Die Theatergesellschaft Beinwil am See präsentiert die Operette «Der Bettelstudent». Vereinspräsident Markus Bitterli spricht über den schweren Stand der Operetten, und wie Corona auch heute noch die Planung beeinflusst.
«Ach, ich hab’ sie ja nur auf die Schulter geküsst», schäumt und singt der tief gedemütigte Oberst Ollendorf, dessen Annäherungsversuch die so ganz und gar nicht interessierte Adelsdame Laura mit einem Fächerschlag ins Gesicht quittierte. Und der rechtfertigende Gesang, mit dem der Oberst das Gesicht vor seinen Männern wahren will, schlägt schnell um in fiese Rachefantasien. Denn gedemütigte Männer können gefährlich werden. Dies beweist Ollendorf mit einem heimtückischen Plan, der vorsieht, einen armen Bettelstudenten und Gefängnisinsassen in einen ernst zu nehmenden Buhler um Lauras Gunst zu verwandeln. Der Oberst will die erfahrene Entwürdigung mit Zins und Zinseszins zurückzahlen.
Komponist Karl Millöcker hat die Operette «Der Bettelstudent» im Jahr 1882 geschrieben. Sie zählt heute zu den beliebtesten und erfolgreichsten deutschsprachigen Operetten überhaupt und wird vom 21. Januar bis zum 12. März im Löwensaal in Beinwil am See aufgeführt. «Die Operette bietet herausragende Musik», weckt Markus Bitterli, Präsident der Theatergesellschaft Beinwil am See, die Vorfreude. «Und mit Millöckers Werk haben wir in Beinwil am See bereits gute Erfahrungen gemacht.»
Aussergewöhnliche drei Jahre musste das Publikum auf die neueste Inszenierung der Theatergesellschaft warten. Der Grund dafür war viraler Natur. Die letzten Aufführungen von Millöckers «Gasparone» konnten 2020 gerade noch vor dem Lockdown über die Bühne gehen.
Die geplanten Aufführungen des «Bettelstudenten» im Jahr 2022 wurden nach langen Diskussionen im Vorstand verschoben. Dies führte dazu, dass Solistinnen und Solisten ihre Mitwirkungszusage wieder zurückziehen mussten. «So können leider Gelsomino Romer aus Beinwil am See und Julia Siegwart aus Suhr bei der Produktion nicht mitwirken. Beide studieren derzeit in Deutschland», sagt Bitterli.
Beim Personal für die Operette setzt die Theatergesellschaft unter anderem mit Regisseur Raschid Kayrooz und den Solisten Monika Käch und Fabio de Giacomi auf bewährte Qualität, gibt aber auch neuen Akteuren die Möglichkeit, zu glänzen. Andres Joho aus Seon übernimmt die musikalische Leitung und Andrea Suter, die vor drei Jahren noch als Ersatzsopranistin eingesprungen war, spielt und singt den Part der erwähnten Adelsdame und Gräfinnentochter Laura. «Andrea Suter hat eine wunderschöne Stimme und sie ist in der Lage, die Rolle der Laura sehr authentisch zu spielen.»
Operettenaufführungen hatten bei einem stetig wachsenden Freizeit- und Unterhaltungsangebot schon vor der Coronapandemie einen schweren Stand im Kampf um die Aufmerksamkeit von Publikum, Mitwirkenden und Geldgebern. Diesbezüglich stellt sich die Lage heute nicht besser dar. «Mitglieder für den Laienchor mit 24 Sängerinnen und Sängern haben wir zwar einigermassen erfolgreich gefunden, aber die Sponsorensuche war unglaublich mühsam», fasst Präsident Bitterli die Erfahrungen der letzten Monate zusammen. «Neue Sponsoren waren kaum zu überzeugen und bestehende Sponsoren haben zum Teil ihre Leistungen reduziert.»
Entsprechend gross ist im Vereinsvorstand nun die Anspannung hinsichtlich der Besucherzahlen, denn 80 Prozent des Veranstaltungsbudgets müssen über Ticketverkäufe finanziert werden. «Wir brauchen eine Publikumsauslastung von rund 70 Prozent, sonst wird es finanziell sehr schwierig.» Die Planung für die Zeit nach dem «Bettelstudenten» hat der Vorstand der Theatergesellschaft derweil bereits in Angriff genommen. Freuen dürfen sich die Zuschauer auf die «Csárdásfürstin» von Emmerich Kálmán. Zurzeit geplant ist die Inszenierung für das Jahr 2025.