Ladenkonzept
In Reinach kann man jetzt auch Unverpacktes einkaufen – diese zwei Frauen machen es möglich

Isabelle Gasparrini und Michelle Rotondo haben mit «Senza» ein Ladenkonzept in ihr Dorf geholt, das es in dieser Form in der Region noch nicht gab.

Cynthia Mira
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In nur drei Monaten erschufen Michelle Rotondo und Isabelle Gasparrini ihr kleines Paradies.

In nur drei Monaten erschufen Michelle Rotondo und Isabelle Gasparrini ihr kleines Paradies.

Britta Gut

Es braucht Mut, um in der Pandemiezeit ein Geschäft zu eröffnen. Noch mehr Mut braucht es, um mitten im ländlichen Reinach ein modernes Ladenkonzept auszuprobieren, das es in dieser Form erst wieder in Aarau gibt: der Offenverkauf von Lebensmitteln. Will heissen: Teigwaren, Linsen, Quinoa, Schokobons – alles feinsäuberlich verstaut in Säulen und Glasbehältern, um es vor Ort abzufüllen. Die beiden Frauen Michelle Rotondo und Isabelle Gasparrini, privat seit langem gute Freundinnen, haben den Schritt gewagt. Sie eröffneten Anfang April an der Hauptstrasse 41 in Reinach ihr Lokal Senza.

Den neuen Geschenkladen mit Café haben die beiden im vorderen Bereich des Kleiderladens Mogli eingerichtet.

Den neuen Geschenkladen mit Café haben die beiden im vorderen Bereich des Kleiderladens Mogli eingerichtet.

Britta Gut

Rotondo führte zuvor elf Jahre als Floristin Blumenläden in Unterkulm und Reinach, Gasparrini war in der Gastronomie tätig. Entsprechend gross ist das Know-how der beiden, das sie nun kombinieren. Denn neben den ausschliesslich hochwertigen Lebensmitteln gibt es auch Blumen, Dekorationen und ein kleines Café auf dem Vorplatz. «Dieses Gesamtpaket auf kleinem Raum, das wir hier anbieten, habe ich in dieser Form noch nirgends gesehen», sagt Rotondo. Das Ziel der beiden ist klar: «Senza soll ein Treffpunkt werden, an dem man sich wohlfühlt.»

Bewusstes und nachhaltiges Einkaufen ist nun auch in Reinach möglich.

Bewusstes und nachhaltiges Einkaufen ist nun auch in Reinach möglich.

Britta Gut

25 Quadratmeter Hochgenuss

Für den Standort haben sich die beiden 39-Jährigen entschieden, weil sie einen grossen Bezug zur Region haben. Rotondo ist in Reinach aufgewachsen, Gasparrini lebt mit ihrer Familie im Dorf. «So einen Laden gibt es hier nicht und das fehlt den Leuten aber», ist Gasparrini überzeugt:

«Es gibt viele Einwohner, die gerne nachhaltig und bewusst in dieser Form einkaufen würden. Sie hatten bloss nicht die Möglichkeit dazu.»

Das hätten sie auch durch die vielen positiven Rückmeldungen erfahren. Zudem seien sie von der Anzahl Kunden überrascht. Angst vor fehlender Kundschaft haben sie nicht. «Auch Grossfamilien decken sich bei uns ein», sagt Rotondo. Man kaufe automatisch bewusster ein. Das sei etwas, das die beiden auch im eigenen Haushalt schätzen und deshalb weiterzugeben versuchen. Weil man schon anders einkaufe, geniesse man die Esswaren und das Essen anders. «Einfach bewusst», umschreiben die beiden das Gefühl. «Die Teigwaren sehen bei den Grosshändlern zwar verschieden aus, aber sie schmecken alle gleich», so Gasparrini.

Nach Lust und Laune können im Laden Teigwaren, Linsen und Weiteres selber abgepackt werden.

Nach Lust und Laune können im Laden Teigwaren, Linsen und Weiteres selber abgepackt werden.

Britta Gut
Mehr Bio geht nicht: Die Eier legen «Reisehühner».

Mehr Bio geht nicht: Die Eier legen «Reisehühner».

Britta Gut

Ganz anders sieht es bei Senza aus: «Jedes Produkt in diesem Raum hat seine Geschichte», schwärmt sie. Bei praktisch allen ist es eine regionale Geschichte, die Qualität verspricht. Die Eier etwa sind von Hühnern, die in transportfähigen Containern untergebracht sind, um wöchentlich woanders Freilauf zu haben, wie sie sagt:

«Sie sind quasi von reisenden Hühnern.»

Solche und andere Geschichten sorgen dafür, dass man auch schnell ins Gespräch mit den Kunden komme, sagt Rotondo.

Die beiden klapperten in den letzten drei Monaten auf eigene Faust unzählige Betriebe und Bauernhöfe ab, um gezielt ihre Produkte zu testen. Anschliessend fielen sie eine Auswahl, wobei das Sortiment stets etwas wechselt. «Wir brauchen auch kein Lager, weil alles aus der unmittelbaren Umgebung kommt», so Rotondo weiter.

Von Hand gepflückt: Die «Blütenfrau» Rita Kaufmann sorgt für hochwertigen Teegenuss.

Von Hand gepflückt: Die «Blütenfrau» Rita Kaufmann sorgt für hochwertigen Teegenuss.

Britta Gut

Ins Auge stechen die knallig farbigen Blütenblätter in gläsernen Behältern mit der Aufschrift «Senza Tee». «Alleine der Duft spricht für die Qualität», sagt Gasparrini. «Unsere Blütenfrau Rita Kaufmann pflückt und dörrt die Blumenblätter selbst und das merkt man.» Die vor allem erdigen Naturfarben aller Produkte im Laden sind aufeinander abgestimmt. Mit dem Café und den sechs Sitzplätzen starten die beiden am Montag. Dies, nachdem der Bundesrat entschieden hatte, dass die Terrassen wieder öffnen dürfen. Auch Süsses werden sie dann anbieten. Bisher boten sie Coffee-to-go an.

Ab Montag wird auch Süsses zum Kaffee angeboten. Der Start ist für die beiden Unternehmerinnen Michelle Rotondo und Isabelle Gasparrini sehr gut verlaufen.

Ab Montag wird auch Süsses zum Kaffee angeboten. Der Start ist für die beiden Unternehmerinnen Michelle Rotondo und Isabelle Gasparrini sehr gut verlaufen.

Britta Gut

Der Laden hat von Montag bis Samstag offen. Sie teilen sich die Zeit, denn nebenbei haben beide auch zwei Kinder und Familie. Ein Highlight sei bisher der Besuch eines älteren Herren gewesen, der sein Mittagessen bei ihnen abfüllte. Sie führen ein Buch, um Wünsche der Kunden aufzunehmen. Er wünschte sich für das künftige Sortiment Weinbeeren.

Auserlesene Qualität ist den beiden wichtig. Immer wieder erhalten sie Tipps von neuen Produkten, die sie zuerst ausprobieren und dann entscheiden.

Auserlesene Qualität ist den beiden wichtig. Immer wieder erhalten sie Tipps von neuen Produkten, die sie zuerst ausprobieren und dann entscheiden.

Britta Gut