In Beinwil am See entsteht der erste Aargauer Artenschutzturm für Vögel und Fledermäuse. Das Gebäude dafür – ein altes Trafohäuschen – kommt von der Gemeinde selber.
Was macht man mit alten Gebäuden, die in ihrer ursprünglichen Form niemand mehr braucht? Man kann sie entweder abreissen, gewinnbringend verkaufen oder damit was Gutes für die Natur tun, so wie zuletzt die Böjuer.
Man habe nicht gewusst, was man mit dem alten Trafohäuschen an der Hofmattstrasse anfangen soll, erklärt die Gemeinde auf Anfrage. Das darin enthaltene Unterwerk benötige nur noch einen kleinen Teil des verfügbaren Platzes. Als dann an mehreren Gemeindeversammlungen verschiedene Leute aufgestanden sind und sich dafür ausgesprochen haben, das Häuschen der Basler Stiftung Pro Artenvielfalt zu überlassen, war der neue Verwendungszweck gefunden. So erhielt die Stiftung das Gebäude, angeblich zu einem eher symbolischen Preis. Im Dorf heisst es, es hätte auch weitere Interessenten gegeben, die das Gebäude zum Beispiel in eine kleine 1-Zimmer-Wohnung hätten umbauen wollen.
Doch was will eine Stiftung aus Basel mit einem Trafohäuschen in Beinwil am See? Pro Artenvielfalt hat schon in verschiedenen anderen Gemeinden in der Schweiz – doch noch nirgends im Aargau – aus genau solchen alten Gebäuden sogenannte Artenschutztürme gebaut. Darin finden verschiedene Vogelarten und Fledermäuse, aber auch Insekten und Eidechsen Unterschlupf und können sich so in Ruhe und Sicherheit vermehren.
Die Wahl des Gebäudes hat System, erklärt Niels Friedrich, Geschäftsführer der Stiftung Pro Artenvielfalt:
«Wir suchen überall nach gut gelegenen Gebäuden, doch bisher hat sich gezeigt, dass sich solche alte Trafotürme häufig sehr gut eignen.»
Im Rahmen des Umbaus wird zu Beginn entschieden, für welche Tiere sich der Turm besonders eignen soll, schliesslich haben diese jeweils unterschiedliche Bedürfnisse. Dann werden je nach Tierart unterschiedliche Eingänge in die Fassade des Turms gebohrt und dahinter entsprechende Brutkästen oder andere Unterbringungsmöglichkeiten befestigt. Die werden sich teilweise massiv unterscheiden, nur schon, weil Fledermäuse nun einmal anders schlafen als Vögel oder Bienen.
Die Kosten für das ganze Projekt sind noch nicht abschliessend berechnet, so Friedrich, befinde man sich doch noch mitten im Prozess. Er rechnet jedoch durch Erfahrungen an anderen Standorten mit rund 40'000 bis 50'000 Franken. Und viel Gratisarbeit: «Wir planen gerade ein Treffen mit dem regionalen Natur- und Vogelschutzverein Beinwil am See, schliesslich sollte der Turm nach seiner Vollendung auch gewartet und instandgehalten werden.
Friedrich ist froh, konnte der Vertrag mit der Gemeinde nach den Sommerferien gleich unterschrieben werden:
«In der modernisierten Schweiz gehen immer mehr Brutplätze verloren.»
Dabei sei ein kontinuierlich vorhandener Platz für den Vogel als Gewohnheitstier sehr wichtig: «Haben die Vögel mal einen Brutplatz entdeckt und diesen angenommen, suchen sie diesen jedes Jahr wieder auf, was zum Beispiel im Falle des Mauerseglers eine Nutzungsdauer von 15 bis 20 Jahren bedeuten kann.»
Das zum Umbau dazugehörende Baugesuch liegt auf der Gemeindeverwaltung von Beinwil am See noch bis am 20. September auf. Werden bis dann keine Einsprachen eingereicht, kann der Bau des ersten Aargauer Artenschutzturms beginnen, damit die Brutkästen pünktlich zur nächsten Brutzeit vorbereitet sind.