In Boniswil möchte Tess Bellmont (26, parteilos) Gemeinderätin werden. Die Chancen stehen gut, dass es dort eine Frauenmehrheit gibt.
Die Situation in Boniswil ist paradox: Im Gegensatz zu anderen Gemeinden treten zwar gerade genug Kandidierende bei den Gemeinderatswahlen an; Ammann will bisher aber niemand werden. Ein Neuer ist nötig, weil neben Gemeinderat Marc Schmuziger (parteilos) und Vizeammann Roland Balmer (SVP) auch der langjährige Ammann Gérald Strub (FDP) nicht mehr kandidiert.
Von den Bisherigen sind Rainer Sommerhalder (Zukunft Boniswil) und Monika Herrmann (parteilos) wieder dabei, Letztere möchte auch Vizeammann werden. Als Neue haben sich Oliver Hippele (49, parteilos), Tess Bellmont (26, parteilos) und Rebecca Leiser (41, Zukunft Boniswil) aufgestellt.
Dank Bellmont und Leiser wird es eine Frauenmehrheit geben. «Ich freue mich zwar, dass das mittlerweile möglich ist», sagt Tess Bellmont dazu. «Ich hoffe aber, dass wir an einen Punkt kommen, wo das Geschlecht keine Rolle spielt und wir einfach die kompetentesten Menschen wählen.»
Tess Bellmont ist in Boniswil aufgewachsen und hat vor drei Jahren mit ihrem Partner das Elternhaus übernommen. Sie arbeitet als Marketingmanagerin für die Lagerhäuser Aarau und daneben auch als Selbstständige – durchschnittlich arbeitet sie so 80 Prozent. Sie war sieben Jahre in der Feuerwehr und engagiert sich unter anderem als Sitzungsleiterin bei der Kulturkommission.
Eine solche Sitzung war Anstoss für ihre Kandidatur: «Plötzlich kamen Aussagen, dass ich doch eine spannende Kandidatin wäre.» Darauf habe sie sich zwei Monate lang Gedanken gemacht, was sie sich vom Gemeinderat wünsche – «und habe gemerkt, dass das mit mir selbst gut übereinstimmt.»
Bellmont kandidiert wie die meisten in Boniswil parteilos. «Ich bin auch sonst in keiner Partei und hätte es falsch gefunden, meine Kandidatur als Anlass für einen Beitritt zu nehmen.» In der Gemeindepolitik seien zudem situative Entscheide wichtiger, «und ich möchte auch nicht beeinflusst sein oder jemandem Rechenschaft schulden». Politisch sehe sie sich aber eher auf der liberalen Seite, so empfände sie etwa die Durchmischung der soziokulturellen Schichten als grosse Bereicherung. «Mir ist es wichtig, jedem Menschen mit Respekt zu begegnen und mir ein individuelles Bild zu machen.»
Als Gemeinderätin würde sie denn auch den Dialog fördern wollen, gerade bei heiklen Themen wie etwa dem «Staumauer»-Bauprojekt in Alliswil, wo sie selbst wohnt. «Ich habe hautnah miterlebt, wie Emotionen auf- oder auch kurz übergekocht sind.» Hier seien ein offener Austausch und Transparenz wichtig.