Nach dem Schliessungsentscheid macht nun die Coronakrise auch noch einen Strich durch die Abschlusspläne.
Die Coronapandemie trifft das KV Lenzburg Reinach ganz besonders hart: Nachdem der Regierungsrat die Schliessung der Schule per Ende Schuljahr 2019/20 beschlossen hat, verunmöglicht der Lockdown nun auch noch einen ordentlichen Abschluss des Schuljahres und ein würdevolles Ende der Ära, in der das über 250 Jahre alte Herrschaftshaus im Zentrum der Stadt Lenzburg als Schulhaus genutzt worden war.
«Wir haben unsere Lernenden nicht richtig verabschieden können», sagt Prorektorin Franziska Bösiger mit Bedauern. Dabei denkt sie vor allem an jene Schüler, die ihre Lehre abschliessen werden. Am 8. Juni, wenn die Berufsschulen ihren Betrieb wieder aufnehmen, und sie sind bereits in den Abschlussprüfungen. Ausserdem sei es im jetzigen Zeitpunkt noch unklar, ob eine Abschlussfeier stattfindet beziehungsweise in welcher Form die Fähigkeitszeugnisse übergeben werden.
Rektor Andreas Schmid hat das halbe Arbeitsleben am Lenzburger KV verbracht, in verschiedenen Positionen. Seit 11 Jahren ist er Rektor und Franziska Bösiger Prorektorin. Das Leitungsteam ergänzt Beat Gräub.
Dieses Ende sei nun umso bitterer, als ein Grossteil der Lehrpersonen eine grosse Verbundenheit mit der Schule habe, lange Jahre an KV tätig sei, bis zu dreissig Jahren, weiss Andreas Schmid. Bösiger spricht von einem ausserordentlichen Teamgeist, der in den vergangenen Jahren unter den Lehrpersonen habe aufgebaut werden können.
Das Kollektiv habe durch alle Entscheide getragen, insbesondere auch die schwierigen. «Deshalb haben sich viele Lehrpersonen entschieden, nicht abzuspringen, sondern bis am Schluss an der Schule zu bleiben», sagen Schmid und Bösiger. Geplant war, das letzte Schuljahr in der Geschichte des KV Lenzburg Reinach besonders zu gestalten und für eine positive Erinnerung an die Schule zu sorgn: ein Dankeschön für die Loyalität der 27 Lehrpersonen.
Die Coronapandemie hat jedoch einen Strich durch sämtliche Pläne gemacht: Die mehrtägige Abschlussreise der Lehrpersonen mit den übrigen Mitarbeitenden an den Lago Maggiore ist annulliert. Über Alternativen nachzudenken, sei wohl kaum sinnvoll, solange das Ansammlungsverbot des Bundesrats bestehen bleibe, meint Rektor Schmid. Verzichten mussten auch die Lernenden: Die zweiwöchigen Sprachaufenthalte in Frankreich und England fanden nicht statt. «Dabei hatten sich die Lernenden so auf die Reise gefreut», sagt Bösiger, die Enttäuschung sei gross gewesen.
Kaum Mühe bereitet hat hingegen die Umstellung auf den Fernunterricht nach dem Lockdown. «Wir haben die Digitalisierung in den vergangenen Jahren vorangetrieben und diese auch beim Schliessungsentscheid vor einem Jahr nicht gestoppt», sagt Rektor Schmid. Man sei ausgerüstet gewesen für die Videoschulung und den Austausch im Chatroom und habe rasch auf den digitalen Lehrbetrieb umstellen können.
Das herrschaftliche Hünerwadelhaus wird nach dem Auszug der KV-Schule zum neuen Sitz der städtischen Verwaltung. Bevor es so weit ist, wird die Jugend für kurze Zeit das Haus nochmals in Beschlag nehmen. Am 8. Juni kehren zwei KV-Lehrjahrgänge zurück und beenden das Schuljahr. Was mit ihnen anschliessend passiert, hat der Regierungsrat im letzten Jahr entschieden: Die Schüler aus Lenzburg Reinach werden aufgeteilt auf die Schulen in Aarau, Baden und Wohlen.
Andreas Schmid und Franziska Bösiger werden ihre Arbeit in Baden als Mitglieder der Schulleitung weiterführen. Rund die Hälfte der Lehrkräfte wechselt ebenfalls nach Baden, die restlichen haben eine Stelle in Aarau, Wohlen oder Rheinfelden gefunden. Dieser Umstand wird es mit sich bringen, dass die eine oder andere Lehrkraft am neuen Ort wieder vor einer ihr bereits bekannten Schulklasse stehen wird.