Boswiler Gemeindeschreiber
«Wer zu Lynch-Justiz aufruft, ist untragbar»: Aargauer Politiker fordern Konsequenzen

Nach den hetzerischen Facebook-Kommentaren des Boswiler Gemeindeschreibers fordern einige Politiker in einem offenen Brief, Daniel Wicki seines Amtes zu entheben. Andere gehen nicht ganz so weit.

Noemi Lea Landolt
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Von links nach rechts: Mia Jenny (Aargauer Juso-Präsidentin), Renate Gautschy (Präsidentin der Gemeindeammännervereinigung), Daniel Hölzle (Präsident der Grünen Aargau).

Von links nach rechts: Mia Jenny (Aargauer Juso-Präsidentin), Renate Gautschy (Präsidentin der Gemeindeammännervereinigung), Daniel Hölzle (Präsident der Grünen Aargau).

Bildquellen: Chris Iseli, Sandra Ardizzone

Die Reaktionen seitens Politik folgten prompt. Die SP Aargau hat bereits am Donnerstag Konsequenzen für Daniel Wicki gefordert. Der Boswiler Gemeindeschreiber hetzt in Facebook-Kommentaren gegen Flüchtlinge und Sozialhilfebezüger und ruft zur Todesstrafe auf. Für die SP ist er «nicht mehr tragbar». Gestern Freitag folgte ein offener Brief an den Gemeinderat und die Bevölkerung von Boswil. Unterschrieben haben ihn acht Aargauer Politikerinnen und Politiker.

Unter ihnen Mia Jenni und Sandro Covo von den Juso, die SP-Aargau-Präsidentin Gabriela Suter, der Präsident der Grünen Aargau Daniel Hölzle und Jungpolitiker der GLP und Grünen. Sie finden, das Amt des Gemeindeschreibers sei nicht mit Hass auf Bevölkerungsgruppen vereinbar und solche Kommentare seien mit Nichts zu entschuldigen. «Wer auf Facebook zur Lynchjustiz aufruft, ist für dieses Amt untragbar.» Sie fordern den Boswiler Gemeinderat dazu auf, die entsprechenden Konsequenzen zu ziehen und Daniel Wicki seines Amtes zu entheben. Er habe das «zwingend notwendige Vertrauen zerstört».

Sache des Gemeinderats

CVP-Grossrätin Marianne Binder hat weder den offenen Brief noch die Online-Petition, die Wickis Entlassung fordert, unterschrieben. Doch auch sie findet die Äusserungen des Gemeindeschreibers inakzeptabel. «Solche Äusserungen sind mit der Funktion eines Gemeindeschreibers nicht vereinbar. Als Privatperson und als Amtsperson.» Trotz allem Protest findet sie aber, dass eine Petition «kein geeignetes Mittel ist, um Druck auf einen fehlbaren Menschen aufzubauen». Es sei immer noch die zuständige Behörde, nämlich der Gemeinderat als Arbeitgeber, der in der Verantwortung stehe, über Massnahmen entscheide und Konsequenzen ziehe.

Binder kann genauso wenig verstehen, wie Renate Gautschy, FDP-Grossrätin und Präsidentin der Gemeindeammännervereinigung, dass sich Gemeindeammann Michael Weber hinter seinen Gemeindeschreiber stellt: «Die Äusserungen sind ein No-Go und nicht entschuldbar. Daniel Wicki hat eine Grenze überschritten», sagt Gautschy. Gleichzeitig findet sie, die Gemeinde hätte Wicki eigentlich schon lange bremsen müssen, wenn ähnliche Äusserungen bereits bekannt waren. Seine hetzerischen Kommentare sind teilweise mehrere Jahre alt.

Gautschy selber hätte sich in der Öffentlichkeit klar von den Äusserungen distanziert. «Solche Aussagen hätten bei mir in der Gemeinde klare Konsequenzen.» Das müsse nicht zwingend eine Entlassung sein, wie sie die SP Aargau fordert. Um das zu beurteilen, müsse das ganze bisherige Arbeitsverhältnis durchleuchtet werden und für eine zukünftige Zusammenarbeit der Umgang mit der Kommunikation geklärt sein. «Das ist Sache der Gemeinde beziehungsweise des Gemeinderats», so Gautschy.