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Froh, dass alle Aufführungen gelungen sind, aber auch traurig, dass etwas Schönes wieder vorbei ist: So widersprüchlich waren die Gefühle der Mitwirkenden an der Operette «Der Bettelstudent» in Möriken-Wildegg an der Derniere.
Ein letztes Mal tapste Gefängniswärter Enterich über die Bühne, stolzierte Laura über den Krakauer Markt und wünschte sich Bronislawa sehnlichst ein ausgiebiges Mahl. Ein letztes Mal liess sich der Bettelstudent von Oberst Ollendorf und seinen fünf Offizieren zu einem Intrigenspiel verleiten und verliebte sich prompt in sein Opfer, derweil sein Freund und Sekretär in Bronislawa seine grosse Liebe fand. Zum Schluss musste sich Ollendorf geschlagen geben, was er jedoch mit einem verächtlichen «Schwamm drüber» abtat.
Mehr Besucher als vor zwei Jahren
An der Dernierenfeier nahmen die Mitwirkenden endgültig Abschied vom Bettelstudenten, wobei sich die Gespräche naturgemäss vor allem um die eben zu Ende gehende Spielzeit drehten. Besonders erfreulich: Der «Bettelstudent» verzeichnete mehr Besucher als «Der Graf von Luxemburg» vor zwei Jahren.
«Ich bin rundum zufrieden», verkündete Produktionsleiter Marc Frey in einer kurzen Ansprache während des Nachtessens. «Alles passte zusammen: das Bühnenbild, die Kostüme, die Regie und die musikalische Leitung – alles aus einem Guss.» Zum guten Gelingen habe nicht zuletzt der tolle Teamgeist beigetragen. Und natürlich die ausgezeichneten Solisten, der ungewöhnlich grosse und entsprechend stimmgewaltige Chor sowie das subtil begleitende Orchester. «Wir haben 25 Mal das Beste gegeben und uns auch durch Erkältungen, Krankheiten und Heiserkeit nicht entmutigen lassen. Gemeinsam haben wir es durchgestanden, und das Publikum hat mit Verständnis reagiert.»
Lobende Worte fand Frey aber auch für die Leute hinter den Kulissen; die Bühnenmannschaft, das Cüpliteam, die Platzanweiser, die Garderobefrauen, den Verkehrsdienst, den Vorverkauf und alle anderen guten Geister.
Nach der Operette ist vor der Operette – deshalb denkt man bereits an die nächste Produktion: In zwei Jahren soll in Möriken «Die Herzogin von Chicago» von Emmerich Kálmán aufgeführt werden. Nach der Uraufführung 1918 in Wien geriet das Stück über Jahre in Vergessenheit.
Eine «transatlantische» Operette
Kálmán lässt in dieser «transatlantischen» Operette europäische und amerikanische Musik aufeinanderprallen, spielt Walzer gegen Foxtrott, Csárdás gegen Charleston aus. Die Herzogin ist aber gar keine Herzogin, sondern ein amerikanisches Millionärstöchterlein, das in Europa das Schloss des Erbprinzen von Sylvarien kauft und den Prinzen gleich dazu will.
Damit das gelingt, erhält sie den Titel der Herzogin von Chicago. Da sind natürlich Turbulenzen vorprogrammiert. Aber was soll’s – Schwamm drüber!