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Kanton Aargau
Helfer, Sanitäter und Zeitmessungs-Experten gehören ebenso zu einem Marathon wie die Läufer. Wir haben ihnen über die Schulter geschaut.
Eine Stunde bevor die ersten Läufer die Ziellinie des Aargau Marathons überqueren werden, ist im Zielgelände im Aarauer Schachen noch alles ruhig. Doch die Ruhe täuscht: Überall sind die Helfer in ihren blauen T-Shirts. Eine von ihnen ist Cristina Velasquez Olarte (17) aus Aarau.
Seit 5 Uhr morgens ist sie auf den Beinen, um Absperrungen aufzustellen und später dann während des Rennens die Läufer zu leiten. Sie ist nicht zum ersten Mal als Helferin im Einsatz: «Mir gefällt es wegen der Leute, wegen des Sports. Und ich möchte auch einmal einen Marathon laufen», erklärt sie ihre Motivation.
In einem Wagen direkt vor der Ziellinie steht der Wagen von Datasport. Das ist die Firma, welche für die Zeitmessung zuständig ist. Zwei Datenexperten sitzen vor ihren Computern. Einer nimmt sich kurz Zeit für Erklärungen: «Die ganze Strecke wird von unserem System überwacht. An verschiedenen Eckpunkten liegen die Teppiche, wo jeder Läufer registriert wird.»
Die Identifikation läuft über einen Chip in der Startnummer. «So sehen wir, wer wie im Rennen liegt.» Im Moment läuft alles gut – nur ein Läufer hat am Start seine Nummer verloren. «Eigentlich gilt: No chip, no time. Aber wir versuchen, die Zeit dieses Läufers zu rekonstruieren.» Seit über 30 Jahren tragen die Läufer schon Chips mit sich – die sogenannten «Transponder» sind aber immer kleiner und genauer geworden.
Auch die Sanitäter sind auf ihren Posten: Sie helfen, wo sie können. Etwa dem kleinen Luca, seine Eltern wieder zu finden. Am Ende werden die Sanitäter sagen, dass es am Aargau Marathon zu keinen grösseren Zwischenfällen gekommen ist – auch dank dem kühlen Wetter.
Bei der ersten Austragung des Aargau Marathons im Mai 2016 waren 2210 Läuferinnen und Läufer registriert. Diese Zahl wurde klar verpasst: 1430 Teilnehmer waren es diesmal.
Um 9 Uhr in Brugg gestartet, absolvieren sie eine 42 Kilometer lange Strecke nach Aarau.
Im Zielgelände macht sich allmählich Hektik breit: Helfer eilen umher, bereiten isotonische Getränke vor und legen silbrig-golden schimmernde Wärmedecken bereit.
Aus sicherer Distanz werden sie beobachtet vom Aargauer Landammann und Sportminister Alex Hürzeler. Selbst ist er nie einen Marathon gelaufen – «ich kann es mir auch nicht vorstellen, dass ich das noch machen werde.» Alex Hürzeler ist eher der Sprinter: «Die 100 Meter waren meine Lieblingsstrecke, alles darüber ist für mich Langstrecke», sagt der Regierungsrat lachend. Was für Hürzeler ganz einfach «ein Krampf» wäre, ist für die Langstreckenläufer auch mit Freude verbunden: «Sport sollte immer Spass machen, ein Erlebnis sein, bei dem Körper und Natur im Reinen miteinander sind.»
Als der Speaker im Zielraum das Wort ergreift, steigt die Anspannung. «Das Spitzenduo mit Fabian Meier aus Aarau und Andreas Probst aus Deutschland hat die Küttiger Badi passiert», ruft der Speaker. «Sie liegen nur wenige Sekunden auseinander.» Das Hoffen und Bangen geht los, ob es nach 2016 mit Christoph Feremutsch aus Kölliken wieder einen Aargauer Sieger geben wird.
Dann, endlich, ist es soweit: Ein einzelner Läufer biegt auf die Zielgerade ein. Es ist Fabian Meier, der Lokalmatador. Unter Jubelrufen durchläuft er den Zielbogen. 2 Stunden, 42 Minuten und 3 Sekunden steht auf der Anzeigetafel. Meier reisst die Arme hoch und lässt sich feiern. Er hat es geschafft. Er hat sie vollendet, die Reise zwischen dem Inbegriff des Leidens und dem höchsten Glück.