Immer öfter kommen Laubbläser zum Einsatz. Im Herbst ganz besonders. Inzwischen sorgen sie da und dort gar schon im Wald für saubere Strässchen – und für Lärm. Das weckt Widerstand.
Der Kanton soll den Laubbläsereinsatz im Wald und in Schutzgebieten auf ein absolut notwendiges Minimum reduzieren. Das verlangen die Grossräte Martin Brügger (SP/Sprecher), Lutz Fischer-Lamprecht (EVP), Franziska Stenico-Goldschmid (Die Mitte) und Jonas Fricker (Grüne) in einem neuen Vorstoss.
Die Bevölkerung wundere und ärgere sich vermehrt, über den übermässigen (unsinnigen) Einsatz von Laubbläsern, argumentieren die vier. Es gebe Gemeinden, die sogar im Wald mit forciertem Einsatz von regelrechten «Laubbläser-Teams» im Herbst fast täglich versuchen, jedes Laubblatt von den Wegen zu blasen – dies mit viel Lärm- und CO2-Emissionen. Er habe das selbst beobachtet, sagt Martin Brügger kopfschüttelnd, «auch am Aareufer, im Schutzperimeter des Auenwaldes». Da der Kanton den Gemeinden aber nicht dreinreden kann, hoffen die vier Grossräte über ihre Motion zum Beispiel Einfluss über die baldige Waldgesetzrevision nehmen zu können. Denn der Kanton finanziert Schutzgebiete mit, da kann er auch etwas dazu sagen.
Denn Laubbläsern bindet beachtlich Ressourcen, sind die Grossräte überzeugt, es schadet der Biodiversität und vermindert die Aufenthaltsqualität der Erholungssuchenden aber auch der Anwohner. Solche Einsätze stünden auch direkt oder indirekt den gesetzlichen Schutzzielen entgegen. Im Kanton Zürich ist der Laubbläsereinsatz in Naturschutzgebieten faktisch «verboten», indem keine Ökobeiträge ausgerichtet werden, falls Laubbläser eingesetzt werden.
Aber sind die vier Grossräte nicht gar defensiv, müssten sie nicht mehr fordern? «In der Stadt Zürich und in weiteren Gemeinden im In- und Ausland wurden Laubbläserverbote oder –Einschränkungen gefordert», sagt Brügger, «die politischen Vorstösse wurden zwar mit viel Verständnis kommentiert – aber politisch weitgehend abgelehnt. Darum wird die in der Motion lediglich etwas politisch Machbares gefordert. Man hört im Herbst fast täglich, wie sich Leute über die Laubbläser-Brigaden aufregen. Und ich habe schon beobachtet, wie ein Gemeindemitarbeiter selbst dann weiter blies, als das letzte Blättchen schon weg war. Da fliegen dann auch Kies und Mergel fort. Letzteres muss später neu aufgetragen werden. Das macht doch keinen Sinn!»
Die Leute wollten saubere Wege und Strässchen, bekomme man bei den Gemeinden zur Antwort, so Brügger. Wenn zum Beispiel ein Bergbauer, einen Laubbläser zum Heuen einsetzt, um Alpweiden überhaupt noch bewirtschaften zu können, oder wenn dies an schwierigen Stellen aus Sicherheits- oder Effizienzgründen auch im Aargau praktiziert wird, ist dies okay, räumt Brügger ein: «Aber manchenorts wird die Pseudosauberkeit auf die Spitze getrieben. Laub gehört zum Wald und sollte auch auf einem Waldweg weitgehend liegen bleiben dürfen, das verstehen die Spaziergänger doch», seufzt Brügger.
Vom Regierungsrat werde deshalb erwartet, «dass er den Laubbläsereinsatz in Dekretsgebieten möglichst unterbindet und den Einsatz in anderen Schutzgebieten und im Wald auf einfache aber wirksame Art begrenzt». Es gehe dabei also nicht um ein Verbot von Einsätzen in schwer zu bewirtschaftenden, unwegsamen Gebieten oder dort, wo aus Effizienzgründen nicht auf den Einsatz von Gebläsen verzichtet werden könne, betonen die vier.
«Der Kanton sollte durch eine Begrenzung auf kantonalen Hoheitsgebieten auch Vorbild sein, damit vielleicht auch unüberlegtem Laubblasen auf kommunalen oder privaten Grundstücken vielleicht etwas Einhalt geboten wird», so Brügger weiter. Auf dem Instagram-Profil des Departements Bau, Verkehr und Umwelt lese man mit viel guten Begründungen, welch wertvoller Rohstoff Laub sei. Trotz dieser löblichen Einstellung/Sensibilisierung des Departements agierten viele Gemeinden anders und setzten Laubbläser vermehrt übermässig ein (sogar in Auenschutzgebieten und mitten in Wäldern). Dieser unsinnigen Praxis sei Einhalt zu bieten und der Laubbläsereinsatz auf ein Minimum zu begrenzen.