlich. «Ich erwarte, dass wir in absehbarer Zeit voll belegt sein werden», so Huggler. Einfach ohne Demenzpatienten in der speziellen Abteilung im Hochparterre mit teils verschlossenen Türen und einem Spaziergarten, aus dem man nicht weglaufen kann.