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Wegen tiefen Aktiensteuern präsentiert die Gemeinde einen roten Rechnungsabschluss. Deswegen wird das Sparpotenzial an verschiedenen Stellen geprüft.
«Wir werden mit einem unerfreulichen Steuerabschluss vor die Bevölkerung treten müssen», sagt Ruth Imholz Strinati, Gemeindepräsidentin von Brunegg. Sie spricht dabei von tiefroten Zahlen: Es geht um ein Minus von 760'000 Franken, das Brunegg in seinem Rechnungsabschluss 2020 ausweist. Dieser wird der Bevölkerung am Politapéro morgen Abend präsentiert. «Wir haben gehofft, dass es nur ein Minus von 230'000 Franken sein würde», sagt die Gemeindepräsidentin. Jetzt sei es rund eine halbe Million Franken mehr.
Grund für das schlechte Ergebnis ist vor allem ein Posten: «Brunegg ist sehr stark von den Aktiensteuern abhängig und die sind nicht im erhofften Ausmass eingetroffen. Zudem mussten wir einem Gewerbler noch 250'000 Franken an Aktiensteuern zurückzahlen.» Ein weiteres Problem: «Das ist nicht das erste Jahr, in dem die Aktiensteuern viel tiefer sind als erwartet, sondern das dritte Jahr in Folge.»
Zu den grössten Gewerbebetrieben im Dorf zählen die Türenfirma Brunex, die Muldenzentrale und die Chicorée Mode AG. Letztere hat ihren Hauptsitz jedoch nicht in Brunegg. Im vergangenen Jahr meldete zudem die Firma Lekkerland Liquidation an. «Das war auch für uns eine Katastrophe», sagt Imholz Strinati. Hoffnung setze man auch in den zukünftigen Mieter des «Lekkerland»-Gebäudes. «Wir hoffen, dass es jemand ist, der seinen Hauptsitz nach Brunegg verlegt und das Gebäude nicht nur als Lager benutzt», sagt die Gemeindepräsidentin.
Die Situation sei frustrierend: «Vor allem, weil der Gemeinderat nur auf etwa 10 bis 15 Prozent des Budgets einen Einfluss hat. Der Rest ist sozusagen fremdgesteuert.» Hinzu komme, dass es schwierig sei, zu budgetieren, wenn man nicht wisse, in welcher Höhe die Aktiensteuern ausfallen, so Imholz Strinati. Sie sagt:
«Wir möchten in dieser Situation unser Möglichstes tun, deshalb prüfen wir, wo wie viel gespart werden kann. Auch wenn die Beträge im tiefen Tausenderbereich sind.»
Ausserdem habe man alle aktuellen Verträge geprüft und teilweise gekündigt. «Wir sind zum Beispiel bei der Spitex von Brugg Regio zu Lenzburg gewechselt und sparen so 45'000 Franken. Zudem sind wir aus dem Planungsverband Brugg Regio ausgetreten, da wir uns eher nach Lenzburg orientieren», sagt die Gemeindepräsidentin.
Das Sparen nütze zwar, aber nicht genug. «Wir sparen so zwischen 50'000 bis 60'000 Franken, während uns eine halbe Million Franken fehlt», erklärt sie. Brunegg erhöhte seinen Steuerfuss zuletzt im Jahr 2020 von 99 auf 105 Prozent. Eine weitere Steuerfusserhöhung sei in naher Zukunft nicht geplant.
«Wir haben es nicht vor – wir hoffen, dass wir mit dem aktuellen Steuerfuss weiterfahren können.»
Ihr sei es wichtig, die Bevölkerung bereits am Politapéro über die finanzielle Lage der Gemeinde zu informieren und nicht erst an der Gemeindeversammlung, sagt Ruth Imholz Strinati. «Ich möchte Zeit geben zum Nachdenken, und um die Informationen sacken zu lassen. Und wer weiss, vielleicht fangen ja einige mit dem Lottospielen an.»
Trotz allem sehe sie die Krise auch als Chance, sagt Imholz Strinati. «Das Positive in dieser herausfordernden Situation liegt in der Notwendigkeit der ganzheitlichen Betrachtungsweise. Alles wird überprüft und neu durchdacht. Das hat auch eine inspirierende Komponente für neue Ideen.» Dadurch sei der Gemeinderat aktuell auch auf der Suche nach neuen Einnahmequellen. «Damit wir zukünftig nicht mehr so stark von den Aktiensteuern abhängig sind.»