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Die Ermordung von vier Menschen in Rupperswil bleibt ein Rätsel. Neue Erkenntnisse könnte ein anonymer Brief liefern, der dem «Blick» zugespielt wurde. Der erschreckende Inhalt: Die grausame Tat könnte von Bekannten der ermordeten Familie verübt worden sein, die der Schwarzen Szene nahe stehen.
Bald ein halbes Jahr ist es her, als in der Aargauer Gemeinde Rupperswil die 48-jährige Carla Schauer, ihre beiden Söhne Davin und Dion sowie dessen Freundin Simona Fäs auf grausame Art und Weise ermordert wurden.
Zehntausende Handy-Daten haben die Ermittler ausgewertet und das Datenmaterial von Überwachungskameras analysiert. Doch die Frage bleibt: Wer hat den Vierfachmord von Rupperswil am 21. Dezember 2015 begangen?
Neue Erkenntnisse über die Gräueltat könnte nun ein Brief liefern, der dem «Blick» zugespielt wurde. Gemäss der Tageszeitung soll er von Bekannten der Familie Schauer stammen, die aber anonym blieben.
Führt die Spur in die Schwarze Szene?
Das 13-seitige Dokument soll detaillierte Hinweise und Fotos enthalten, die Schreckliches belegen: Die Mörder könnten aus dem Bekanntenkreis von Familie Schauer stammen und einer speziellen Gruppe von Okkultisten angehören.
Zu diesem Schluss kommt die Blick-Redaktion, nachdem sie den Brief dem Religionswissenschafter und Sektenexperten Georg Otto Schmid zur Analyse weiterleitete. «Es finden sich Bilder und Grafiken, wie sie unter Horror-Fans und Anhängern der sogenannten Schwarzen Szene beliebt sind», erklärte Schmid gegenüber dem Blick.
Auffallend sei, dass Angehörige und Bekannte der Opfer auf ihren Facebook-Profilen sogenannte «Glowing Eyes» (glühende Augen) gepostet oder ihre Augen auf den Bildern gefärbt hätten. Laut dem Experten sei dies eine Sympathiebekundung zur Schwarzen Szene.
«Gelegentlich», so Schmid, «kommen einzelne Leute auf die Idee, mit okkulten Ritualen zu experimentieren. Daraus kann mit der Zeit ein verschworener Zirkel entstehen, der auch vor Straftaten nicht zurückschreckt.» Diese würden mit Sachbeschädigungen beginnen und könnten bis zum Diebstahl eines Tieres, das geopfert wird, gehen.
Schliesslich könne auch der Mord an vermeintlichen Verrätern folgen, erklärte Schmid weiter. Wolle eine Person eine solche Gruppe verlassen, könne das für den Zirkel so bedrohlich werden, dass er keinen anderen Ausweg mehr sehe, als den Aussteiger umzubringen.
Neuer Aufwind für die Ermittlungen
In diesem Zusammenhang brachte der Sektenexperte den Sohn Dion und seine Freundin Simona ins Spiel: «Es kommt nicht selten vor, dass junge Männer, die in eine okkulte Extremgruppe geraten sind, durch eine neue Freundin dazu gebracht werden, den Zirkel zu verlassen.»
Den Ermittlungen im Vierfachmord von Rupperswil könnten diese neuen Erkenntnisse neuen Aufwind geben, wie Schmid im Blick erklärte: «Radikale okkulte Zirkel sind meist nicht sehr gross und bestehen oft aus Menschen, die sich ohnehin nahe stehen, was unauffällige Treffen leicht möglich macht.»
Auch für den Bargeldbezug von Carla Schauer an zwei Banken habe der Sektenexperte gemäss dem Blick eine Erklärung gefunden: «Wenn eine okkulte Extremgruppe die Grenze zur Kriminalität überschritten hat, wäre es denkbar, dass sie die vermeintlichen Verräter vor ihrer Bestrafung auch finanziell ausnimmt.»
Dass Carla Schauer bei den Banken nicht um Hilfe bat, könne bedeuten, dass sie beobachtet wurde. Auch der 21. Dezember sei ein spezielles Datum für gewisse okkultistische Gruppierungen. «Die Wintersonnenwende steht für den Triumph der Sonne über die Nacht, den Sieg des Lichtes über die Finsternis. So deuten das Datum die neuen Heiden- und Hexen-Kreise», so Schmid.
Die Staatsanwaltschaft Aargau wollte sich «aus ermittlungstaktischen Gründen» nicht zu den neuen Erkenntnissen äussern. (luk)