Mit der Umstellung auf Winterzeit schlägt auch die Stunde der Langfinger: 60 bis 70 Einbrüche werden derzeit pro Woche im Aargau verübt. Die Polizei reagiert darauf mit verstärkten Patrouillen in den Quartieren, um für mehr Sicherheit zu sorgen.
In der Dunkelheit sei es für Einbrecher tatsächlich oft einfach, in Liegenschaften einzusteigen, sagt Barbara Breitschmid, Mediensprecherin der Kantonspolizei Aargau. Allerdings: Auch über Mittag oder während Ferienabwesenheiten gebe es Einbrüche. In letzter Zeit seien für den ganzen Kanton durchschnittlich zwischen 60 und 70 Meldungen pro Woche eingegangen. Betroffen gewesen seien sowohl Wohn- als auch Geschäftshäuser. Zwar sei die Polizei im Winterhalbjahr - vor allem an den Abenden - vermehrt mit Patrouillen unterwegs. Trotzdem empfiehlt sie als ganz einfache Vorsichtsmassnahme, stets die Fenster und Türen zu schliessen. Wirkung zeigen könne auch eine Zeitschaltuhr für die Beleuchtung. Verdächtige Beobachtungen - auffällige Fahrzeuge oder Personen - sollen möglichst rasch unter Telefon 117 gemeldet werden, betont Barbara Breitschmid. «Hier gilt es, keine falschen Hemmungen zu haben.» Unter der gleichen Nummer können sich auch Personen melden, die Opfer eines Einbruchs geworden sind. In diesem Fall soll für die Spurensicherung alles im angetroffenen Zustand belassen werden. (mhu)
Das Einsatzfahrzeug gut sichtbar am Eingang des Quartiers parkiert, zeigt Patric Nussli um 19 Uhr mit Christian Kämpf, dem stellvertretenden Chef der Repol Lenzburg, deutliche Präsenz. Denn mit der Umstellung auf Winterzeit hat auch die Stunde der Dämmerungseinbrecher geschlagen. Kantonspolizei und Regionalpolizeien bekämpfen diese deshalb seit 2012 verstärkt im Rahmen der Aktion «Crime Stop».
Anwohner werden angesprochen
Die Repol Seetal und Lenzburg gehen noch einen Schritt weiter. Seit ein paar Tagen schaut eine zusätzliche gemeinsame Patrouille abends in den Quartieren zum Rechten. «Wir sprechen dabei Anwohner direkt an und verteilen Flyer, um auf Einbrüche zu sensibilisieren», sagt der Lenzburger Repol-Chef Ferdinand Bürgi.
Sein Kollege Martin Ott, Chef der Repol Seetal, ergänzt: «Wir sind froh um jede Meldung. Lieber ein Anruf zu viel als zu wenig.» Zusätzliche Kosten würden durch die Patrouille nicht anfallen: «Wir setzen je nach Jahreszeit andere Schwerpunkte», sagt Bürgi. «Derzeit sind es ganz klar Einbrüche.»
Bauchgefühl und Erfahrung wichtig
Zurück an den Rebenweg. Dort überprüfen Patric Nussli und Christian Kämpf am Strassenrand einen braunen Volvo mit deutschem Nummernschild. Alles in Ordnung, funkt der Kollege im Aarauer Polizeikommando zurück.
«Auf Patrouille ist ein gutes Bauchgefühl wichtig», erklärt Patric Nussli. «Aus Erfahrung sind wir zudem bei gewissen Situationen besonders aufmerksam.» Bei jungen Männern mit Rucksack zum Beispiel, oder eben bei Fahrzeugen mit ausländischem Kennzeichen.
Es fällt kein böses Wort
Auf ihrer Patrouille sprechen die Polizisten immer wieder mit Anwohnern auf der Strasse. Einige werden kontrolliert, böse Worte fallen nicht. Der Wille, das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu stärken, kommt an.
Trotzdem: Dass ein Einbrecher mit Brechstange der Patrouille in die Arme läuft, ist unwahrscheinlich. «Das passiert kaum, da sind wir realistisch», so Christian Kämpf. «Wenn aber bei verdächtigen Aktivitäten nur einmal mehr angerufen wird, haben wir viel gewonnen.»
Kurz vor 20 Uhr ist die Patrouille am Rebenweg zu Ende. Das Polizeifahrzeug verschwindet im Nebel des Seetals. Die Nacht ist noch jung. Und die Dämmerungseinbrecher hellwach.