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Per Inserat hatten Eveline Voegeli und Heinz Bertschi Anfang Oktober einen Götti für ihr damals noch ungeborenes Kind gesucht. Jetzt ist der süsse kleine Léon Julian angekommen und auch ein Götti wurde gefunden.
Am 9. Oktober hatte «Der Sonntag» über die aussergewöhnliche Suche des Lenzburger Paares nach einem Götti berichtet. Eveline Voegeli und Heinz Bertschi hatten an jenem Sonntagmorgen noch in den Federn gelegen, als bereits die ersten «Angebote» per SMS und Telefon in ihrem hübschen Reihenhaus eintrudelten. «Insgesamt waren es schliesslich gut zwei Dutzend Männer, die Götti werden wollten – die jüngsten knapp 20-jährig, die ältesten über 60», berichtet Eveline Voegeli.
Die Bewerbungen seien durchwegs seriös gewesen. Die meisten seien aus der Region Lenzburg gekommen, aber je eine auch aus Zurzach, Merenschwand und Wallbach «und relativ spät hat dann auch noch ein Mann aus Thun auf die Annonce in der NZZ reagiert.»
Gut zwei Wochen waren nach dem Erscheinen des Artikels bis zur Geburt des potenziellen Patenkindes geblieben. «In dieser Zeit haben wir uns mit acht der möglichen Göttis getroffen. Es waren alles sehr nette und gute Begegnungen und die Wahl war gar nicht einfach», so Heinz Bertschi. Es gebe auch welche, die mit uns in Kontakt bleiben wollen, «wenn nicht als Götti, dann als eine Art Hilfs-Opa oder -Onkel.»
Ein Ingenieur macht das Rennen
Die Wahl fiel schliesslich auf Thomas Parziani. Der 51-jährige Informatik-Ingenieur aus Rupperswil und seine Frau Erica kennen sich schon sehr lange, haben aber spät geheiratet: «Irgendwie haben wir das Kinderkriegen ‹verpasst›. Dabei lieben wir Kinder, haben immer riesig den Plausch, wenn Kollegen mit Kindern zu uns kommen, unser Haus mit Lärm und Leben füllen.» Sie hätten, so Parziani weiter, aber immer nach Möglichkeiten gesucht, einem fremden Kind – «allenfalls vielleicht dem einer alleinerziehenden Mutter oder eine Familie in Nöten» – Zeit und Aufmerksamkeit schenken zu können. «Da erschien uns die Suche nach einem Götti von Eveline und Heinz wie ein Geschenk.»
Als Léon Julian, 48 Zentimeter lang und 3140 Gramm schwer, am 27. Oktober um 13.55 Uhr im Spital Muri seinen ersten Juchzer getan hatte, war Thomas Parziani selbstverständlich einer der Ersten, der davon erfuhr. «Dass sie mich ausgewählt haben, macht mich überglücklich.» Und nicht nur ihn, auch seine Frau Erica ist ganz aus dem Häuschen: «Am allerliebsten wäre ich Gotte von Léon.» Diese Aufgabe übernimmt eine Schwester von Eveline Bertschi. Aber Erica Parziani wird an der Seite von Götti Thomas sicher nicht zu kurz kommen. Denn bei einer Stippvisite in Lenzburg ist auf Anhieb klar: Zwischen Léon Julians Eltern und den Parzianis stimmt die Chemie, herrscht eine gute Übereinstimmung und ist der Beginn einer echten Freundschaft deutlich spürbar.