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Noch fünf Samstage haben die Segler Zeit, ihre Boote am Hallwilersee auszuwassern. Bootsbauer Ulrich Buri hat deshalb viel zu tun zurzeit. Er hilft den Seglern mit einem Kran, den er einst selbst konstruierte.
Die warme Jahreszeit ist vorbei, die Herbststürme nahen. Nur noch fünf Samstage haben Segler Zeit, ihre Boote beim «Zopf» in Meisterschwanden ohne Extrabewilligung auszuwassern. Dabei nehmen sie gern die Hilfe von Ulrich Buri, Bootsbauer aus dem luzernischen Aesch, in Anspruch.
Laut Richard Spathelf vom kantonalen Strassenverkehrsamt sind aktuell 1533 Schiffe auf dem Hallwilersee immatrikuliert. Mehr als die Hälfte, exakt 827, sind Segelschiffe, davon haben 169 einen Verbrennungsmotor, 276 einen Elektromotor und 382 keinen Zusatzmotor. Bei den Motorschiffen haben 307 einen Verbrennungs- und 255 einen Elektromotor. (tf)
Es ist windstill. Nebel hängt als dicke Schwade über dem See. Ulrich Buri hat knapp drei Meter weit klare Sicht, als er mit dem Auswassern des ersten Bootes beginnt. Jeder seiner Bewegungen folgt ein Wirbel weisser Wasserpartikel. Feuchtigkeit durchdringt Kleider und Schuhe.
Von Sommer kann an diesem Samstag definitiv keine Rede mehr sein. Die Gurte um den Bug des ersten Segelbootes spannen sich. Die Hydraulik von Buris Kran rumort. Hebel rechts: Das Boot wird aus dem Wasser gehoben. Hebel Mitte: Es wird in Richtung Ufer gezogen. Buri bedient die Hebemaschine blind.
Der Rekord liegt bei 24 Booten
Vor 20 Jahren hat er den stämmigen roten Kran selbst konstruiert und grösstenteils selbst gebaut. Nur in der Höhe und Länge verstellbar sei er besonders stabil und bestens geeignet, Boote aus dem Wasser zu hieven.
Befestigt ist der Kran an einem kleinen, ebenfalls roten Traktor. Auch der tut seinen Dienst seit 20 Jahren. Buri lächelt, als er an den Kauf zurückdenkt. Der kleine Traktor ohne Allradantrieb war für Bauern nicht mehr attraktiv. Bei Buri durfte er sich bewähren. «Er hat sich wohl mehr als amortisiert», sagt der 63-Jährige und lacht.
Innerhalb von wenigen Minuten ist das erste Boot aus dem Wasser. Schon taucht der nächste Bug aus dem Nebel auf. Keine Selbstverständlichkeit: «Es gab auch schon Leute, die nicht über den See gefunden haben», sagt Buri.
«Bei dichtem Nebel ist man ohne Kompass verloren.» Da könne es ein paar Stunden dauern, bis man mit dem Boot am richtigen Ufer ankommt.
Lieber nicht: Ulrich Buri hat momentan einen gut gefüllten Terminkalender. Bis zu zwölf Boote holt er pro Tag aus dem Wasser. Sein Rekord steht seit einer Segel-Regatta vor fünf Jahren bei 24 Booten.
«Im Schnitt dauert das Auswassern eine halbe Stunde», sagt Buri und fügt gedämpfter hinzu: «Je nach Kunde rechne ich etwas mehr oder etwas weniger Zeit ein.» Der bärtige Mann verliert seinen ernsten Gesichtsausdruck, wann immer er redet.
Sein eigenes Segelboot hat Buri seit letzter Woche im Trockenen. Jetzt, im Herbst, hat er zu viel zu tun. «Wenn es sich einrichten lässt, bin ich so oft auf dem Wasser, wie es geht», sagt er. «Diesen Sommer ging es leider seltener. Das Wetter hat nicht mitgespielt.» Wie ihm wird es wohl vielen Seglern ergangen sein.