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In die Halle, die derzeit von der Suhrer Firma Dreier genutzt wird, sollen über 22 Millionen Franken investiert werden.
Der definitive Investitionsentscheid ist noch nicht gefällt. Die Initianten sprechen von einem vorsorglichen Baugesuch, das noch bis am kommenden Montag, 31. Mai, in Lenzburg aufliegt. Wird es umgesetzt, dann werden nicht nur 22,5 Millionen Franken investiert, sondern es gibt auch viele neue Arbeitsplätze: «Für den neuen Logistikbetrieb werden in Lenzburg ca. 216 Arbeitsplätze errichtet», heisst es in den Baugesuchsunterlagen.
Die Warendrehscheibe soll in einem Komplex entstehen, in dem vor 20 Jahren der damals aggressiv expandierende US-Bürobedarf-Multi «Office Depot» hochtrabende Pläne hatte. 2017 war damit Schluss. Die Amerikaner gingen, aktuell wird die 9288 Quadratmeter grosse Halle an der Sägestrasse von der Suhrer Firma Dreier genutzt.
Hinter dem neuen Projekt steht ein Mann, den man in Lenzburg bestens kennt und mit dem man über Jahrzehnte hinweg gute Erfahrungen gemacht hat: Hermann Bader, «Mister Traitafina». Die Heba Food Holding AG, bei der Bader Mehrheitsaktionär ist, hat – von der breiten Öffentlichkeit kaum registriert – die Saviva AG übernommen. Verkäufer war der Migros-Genossenschafts-Bund.
Die Saviva (früher Scana) ist im Zustellgrosshandel tätig. Sie hat laut eigenen Angaben 10000 Kunden beispielsweise aus den Bereichen Hotellerie, Restauration, Spitälern oder Heimen. Hauptsitz ist aktuell Regensdorf ZH, die Firma betreibt ein Tiefkühllager in Neuendorf SO und hat zehn regionale Logistikzentren. Insgesamt beschäftigt die Saviva knapp 600 Angestellte.
Die von der Eidgenössischen Wettbewerbskommission im Februar genehmigte Übernahme bedeutet für das Firmenkonglomerat von Hermann Bader einen Wachstumssprung. Die Heba Food Holding beschäftigt jetzt rund 1100 Angestellte. «Die Saviva AG passt perfekt zu unserem breiten Leistungsangebot und ist optimal positioniert. Unsere Angebote ergänzen sich gegenseitig auf der ganzen Linie», erklärte Heba-Verwaltungsratspräsident Markus Zimmermann im Februar. Er ist ein langjähriger Weggefährte von Hermann Bader, war CFO und CEO der Traitafina.
Die Traitafina (250 Angestellte, 100 Mio. Fr. Umsatz) ist so etwas wie die Keimzelle der Heba Food Holding AG. Zu ihr gehören unter anderem Unternehmen wie die O. Braunwalder AG (Wohlen), Delicarna AG (Pratteln BL) oder die Metzgerei Keller AG (Zürich).
Die neue Traitafina wurde 1992 zwischen der damaligen Hero (heute «Im Lenz»-Quartier) und der Autobahn errichtet. Sie steht unmittelbar neben dem «Office Depot»-Gebäude (gehört heute einem auf Logistikliegenschaften spezialisierten Fonds der Credit Suisse). Es ist naheliegend, dass es zwischen der Traitafina und der im Gastro-Grosshandel tätigen Saviva Synergien geben kann. Und diese will der neue Besitzer offensichtlich nutzen. Darum kann er schon ein halbes Jahr nach der Bekanntgabe der Übernahme ein fixfertiges Bauprojekt auflegen lassen – auch wenn das Baugesuch nur vorsorglichen Charakter hat, der Zeitplan offiziell noch völlig offen ist. In den Baugesuchsunterlagen heisst es: «Das Zentrallager soll am Standort in Lenzburg ab Anfang 2022 integriert werden.»
Mit 22,5 Millionen Franken sind die Investitionen erheblich. In das bestehende Gebäude (Hallen 1 bis 3) soll ein neues Geschoss eingebaut werden. Zudem sind Infrastrukturen etwa für die Kühlung/Tiefkühlung geplant. Die Betriebszeiten werden mit 6 bis 22.30 Uhr angegeben. Zudem soll es eine Nachtschicht (sechs Mitarbeiter) von 22 bis 5.30 Uhr geben. Die Auslieferung durch die Chauffeure erfolgt ab 4 Uhr in der Früh.
Ein grosses Thema ist in den Baugesuchsunterlagen die Verkehrsfrage. Der aktuelle Mieter (Dreier) hat eine Bewilligung für 200 Lastwagen-Bewegungen pro Tag. «Nach dem Umbau sind 336 Bewegungen pro Tag durch die Saviva angedacht», heisst es. Je zur Hälfte Richtung Osten und Richtung Westen (Ringstrasse West). Im Rahmen des Umbaus werden 84 Parkplätze für Personenwagen umgenutzt. «Es werden zusätzlich 74 Stellplätze für LWs, Lieferwagen, Sattelschlepper und Anhänger erstellt», heisst es. Sollten die Lenzburger dereinst die Ringstrasse Nord realisieren, wäre ein Anschluss der Saviva problemlos möglich.